Herzlich willkommen zum 353. Luther Abendgebet am Mittwoch, 2. April 2025. Wir nehmen uns Zeit für Gedanken, Musik und Gebet inmitten von Dankbarkeit und auch Sorgen des Lebens und der Welt.

Am letzten Sonntag feierten wir Lätare, den kleinen Freudensonntag inmitten der Passionszeit. Daran möchte ich heute Abend mit Worten von Christina Brudereck erinnern

In der Wüste,

ein Mandelzweig.

Im Fasten,

ein Zuzwinkern.

Wache Neugier im Noch-Nicht.

Kleines Ostern – sagt die Tradition

Kleines Aufatmen- flüstert die Seele.

Heute schon Auferstehung einüben.

Ich zünde eine Kerze an, gegen das Dunkel, für den Frieden, für Vertrauen, für die Hoffnung.

So sammeln wir uns heute Abend:

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, dem Herrn und Bruder, der uns im Leiden trägt und hilft,

und im Namen der Heiligen Geistkraft, die uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Amen

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

 GEBET

Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern, mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen schönen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. 
Mit Sorgen, mit Leid und Erschrecken

über die Auswirkungen der Klimaerwärmung, Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt,

wir kommen auch mit Dank für so viele kleine Dinge, die uns erfreuen und guttun,

die so selbstverständlich funktionieren in unserem Leben.
Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.

Amen.

Der Wochenspruch lautet: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Joh 12,24

MUSIK Choral «O Traurigkeit, o Herzeleid» JS Bach

https://www.youtube.com/watch?v=mpoxw1zn0aQ

 

Liebe Gemeinde,

In unserem Luthergebet bis Ostern folgen wir dem Vorschlag „Sieben Wochen voll guter Gefühle – könnte das nicht ein Fasten sein, wie es Gott gefällt?». Wir haben bereits über Dankbarkeit, Demut und Ehrfurcht nachgedacht.

Der Vorschlag für diese Woche ist speziell: «Eine Woche mit berechtigtem Zorn über Missstände benennen und beklagen». Was macht mich zornig? Berechtigterweise zornig? Und worüber möchte ich klagen? Mich beklagen? Klagen vor Gott?

Da fallen mir so viele Dinge ein in der heutigen Welt und ich bin froh, dass diese Gefühle und Gedanken in der Fastenzeit auch Platz haben dürfen.

Ich klage über die Opfer des Erdbebens in Myanmar

Ich klage über die vielen Flüchtlinge, die Krieg und Armut vertrieben haben und die als ungeliebte Fremde nun irgendwo in der Welt leben.

Ich klage über die vielen Korallen, die in den letzten Tagen vor der Küste Australiens gestorben sind. Das Meer war viel zu warm. Ich klage über unsere schmelzenden Gletscher und sterbenden Bäume. Über Feuer und Überschwemmungen. Ich klage über eine bedrohte Zukunft für unsere Kinder und für uns.

Ich klage über das Böse und Grausame, das Menschen einander antun können

Ich bin zornig, dass wir statt in den Klimaschutz neu in Waffen so viel Geld investieren

Ich bin zornig über die Männer mit viel Macht, die mehr Land als das eigene haben wollen, mit Krieg drohen oder ihn führen, mit Zöllen und Drohungen die Wirtschaft destabilisieren. Und leiden, tun die kleinen Menschen und Familien

Ich bin zornig über so viel Fake News, Manipulation und Rechtsrutsch

Da ist so Vieles, das nun meine Gedanken durchflutet. Klage und Zorn. Vielleicht geht es Ihnen und Euch auch so. Heute dürfen wir diesen Gefühlen Raum geben und sie vor Gott bringen. Während die Musik läuft, nehmen wir uns heute Abend bewusst dafür Zeit, unseren Zorn und unsere Klage vor Gott zu bringen. Ganz offen und ganz mutig. Sein Ohr ist für uns offen.

MUSIK Yorima

https://www.youtube.com/watch?v=7maJOI3QMu0

 Auch Jesus hat geklagt – zB über Jerusalem und die Menschen dort (Lukas 13,34). In den Evangelien lesen wir immer wieder, wie Jesus sich über die Verhältnisse empörte – über die Ausbeutung der Armen, die Heuchelei der religiösen Führer und die Ungerechtigkeit, die das Volk Gottes erlebte. Auch Jesus wurde zornig und sogar handgreiflich in seinem Ärger.  Es gibt die Erzählung, in der Jesus Händler im Tempel angreift. Sie stehen an den Rändern, wechseln Geld, verkaufen Opfertiere. Ganz normal – völlig alltäglich. Jesus aber macht das wütend. Er wirft die Tische mit Waren um und schmeisst die Händler aus dem Tempel mit den Worten: »Mein Haus soll ein Bethaus heißen, ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus». Matthäus 21,13

Klagen tut uns gut. Wir sprechen aus, was uns Leid und Schmerz verursacht. Was uns traurig macht. Danach ist das Problem nicht gelöst aber unsere Brust fühlt sich leichter an. Und manchmal wächst aus diesem Leichter-Sein die Kraft, etwas anzupacken und zu verändern.

Wie ist das nun mit der Wut? Ich frage mich, hat Jesus mit seinen Jünerinnen und Jüngern über seine Emotionen und seinen Ausbruch geredet? Ich stelle mir vor, dass sie vor den Kopf gestossen waren. Und verwirrt.

Weiter hinten in der Bibel steht: «Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen (Epheser 4,16)». Vielleicht hat Jesus so etwas Ähnliches zu seinen Jüngern gesagt, nach seinem Ausbruch im Tempel. Jesus zeigt uns, dass Zorn nicht immer eine negative, zerstörerische Kraft sein muss. Es gibt auch einen Zorn, der berechtigt ist, weil er sich gegen das Unrecht und die Missstände richtet. Dieser Zorn wird nicht von Hass oder Rache geleitet, sondern von einer tiefen Sehnsucht nach Veränderung und Gerechtigkeit, von dem Wunsch gehört zu werden. Wut lohnt sich, wenn sie angemessen und berechtigt ist. Und, wenn man nachher den Weg in die Beziehung zurück sucht, bereit ist Lösungen zu suchen und bereit sich zu entschuldigen, wenn man verletzend war. Dann hat Zorn einen Sinn.

In der Passionszeit dürfen wir uns fragen: Wo erleben wir Zorn in uns? Ist es der Zorn, der uns lähmt oder der Zorn, der uns zu Taten der Liebe und des Friedens antreibt? Möge dieser Zorn uns zu einem Handeln führen, das die Welt ein Stück gerechter macht. Amen.

 MUSIK Martin Pepper «Das Leben gibt und nimmt»

https://www.youtube.com/watch?v=v0OGz0Ot3lo

 FÜRBITTE

Jesus Christus,
du Brot des Lebens,
du Freude in der Angst,
du Hoffnung in der Dunkelheit.

Wir bitten dich um Brot.
Es herrscht Hunger.
Inmitten von Gewalt und Dürre,
von Flucht und Fluten 
ist jeder gefüllte Teller ein Fest.
Erbarme dich 
der Hungrigen,
der Menschen in den Flüchtlingslagern,
der Familien, die in Trümmern leben,
der Obdachlosen und Armen in unserer Nachbarschaft.
Kyrie eleison.

 Wir bitten dich um Schutz.
Es herrscht Furcht.
Die Mächtigen machen Geschäfte
und die Wahrheit leidet.
Erbarme dich
der einfachen Leute,
der Mutigen, die der Lüge standhalten,
der Menschen guten Willens,
der treuen Menschen, die für andere sorgen.
Du bist Schutz und Schirm vor allem Bösen,
bewahre uns und unsere Lieben. 
Kyrie eleison.

 Wir bitten dich um Leben.
Du bist die Liebe. 
Du sprichst zu deiner Kirche.
Du stehst uns bei.
Erbarme dich deiner Gemeinde,
der Kranken,
der Trauernden,
der Müden und Erschöpften.
Du bist das Korn,
das in die Erde sinkt. 
Lebe in uns auf,
wachse in uns,
heute und morgen und alle Tage. 
Dich loben wir. 
Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 SEGEN

Empfangt den Segen Gottes:

Möge Gott uns segnen,

Möge unsere Aufmerksamkeit andern zum Leben verhelfen

Möge unser Lächeln andere glücklich machen

Mögen unsere Worte dem Leben dienen

Möge unsere Gegenwart anderen eine Hilfe sein

Möge Gott unserem Zeugnis Kraft geben

So segne uns der barmherzige Gott,

Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen

Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da

MITTEILUNGEN

Herzliche Einladung

-am Donnerstag, 3. April um 14.00 Uhr, zum Vortrag von Jakob Knaus «Musik zu Frieden und Krieg». Wir bitten um Anmeldung im Pfarrbüro bis Mittwoch. Danke

– am Samstag, 5. April um 12.15 Uhr, in die Augustinerkirche zur Bachkantate «Jesus nahm zu sich die Zwölfe» BWV 22. Theologische Erläuterungen von Pfrin. Werner und musikalische Erläuterungen von Bernhard Hunziker.  

– am Sonntag, 6. April um 9.30 Uhr, zu einem Kurzgottesdienst in der Martin Luther Kirche und der anschliessenden 135. Ordentlichen Kirchgemeindeversammlung. Die Unterlagen liegen aus, wer sie einsehen möchte, kann sich im Sekretariat melden.  

-die beliebte Osterkerze kann wieder für den Preis von 12 Chf in der Kirche gekauft werden.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wünschen eine behütete und hoffnungsfrohe Woche. Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Marion Werner mit Thomas Risel

 

MUSIK «Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen»

https://www.youtube.com/watch?v=wVi9IAu3Oto