Guten Abend und herzlich willkommen zum 335. Luther Abendgebet am Mittwoch, dem 20. November 2024.

Zeit für Gedanken, Musik und Gebet inmitten von Dankbarkeit und auch Sorgen des Lebens und der Welt

 Wir zünden eine Kerze an. Ihre helle Flamme soll uns daran erinnern, dass Gott mit seiner Liebe und seinem Licht bei uns ist.

 Und so sammeln wir uns auch heute Abend:

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, der uns trägt und segnet,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Amen.

 Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

 

MUSIK: Der Himmel, der ist, ist nicht der Himmel der kommt. Text Kurt Marti

https://www.youtube.com/watch?v=dRsKNBWst-8

Am Sonntag geht unser Kirchenjahr zu Ende. Der Ewigkeitssonntag oder Totensonntag lenkt unseren Blick auf die Ewigkeit und auf unsere Toten. Wir werden erinnert, unsere Zeit ist begrenzt: unsere eigene Lebenszeit, die Zeit, die wir mit unseren Lieben verbringen, die Zeit, die wir gemeinsam durchs Leben gehen.

Der Totensonntag erinnert uns daran, dass unser Leben zerbrechlich und vergänglich ist. „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ beten wir im 90. Psalm.

Sterben müssen – das ist nur die eine Hälfte der Wahrheit. Zugleich hören wir die frohe Botschaft, dass wir zu Christus gehören. Er trägt uns in diesem Leben und führt uns ins ewige Leben. Ihn erwarten wir. Ihm gehen wir entgegen.

Wir beten

Gott, die Welt erschreckt uns manchmal.
Das Leben wird uns schwer.
Der Tod passiert mitten im Leben.
Er bricht es ab.
Er zerstört unsere Pläne.
Oder er erlöst von einem langen Leiden.
Oder er bringt den Kreis eines Lebens zum Abschluss.

Leicht, Gott, ist es nie.
Darum bitten wir dich:
Trage mit uns – unsere Trauer,
unsere Erinnerungen.

Nimm uns an
und unsere Toten.
Sei bei uns
und lass uns deine heilende Gegenwart spüren.
Gott, erbarme dich.

Du, Gott, hast Himmel und Erde geschaffen.
Du bist da seit Anbeginn.
Und du bist da bis in alle Ewigkeit.
Du bist da, wenn wir geboren werden
Und du bist da, wenn wir sterben.
Du bist da, wo unsere Toten sind.
Immer bist du, Gott, bei uns.

Amen

 

Gott spricht zu uns:
Fürchte dich nicht,
denn ich habe dich erlöst.
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen,
du bist mein. (Jes 43,1)

 BILD Himmel

 Im Jahr 1991 geschah in der Familie des berühmten Musiker Eric Clapton ein furchtbarer Unfall. Sein vierjähriger Sohn Conor stürzte aus dem Fenster der Wohnung und starb.

Kurz darauf schrieb Eric Clapton seinen wohl tiefsten und emotionalsten Song: Tears in Heaven – Tränen im Himmel.

Er beginnt mit den Worten:

Wenn ich dich im Himmel sehen könnte – würdest du meinen Namen kennen? Wäre es so wie früher? Würdest du meine Hand halten? Würdest du mir helfen, stark zu bleiben – wenn ich dich im Himmel sehen könnte?

In diesem Lied versuchte Eric Clapton, all seinen Schmerz und seine Trauer zu verarbeiten. Er stellt sich vor, dass er sein Kind im Jenseits sehen könnte. Und er fragt sich: Wie ist das wohl, drüben, auf der anderen Seite, bei Gott…

Jeder von uns musste bereits Menschen, den wir lieb gehabt haben, gehen lassen. Auf den Tod kann man sich nur schwer vorbereiten. Besonders schlimm ist es, wenn der Tod unerwartet in unser Leben kommt – wenn er Menschen einfach so aus dem Leben nimmt, die eben noch da waren und gelacht und gelebt haben. Aber auch wenn man damit rechnet, ist man nicht vorbereitet. Plötzlich ist der Tod da – und ein Mensch ist gegangen.

Unsere Lebenszeit kann dich niederwerfen, kann dich in die Knie zwingen, dein Herz brechen und dich zum Betteln bringen. Singt Clapton

 Es ist ja nicht so, dass wenn man einmal Leid und Schmerz erfahren musste, dass man dann damit durch ist im Leben. Manche Menschen haben Glück und kommen ohne schwereren Schicksalsschlag durchs Leben. Andere trifft es wieder und wieder. Und sie müssen jedes Mal neu ihren Weg zurück zum Leben finden. Durch Tag und Nacht, durch Tränen und Leid. So lange, wie sie hier auf Erden leben.

Eric Clapton singt: Ich muss stark sein und weitermachen. Ich werde meinen Weg finden durch Tag und Nacht – weil ich weiß, dass ich noch nicht zum Himmel gehöre.

 Aber …. Wenn ich dich im Himmel sehen könnte – würdest du meinen Namen kennen? – fragt sich Eric Clapton.

Gibt es da was nach dem Tod? Bleibt etwas von uns? Unsere Erinnerungen? Unsere Eigenheiten? Unsere Persönlichkeit? Oder gehen wir einfach auf in Gottes Liebe?

Jesus spricht ganz unterschiedlich vom Himmel. Da ist von einem Haus die Rede, in dem Gott für jeden von uns eine Wohnung bereithält. Da ist von einem fröhlichen Hochzeitsfest die Rede, von einer großen Essenstafel, an der man mit Familie und Freunden singt und lacht. Die Bibel erzählt von einer neuen Welt, in der es keine Tränen, keine Klagen, kein Leid, keine Krankheit und kein Schmerz mehr sein wird.

In der letzten Strophe seines Liedes Tears in Heaven dichtet Eric Clapton:

Hinter der Türe liegt Frieden, da bin ich sicher. Und ich weiß: Im Himmel gibt es keine Tränen mehr!

 Den Tod als Türe zu sehen, hinter der Friede, Liebe und Glück liegt, dazu leitet Clapton in seinem Lied an. Und wir lesen in der Bibel ja selbst:

Gott wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerz. Denn was früher war, ist vergangen. Und Gott sagt: Ich mache alles neu.

Diese Hoffnung bringt uns unsere Toten nicht wieder.

Diese Hoffnung nimmt uns unsere Trauer nicht weg.

Aber wer darauf hofft, dass hinter der Türe Frieden und Liebe auf uns warten, wer vertraut, dass unsere Lieben in Gottes Hand behütet sind, der weiß, dass wir uns eines Tages auf der anderen Seite wiedersehen.

Möge Gott es uns schenken.

Amen

 MUSIK Eric Clapton «Tears in Heaven»  

https://www.youtube.com/watch?v=N-cgJwl8juU

 Wir beten:

Gott, deinen Trost brauchen wir,
so nötig wie das tägliche Brot, zum Leben.
Danke, dass du da bist.
In Brot und Wein,
am Morgen und am Abend,
am Anfang und am Ende der Welt.
Mit dir sind wir auf unserem Weg.

 Von dir Gott kommt unser Leben,
und zu dir kehrt es zurück.
In deine Arme legen wir alle, die trauern.
Wir vertrauen sie deiner Nähe an.
Schenke ihnen Kraft für ihre Trauer
und Trost für ihre verletzte Seele.

 In deine Hände betten wir alle, die auf Heilung warten.
Wir vertrauen sie deiner Fürsorge an.
Stärke sie
und schenke ihnen Kraft für das, was sie zu tragen haben.

 In deinen Schoß legen wir unsere Sterbenden.
Wir vertrauen sie deiner Fürsorge an.
Begleite sie
und schenke ihnen Kraft für den Weg, der vor ihnen liegt.

 In deine Hände legen wir alle, die durch Gewalt ums Leben gekommen sind.
Wir vertrauen sie deiner Gerechtigkeit an.
Erbarme dich ihrer
und verhilf ihnen zu ihrem Recht.

 In deine Hände legen wir unsere Verstorbenen.
Wir denken an ihre Namen

….

Wir vertrauen sie deiner Gnade und Barmherzigkeit an.
Halte du sie geborgen in deiner Ewigkeit.

 An dein Herz legen wir unser Leben und unser Sterben.
Wir vertrauen uns deiner Gnade an.
Sei gegenwärtig in all unserem Tun.
Öffne unsere Herzen und Sinne für dein Geheimnis.

In der Stille bringen wir vor dich, was uns bewegt:

Stille

Wenn wir dich anrufen, Gott, so hörst du uns
und gibst unseren Seelen große Kraft.

 Mit den Worten Deines Sohnes beten wir gemeinsam, laut oder leise:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit

Amen.

 

SEGEN:

Empfangt den Segen Gottes

 Gott schenke dir Ruhe und Frieden.
Er giesse die Stille in dein Herz,
damit du ruhig schlafen kannst.

Er lasse dich in seiner Hand geborgen sein.

So segne und behüte dich der gute und treue Gott.

 Bleibt zuversichtlich, dann Gott ist da.

Amen

 MITTEILUNGEN:

Herzliche Einladung zum Gottesdienst mit Gebet für unsere Verstorbenen und für den Frieden am kommenden „Letzten Sonntag des Kirchenjahres“, Ewigkeitssonntag, 24. November, um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche Zürich.

Begleitet wird der Gottesdienst von unserem Projektchor «Songs of Hope» geleitet von Christian Gautschi

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Wir danken allen, die mit uns unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft.

Bleiben wir zuversichtlich, denn Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern.

Marion Werner mit Thomas Risel

 

MUSIK: Largo aus der Oper Xerxes von Händel