Herzlich willkommen zum 359. Luther-Abendgebet am Mittwoch, 21. Mai 2025
Wir befinden uns nach dem Kirchenjahr-Kalender noch in der österlichen Zeit, in der Woche des Sonntags „Kantate-Singet“. Dieser will uns erinnern an die Kraft und Macht der Musik von alters her:
Miriam, die Schwester des Moses, sang es einst, das Lied der Befreiung,
David sang es zur Harfe, um Saul zu besänftigen,
die ersten Christen haben es angestimmt, ihren Herrn zu preisen,
und singend haben die Menschen die Reformation verbreitet.
Bild: «Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.» (Psalm 98,1)
Mit dem Wochenspruch aus dem 98. Psalm singen wir unsere Klage, unser Gedenken und unseren Dank, unseren Glauben und Bekenntnis, zum Lob Gottes:
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn – der Himmel und Erde gemacht hat.
Wir entzünden ein Licht: für den Frieden in der Welt und bei uns, wir nehmen uns Zeit für Gedanken, Musik und Gebet inmitten von Dankbarkeit und auch Sorgen des Lebens.
Musik: HEINRICH SCHÜTZ: SINGET DEM HERRN EIN NEUES LIED
https://www.youtube.com/watch?v=dbXdfeRFFnc
Singen war auch ein grosses Thema in der letzten Woche in Basel, die ganze Stadt und Region waren voller Musik aus ganz Europa. Dabei gab es vom Schlager über Pop und „bumm-bumm-Musik“ auch musikalisch und textlich auf hohem Niveau stehende Songs. Die Balladen der französischen Sängern Louane über das Mutter-Dasein „Maman“ oder der griechischen Sängerin Klaudia zum Beispiel enthielten sehr persönliche Geschichten.
In der St. Jakobshalle Basel fand der 69. Eurovision Song Contest (ESC) statt, nach Lugano 1956 und Lausanne 1989 die dritte Austragung des ESC in der Schweiz.
Gewinner wurde bekanntlich der Countertenor-Sänger JJ für Österreich mit dem Song „Wasted Love“, über die vergebliche oder niemals vergebliche Liebe.
Zweite im Wettbewerb wurde die Israelin Yuval Raphael, die mit ihrem Lied „New Day Will Rise“ für Israel zumindest überraschend deutlich die Zuschauerabstimmung gewann. Yuval Raphael wurde 2000 in Ra’anana geboren, wo sie auch heute lebt.
Wie bereits im letzten Jahr im schwedischen Malmö war der Start einer israelischen Künstlerin umstritten. Viele Menschen differenzieren jedoch nicht: zwischen einer kritischen Sicht auf die Regierung des Landes und deren Kriegshandlungen, und auf der anderen Seite der normalen Bevölkerung des Landes. Spürbar wird das, wenn man sich den bewegenden Text des Songs und seine Geschichte ansieht. Hier Ausschnitte aus dem Lied ins Deutsche übertragen:
[Strophe 1]
„Selbst wenn du dich verabschiedest, wirst du niemals ganz weggehen
Du bist der Regenbogen in meinem Himmel, meine Farben im Grau
Mein einziger Wunsch bei einer Sternschnuppe, mein Sonnenschein am Tag
Das einzige Lied, das mein Klavier jemals spielt
Und selbst wenn du dich verabschiedest, wirst du immer hiеr sein
Um mir Halt zu geben und mich zu bеflügeln, halt meine Füße auf dem Boden….
[Refrain]
Ein neuer Tag wird anbrechen, das Leben wird weitergehen
Jeder weint, so weine nicht allein
Die Dunkelheit wird vergehen, all der Schmerz wird vorübergehen
Aber wir werden bleiben, selbst wenn du dich verabschiedest….
[Refrain]
Ein neuer Tag wird anbrechen…
Aber du wirst bleiben, Liebe meines Lebens
„Viele Gewässer können die Liebe nicht erlöschen. Noch können die Fluten sie wegschwemmen.“ (Hoheslied 8,7)
Selbst wenn du dich verabschiedest
Ein neuer Tag wird anbrechen.“
Musik: Yuval Raphael – New Day Will Rise
https://www.youtube.com/watch?v=IzniNjG4Xto
Der Titel ist überwiegend auf Englisch vorgetragen. Yuval Raphael, die auch mehrere Jahre in Genf lebte, wollte aber auch, dass der Text einige Zeilen auf Französisch enthalte. Ausserdem noch ein Bibelzitat auf Hebräisch.
Das Lied steht für einen neuen Sonnenaufgang, auf den jeder in Israel und Palästina nach einer solch schwierigen Zeit wartet. Die Sängerin erklärte, dass der Titel die Heilung repräsentiere, die ein Jeder brauche und den Optimismus für die kommenden Zeit. „New Day Will Rise“ spreche von der Stärke, der geteilten Hoffnung und der Unterstützung und Liebe der Menschen in ihrem Land.
Dazu muss man wissen: Yuval Raphael ist eine Überlebende des 7. Oktober 2023. Sie besuchte an den Tagen das Nova-Musikfestival in der Negevwüste, das nur wenige Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt stattfand. Als die Hamas die Veranstaltung angriff, flüchtete die damals 22-Jährige in einen halboffenen Bunker: 7 Stunden lang versteckte sie sich hinter und unter den Leichen ermordeter Jugendlicher. Sie stellte sich selbst tot – während das Morden um sie herum weiterging. Yuvals Überleben, an dem Ort mit 10 anderen jungen Menschen, ist wie ein Wunder. (Michèle Binswanger, Philip Zweifel: Wie Yuval Raphael den Angriff überlebt hat. In: Tagesanzeiger. 18. Dezember 2023).
Im April 2024 sprach sie darüber vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf.
Im Video zum Song macht eine Gruppe junger Erwachsener einen Ausflug ins Grüne. Yuval trägt ein weisses Kleid. Auf der Wiese blühen rote Anemonen. Sie erinnern an das vergossene Blut. Aber: die Anemonen stehen auch für das Wiedererwachen des Lebens jedes Frühjahr, wenn die Negevwüste purpurrot aufblüht.
Das Leben und die Liebe sind stärker als Hass und Tod, will der Song sagen, und zitiert dazu dann noch auf Hebräisch das biblische «Lied der Lieder», das Hohelied der Liebe: «Auch mächtige Wasser werden die Liebe nicht auslöschen können; selbst Fluten werden sie nicht fortschwemmen.» (Hld 8,7)
Bild: Frieden Israel-Palästina
Fürbitten
Schöpfer Gott, in allen Sprachen loben und singen wir deinen Namen.
Jeder Klang, jedes Wort findet bei dir Gehör.
Wir bitten für die Menschen, denen heute nicht nach Singen zumute ist,
für Kranke und Sterbende, für Verstorbene….
für die Trauernden und Verzweifelten.
Wir rufen… Gott erbarme Dich
Wir bitten für die Menschen, deren Lied verstummt ist,
für die Opfer von Gewalt und Krieg, und die, deren Heimat in Trümmern liegt,
für Geflüchtete, Verschleppte und Gefangene.
Wir bitten für die Menschen, deren Gesang nicht gehört wird,
die von anderen übertönt werden.
Wir bitten für die mundtot Gemachten,
und für die, denen die Worte fehlen.
Wir rufen… Gott erbarme Dich.
Wir bitten für die Menschen, die taub geworden sind,
die dein Lied der Liebe nicht mehr hören wollen,
die mit Gefühlen von Hass leben,
für die, die ihren Nächsten das Leben schwer machen.
Wir rufen… Gott erbarme Dich
Wir bitten für unsere Gemeinde und die weltweite Kirche.
Lass uns nicht nachlassen nach neuen Liedern zu suchen, Liedern der Hoffnung, und dir zum Lob zu singen!
Schenk uns ein neues Lied, Gott, bring unser Leben zum Klingen,
und lass uns in deiner Stille Geborgenheit finden…
Für deine Welt bitten wir, dass sie erfüllt werde von deiner Friedensmelodie.
Leg sie in unser Herz – immer wieder neu.
Gott, erbarme Dich.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Der Herr segne dich.
Er erfülle deine Füße mit Tanz
und deine Arme mit Kraft.
Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit
und deine Augen mit Lachen.
Er erfülle deine Ohren mit Musik
und deine Nase mit Wohlgerüchen.
Er erfülle deinen Mund mit Jubel
und dein Herz mit Freude.
Er schenke dir immer neu die Gnade der Wüste:
Stille, frisches Wasser und neue Hoffnung.
Er gebe uns allen immer neu die Kraft,
der Hoffnung und dem Frieden ein Gesicht zu geben.
(Segen aus Ägypten)
MITTEILUNGEN
Herzliche Einladung:
-am Donnerstag, 22. Mai ab 13.30 Uhr: Führung und Stadtrundgang über Katharina von Zimmern
-zur Bach-Kantate BWV 86 „Wahrlich, wahrlich ich sage euch“ in der Augustinerkirche, am Samstag, 24. Mai um 12.15 Uhr und im Ökumen. Kantatengottesdienst am Sonntag, 25. Mai um 10 Uhr, mit Pfrin. Marion Werner und Pfr. Lars Simpson.
-an Christi Himmelfahrt, 29. Mai um 10.00 Uhr Festgottesdienst im Grossmünster mit dem „Himmelfahrts-Oratorium“ von J. S. Bach, mit Pfr. Thomas Risel und Pfr. Martin Rüsch.
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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wünschen eine behütete und hoffnungsfrohe Woche.
Herzliche Grüsse nach nah und fern!
Thomas Risel mit Marion Werner
Musik: Johann Sebastian Bach (1685-1750) „Singet dem Herrn ein neues Lied“ Eingangs-Chor zur Kantate BWV 190
https://www.youtube.com/watch?v=Xmdm0a7Y1Jo
Fotos: Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers; Publik-Forum