Herzlich willkommen zum 364. Luther-Abendgebet am Mittwoch, 25. Juni 2025. Zeit für einen Rückblick auf den Tag und auf die Hälfte der Woche. Zeit für Gedanken, Musik und Gebet inmitten von Dankbarkeit und auch Sorgen des Lebens und der Welt.

Einladen möchte ich Sie und Euch heute Abend zu einem Abend mit Johann Sebastian Bach und Johannes dem Täufer. Gestern, am 24. Juni, gedachte die Kirche der Geburt Johannes des Täufers. Bach hat zu diesem Anlass in Leipzig 1738 die schöne Kantate «Freue dich, erlöste Schar!» BWV 30 geschrieben. Wir hören zu Beginn den Anfangschor.

MUSIK: Chor «Freue dich erlöste Schar»

https://www.youtube.com/watch?v=GXia05MJFdw&list=PLG48OUCZVmoTOIvU1oMm_H4NNcd4Fp5Tt

 Ich zünde eine Kerze an, gegen das Dunkel, für den Frieden, für Vertrauen, für die Hoffnung.

So sammeln wir uns heute Abend:

im Namen Gottes, der Ursprung und Quelle allen Lebens ist,

im Namen Jesu Christi, der uns annimmt, so wie wir sind,

und im Namen der Heiligen Geistkraft, die uns Kraft, Trost und heilige Bewegung schenkt.

Amen.

 

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

BILD: Johannesfeuer

 

Wir beten miteinander Luthers Abendsegen.

Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen.

Ich danke dir, mein himmlischer Vater, 

durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, 

dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, 

und bitte dich, 

du wollest mir vergeben alle meine Sünde, 

wo ich Unrecht getan habe, 

und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. 

Denn ich befehle mich,

meinen Leib und Seele  und alles in deine Hände. 

Dein heiliger Engel sei mit mir, 

dass der böse Feind keine Macht an mir finde.

Amen

 MUSIK: Arie «Gelobet sei Gott»

https://www.youtube.com/watch?v=AYs-EQN6GoM&list=PLG48OUCZVmoTOIvU1oMm_H4NNcd4Fp5Tt&index=4

 Was sagt uns die Bibel über Johannes den Täufer und wieso erinnert man am 24. Juni – also 6 Monate vor Heilig Abend- an seine Geburt?

 Johannes der Täufer war ein bedeutender Bußprediger und Wegbereiter Jesu. Der Name Johannes bedeutet „Gott ist gnädig“. Das Neue Testament berichtet, dass seine Mutter Elisabeth mit Maria, der Mutter Jesu, verwandt war. Im ersten Kapitel des Lukasevangeliums wird erzählt, wie Maria, am Anfang ihrer Schwangerschaft, ihre Verwandte Elisabeth besucht, die mit Johannes dem Täufer bereits im sechsten Monat schwanger ist. Johannes der Täufer und Jesus sind also Cousins, wobei Johannes sechs Monate älter ist. Schon in diesem vorgeburtlichen Zustand erkennt Johannes in Maria und ihrem ungeborenen Kind den Messias und seine Mutter. Johannes hüpft im Bauch von Elisabeth. Die Bibel hält damit fest, dass Johannes von Anfang an mit dem Geist Gottes erfüllt ist.

 BILD: Lukas Cranach der Ältere: «Christus und Johannes der Täufer als Kinder». www.meisterdrucke.ch

Als Erwachsener trat Johannes öffentlich in der Wüste Judäas auf und rief die Menschen zur Umkehr und Buße auf. Seine zentrale Botschaft lautete: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“ (Matthäus 3,2). Er taufte im Jordan Menschen zur Vergebung der Sünden und bereitete sie so auf das Kommen des Messias vor.

Er lebte asketisch: Sein Aufenthaltsort war die Wüste, er trug ein Gewand aus Kamelhaaren mit einem ledernen Gürtel und ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig (Matthäus 3,4). Diese Lebensweise erinnerte stark an die alttestamentlichen Propheten, besonders an Elija.

Als Jesus zu ihm kam, erkannte Johannes ihn als den verheißenen Messias und sagte: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“ (Johannes 1,29). Bei der Taufe Jesu öffnete sich der Himmel, der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf Jesus herab, und Gottes Stimme sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Matthäus 3,17).

Johannes kritisierte später öffentlich die unrechtmäßige Ehe von König Herodes Antipas mit Herodias, der Frau seines Bruders. Wegen dieser Kritik wurde er gefangen genommen und schließlich auf Betreiben von Herodias enthauptet (Markus 6,17–28).

Johannes wird im Neuen Testament als der letzte große Prophet vor dem Auftreten Jesu gesehen – als derjenige, der seinen Weg bereitet hat.

 MUSIK Arie «Kommt ihr angefochtenen Sünder»

https://www.youtube.com/watch?v=kQ9nYwruRlo&list=PLG48OUCZVmoTOIvU1oMm_H4NNcd4Fp5Tt&index=6

 Nun der Gedenktag der Geburt von Johannes dem Täufer wurde aufgrund der biblischen Tradition auf genau 6 Monate vor der Geburt Jesu gesetzt. Also sechs Monate von dem 24. Dezember, dem Heiligen Abend, gedenkt die Kirche an Johannes den Täufer – am 24. Juni.

 Die Sommersonnenwende findet im Zyklus der Jahreszeiten am 21. Juni statt. Das ist der längste Tag des Jahres. Ab diesem Zeitpunkt beginnen die Tage wieder kürzer zu werden und das Licht nimmt allmählich ab. Der Gedenktag für die Geburt Johannes des Täufers liegt bewusst kurz nach der Sommersonnenwende. Johannes hat über Jesus nämlich im Johannesevangelium 3,30 gesagt: «Er (Jesus) muss wachsen, ich aber muss abnehmen». Ab Johannes‘ Geburtstag wird das Licht in der Natur weniger – Johannes „nimmt ab“. Sechs Monate später, am 24. Dezember, wird Jesu Geburt gefeiert – das Licht von nun an im Jahr wieder zu, die Tage werden länger. Jesus „wächst“ also.

Johannes der Täufer wird als der gesehen, der dem Licht den Weg bereitet, aber nicht selbst das Licht ist (Johannes 1,8). Johannes tritt in den Hintergrund, sobald Jesus, das wahre Licht der Welt (Johannes 8,12), erscheint. Der natürliche Rhythmus des Lichts (zunehmend/abnehmend) wird so zum Bild für das geistliche Wirken von Johannes und Jesus.

 Die Verbindung von Sommersonnenwende, Johannistag und dem Spruch Johannes «Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen» ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Kirche natürliche Zyklen der Schöpfung in ihre Liturgie aufgenommen hat – und wie das Licht als Symbol für Christus in Theologie, Natur und Kalender zusammenklingt.

 MUSIK: Chor: «Eine Stimme lässt sich hören, in der Wüste weit und breit»

https://www.youtube.com/watch?v=vPNBN9z9Tho&list=PLG48OUCZVmoTOIvU1oMm_H4NNcd4Fp5Tt&index=7

 Die Bachkantate «Freue dich erlöste Schar» ist eine fröhliche Kantate in zwei Teilen. Man spielte sie vor und nach der Predigt im Gottesdienst zum Johannesfest. Genauso froh und gelöst wie der Eingangschor wirken auch die Arien dieser Kantate. Sie erinnern uns daran, dass wir trotz allem, zu der erlösten Schar gehören und uns freuen dürfen.

In der Kantate hören wir, dass die Freude nun einen „rechten festen Grund“ hat. Das, was die Väter „gewünscht, verlanget und gehofft“ ist nun eingetroffen. Der „treue Diener“ ist geboren, der „längstens dazu auserkoren, dass er dem Herrn den Weg bereit“.  Damit feiert die Kantate die Ankunft des Täufers als Beginn des lang ersehnten Heilsgeschehens. Er ist es, der den Weg zum Licht zeigt. Und die Alt-Arie, die wir gehört haben, lädt mit einer wunderschönen Gnadenverkündigung an die Sünder ein „Kommt, ihr verirrten Schafe/ Steht auf vom Sündenschlafe, denn itzt ist Gnadenzeit!“

Im zweiten Teil der Kantate wird, ganz im Stil der damaligen Zeit, das Berichtete auf den Einzelchristen der versammelten Gemeinde übertragen: Das wunderbare Heilsgeschehen, dass Gott in seiner großen Gnade geschenkt hat, erweckt als Antwort den Entschluss, von allem, was Gott zuwider ist, abzulassen. Wir hören das gleich anschließend in der Bass-Arie. „ich will nun hassen, und alles lassen, was dir mein Gott zuwider ist. Ich will dich nicht betrüben, sondern herzlich lieben, weil du mir so gnädig bist“.

Dieser Entschluss weiß jedoch um die Realität des schwachen und unbeständigen Menschen. So zu leben wie es Gott gefällt, ist gar nicht so einfach. Dennoch hofft der Christ durch den Geist Gottes „Tag und Tag, steif und fest“ den Bund Gottes zu halten. Kein Wunder also, dass die Sopranarie, die dem Schlusschor vorausgeht, von der Sehnsucht nach Erlösung singt, von der Hoffnung, von der irdischen Unvollkommenheit bald befreit zu sein und im himmlischen Jerusalem ewige Freude zu genießen.

MUSIK: Arie: «Ich will nun lassen und alles hassen, was meinem Gott zuwider ist»

https://www.youtube.com/watch?v=qhpICTqs7tw&list=PLG48OUCZVmoTOIvU1oMm_H4NNcd4Fp5Tt&index=9

 Wir befinden uns in der Mitte des Jahres. So lade ich an der Stelle der Fürbitte zu einem Gebet als persönlichem Rückblick auf das Jahr ein.

 Dieses Lebensjahr ist ein Geschenk aus deiner Hand, Gott.
Die erste Hälfte liegt bereits hinter mir – wie schnell ist sie vergangen!
Ich staune darüber, wie leise und rasch die Zeit vergeht…
Und so lege ich dieses halbe Jahr behutsam zurück in deine Hände,
mit allem, was war – dem Schönen wie dem Schweren.

Ich gehe den Weg noch einmal in Gedanken entlang:
Was durfte ich erleben?
Was ist mir gelungen, worauf bin ich stolz?
Was habe ich geschafft, mit Kraft, Geduld, Fleiss und auch mit deiner Hilfe?
Und was ist mir entglitten, unvollendet geblieben?
Wo habe ich gezögert, versäumt, versagt?
Was hätte ich gern anders gemacht?

Ich halte inne bei dem, was mein Herz bewegt hat:
Was hat mich froh gemacht, welche Momente haben mein Inneres zum Leuchten gebracht?
Ich rufe die Bilder wach, die Farben, die Stimmen, die Gefühle.
Ich frage mich: Wofür bin ich dankbar? Was hat mir Freude geschenkt?

Wer hat mich in dieser Zeit begleitet?
Wem bin ich begegnet – unerwartet, vertraut oder neu?
Ich danke dir für Menschen, die mich lieben und die ich lieben darf,
für Freundschaft, Nähe und für das Geschenk, so angenommen zu sein, wie ich bin.

Und doch gibt es auch das, was schwer auf mir liegt:
Was bedrückt mich? Was macht mir Sorgen?
Wovor habe ich Angst, was nimmt mir den Mut?
Du kennst meine Gedanken Gott – auch die unausgesprochenen.
Ich bringe sie vor dich, in meinem Dank, in meiner Bitte.

Und dort, wo ich schuldig geworden bin –
in Gedanken, in Worten, in dem, was ich getan oder unterlassen habe –
bitte ich dich: Vergib mir.
Wandle du, was zerbrochen ist.

Vollende, was nicht fertig wurde.
Wandle in Segen, was hinter mir liegt –
und segne mich und das, was vor mir liegt.

Lass mich nie vergessen,

dass ich begleitet, umhüllt, getragen und geliebt bin.

Jeden Tag.

 Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 SEGEN

Empfangt den Segen Gottes:

Gott segne und behüte dich

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig

Gott erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Amen

Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da

 MITTEILUNGEN

Herzliche Einladung am Sonntag um 10.00 Uhr zum Abendmahlsgottesdienst mit Pfrin. Marion Werner. Unter Segen werden wir am Sonntag unseren Kirchenvorsteher Wolfgang Hammer in sein Amt einführen. Im Anschluss sind alle herzlich zum Kirchenkaffee eingeladen.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wünschen eine behütete und hoffnungsfrohe Woche. Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Marion Werner mit Thomas Risel

 MUSIK: Abschlusschor «Freue dich, erlöste Schar»

https://www.youtube.com/watch?v=LwRJCkrfmvM&list=PLG48OUCZVmoTOIvU1oMm_H4NNcd4Fp5Tt&index=13