Herzlich willkommen zum 356. Luther Abendgebet am Mittwoch, 30. April 2025. Wir befinden uns gemäss kirchlichem Kalender noch in der österlichen Freudenzeit, selbst wenn die Osterdekoration schon überall verräumt wurde. Wir nehmen uns Zeit für Gedanken, Musik und Gebet inmitten von Dankbarkeit und auch Sorgen des Lebens und der Welt.

BILD Osterbaum Martin Luther Kirche

Ich zünde eine Kerze an, gegen das Dunkel, für den Frieden, für Vertrauen, für die Hoffnung.

So sammeln wir uns heute Abend:

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, dem Herrn und Bruder, der uns im Leiden trägt und hilft,

und im Namen der Heiligen Geistkraft, die uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Amen

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

 GEBET

Lieber Gott,
am Ende dieses Tages komme ich zu Dir.
Ich halte kurz inne und schaue zurück.
Danke für alles Gute, das ich heute erleben durfte
für Menschen, die mir begegnet sind,
für Worte, die mich gestärkt haben,
für Momente der Freude und des Friedens.

Auch das Schwierige bringe ich vor Dich:
Situationen, in denen ich unsicher war,
Worte, die ich bereue,
Gedanken, die mir keine Ruhe lassen.
Du kennst mein Herz.
Vergib mir, wo ich versagt habe,
und hilf mir, loszulassen, was ich nicht ändern kann.

Ich lege diesen Tag in Deine Hände.
Schenke mir einen ruhigen Schlaf
und sei auch morgen an meiner Seite.
Mit Dir will ich weitergehen.
Amen.

 MUSIK: Händel «Messias» Arie «Doch du liessest ihn im Grabe nicht»

https://www.youtube.com/watch?v=0V_k2wnSRTA

 Gedanken: Auf Luthers Spuren…

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

letzte Woche waren wir mit den Konfirmanden auf Luthers Spuren unterwegs. Auf diese Reise möchte ich Sie und Euch gerne ein wenig mitnehmen.

 Unser Weg führte nach Eisenach – hier war Luther von 1498-1501 auf der Lateinschule. Seine Eltern hatten ihn mit 14 Jahren auf die Lateinschule geschickt, damit er später mal Jurist wird. Sie hofften, er könne in Eisenach bei Verwandten wohnen. Leider ging das nicht. Also musste er sich durch Singen und Nachhilfestunden seinen Lebensunterhalt verdienen. Gott sei Dank fand er in der wohlhabenden Frau Cotta eine Frau, die ihm wohlgesonnen war. So konnte er in ihrem Haus unterkommen, wo er ein intensives geistlichen Leben kennenlernte. Dieses Haus ist heute ein Museum mit dem Namen Lutherhaus, das der Übersetzung der Bibel gewidmet ist.

 Unsere Reise führte weiter nach Erfurt ins Augustinerkloser. Luther hatte im Januar 1505 das Jurastudium gebonnen. Zufrieden war er dabei nicht. Man erzählt sich, er sei im Juli 1505 in ein Gewitter geraten. Als in der Nähe ein Blitz einschlug und ihn der Luftdruck zu Boden geworden hat, gelobte er vor lauter Schreck «Hilf Heilige Anna, ich will Mönch werden!»

So trat er im Juli in das Erfurter Augustiner Kloster ein. Hier wird er Mönch, später zum Priester geweiht und beginnt mit seinem Theologiestudium. Das Leben im Augustinerkloster war sehr streng. Gebestsstunden gab es am Tag und in der Nacht, strenge Fastenzeiten und man durfte nicht sprechen. Luther wird von starken Glaubenskämpfen geplagt. Egal wie sehr er sich bemüht, hat er das Gefühl, Gott nicht zu genügen. Für Gott nicht gut genug zu sein.

 BILD:  Kloster

Ab 1511 ist Luther in Wittenberg. Dies war eine weitere Station auf unserer Reise. In Wittenberg unterrichtet er an der theologischen Fakultät. Hier erlangt er die Doktorwürde. Und hier hat er sein sogenanntest «Turmerlebnis». Beim Studium der Bibel erkennt er, dass Gott gnädig ist und uns liebt. Er ist nicht der strafende Gott, sondern der barmherzige Gott. In Jesus Christus vergibt er uns und steht an unserer Seite. Das ist sein reformatorischer Durchbruch.

Seine 95 Thesen hängt er am 31. Oktober 1517 an die Türe der Schlosskirche in Wittenberg und löst damit die Reformation aus. Daher ist der 31. Oktober bis heute der sogenannte Reformationstag in unserem Kalender.

Luthers Gedanken verbreiten sich sehr schnell, bedingt durch den inzwischen erfundenen Buchrduck. Er spricht dem Volk aus der Seele und viele schliessen sich seinen Gedanken an.

 Das kommt beim Papst in Rom nicht gut an. Es machte nämlich das Geschäft mit den Ablassbriefen kaputt.

Nachdem Luther sich 1521 vor dem Kaiser am Reichstag in Worms verteidigt, wird über ihn die Reichsacht ausgerufen. Zu seinem Schutz lässt der Kurfürst Friedrich der Weise ihn für 11 Monate auf die Wartburg entführen. Auch die Wartburg und die Lutherstube haben wir besucht.

Hier lebt Luther versteckt und übersetzt in 11 Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Mit seiner Übersetzung pägt er die Deutsche Sprache, so wie wir sie heute sprechen. Und er wirkt sprachschöpferisch. Ausdrücke wie «Lästermaul», «Sündenbock», «wie Sand am Meer», «lichterloh», «ein Herz und eine Seele» und viele andere mehr, erfindet er.

 BILD: Lutherstube Wartburg

Ab 1522 wirkt er wieder als Professor in Wittenberg. Er predigt oft in der Marienkirche, schreibt viel, unterrichtet, fährt umher und kümmert sich um die nun evangelisch werdenden Kirchgemeinden. Unterstütz wird er von anderen Gelehrten, insbesondere Philipp Melanchton. Aber auch von seiner Frau Katharina von Bora.

Im Jahr 1530 wird mit dem sogenannten «Augsburger Bekenntnis» der evangelische Glaube festgeschrieben.

 BILD: Marienkirche

Was ist eigentlich die Frage, welche die Reformation ausgelöst hat, die Frage, die Luther umgetrieben hat? Luther nannte sie : «Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?». Also, wie schaffe ich es, dass Gott mich liebt und gnädig ist zu mir? Luther hat sich sehr angestrengt ein gutes Leben zu führen. Dennoch zweifelte er daran, dass das für Gott ausreichte. Luther konnte nur auf das sehen, was in seinen Augen nicht gepasst hat.

 Genau an dieser Stelle können wir Luther verstehen. Genau an diesem Punkt ist sein Problem, ein Problem, das uns alle beschäftigt. Dazu haben wir mit den Konfirmanden eine Übung gemacht, die Sie und Ihr vielleicht in Gedanken mitgehen könnt.

Jeder und jede hat sich aus einer kleinen Schachtel einen grauen Stein für die eine Hand und ein kleines, schön bemaltes Stück Holz, in Form von Blume oder Herz, in die andere Hand genommen. Die Aufgabe für das Hölzchen war: überlg dir, was du gut kannst und was dir leicht fällt. Für den Stein: überleg dir, was dir schwer fällt. Was du nicht gut kannst und was du in deinen Augen nie gut genug können wirst.

Nun, es war für Luther so und für uns ist es auch oft so, dass wir immer auf den Stein sehen. Auf das, was wir nicht so gut können, was uns nicht gelingt, wo wir nicht perfekt sind. Egal was uns die anderen sagen, wir sind immer mit unserem grauen Stein beschäftigt und haben immer wieder Mühe, uns so anzunehmen, wie wir sind. Auf das Hölzchen vergessen wir dabei.

Was Luther in der Bibel entdeckt, ist eine sehr befreieinde Botschaft: Gott liebt uns so wie wir sind – quasi mit Stein und buntem Hölzchen. Wir müssen nicht perfekt sein. Er liebt uns mit unseren Schwächen und Stärken.  Und weil Gott uns so annimmt und liebt, dürfen wir uns selber auch annehmen.

Am Ende der Übung haben wir den Stein abgelegt. Das schöne Hölzchen in unseren Hosentaschen behalten, um es immer wieder mal anzufassen und zu wissen: Gott nimmt mich an. Und weil ich von Gott angenommen, geliebt und geschätzt bin, darf ich mich selbst auch so lieben und annehmen wie ich bin.

Amem

 BILD Paul Tillich

LIED: «Du bist Du»

https://www.youtube.com/watch?v=PNdTgGd8-u8

 FÜRBITTE (Wochengebet der VELKD)

Der Stein ist weggerollt,.
Jesus lebt.
Der Auferstandene ist mit uns auf dem Weg.
Halleluja.

 Danken wir Gott 
für das Leben,
für die aufblühende Natur,
für die Freude und dieses Fest.

Bitten wir Gott
für alle, deren Leben bedroht ist,
für die Regionen, die unter Dürre und unter Fluten leiden,
für die, denen alle Festfreude genommen wurde.
Kyrie eleison.

 Danken wir Gott
für die Momente des Friedens,
für die Menschen, die freundlich zu uns sind,
für die Solidarität, die wir erfahren.

Bitten wir Gott
für die Friedlosen, die mit ihrer Wut der Welt zusetzen,
für die, die die Welt mit Hass überziehen,
für alle, die ihre Nächsten verachten.
Kyrie eleison.

 Danken wir Gott
für Brot und Wein,
für den Ort, an dem wir geborgen sind,
für unsere Liebsten.

Bitten wir Gott
für alle, denen das Nötigste zum Überleben fehlt,
für die, deren Heimat zerstört wird 
und deren Häuser verwüstet werden,
für alle, die ihre Liebsten vermissen, 
für die Einsamen.
Kyrie eleison.

 Danken wir Gott
für Jesus Christus,
für seinen Sieg über den Tod,
für das Glück, zu ihm zu gehören.

Bitten wir Gott
für die Gemeinden in aller Welt,
für die Kranken und Sterbenden,
für die Kleinen und die Großen, die in diesen Tagen getauft werden.
Kyrie eleison.

Das Leben ist stärker als der Tod.
Jesus lebt und wir sollen auch leben.
Wie wunderbar ist das.
Lasst uns Gott danken für Jesus Christus
und das Leben feiern,
heute und morgen und alle Tage.

In der Stille bringen wir vor Gott, was uns persönlich wichtig ist.

 Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 SEGEN

Empfangt den Segen Gottes:

Möge Gott uns segnen,

Möge unsere Aufmerksamkeit andern zum Leben verhelfen

Möge unser Lächeln andere glücklich machen

Mögen unsere Worte dem Leben dienen

Möge unsere Gegenwart anderen eine Hilfe sein

Möge Gott unserem Zeugnis Kraft geben

So segne uns der barmherzige Gott,

Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen

Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da

 MITTEILUNGEN

Herzliche Einladung

-am Sonntag, 4. Mai um 10.00 Uhr, zum Abendmahlsgottesdienst mit Pfr. Risel.   

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wünschen eine behütete und hoffnungsfrohe Woche. Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Marion Werner mit Thomas Risel

MUSIK zum Ausklang «Christ ist erstanden»

https://www.youtube.com/watch?v=WDQIIXM_oxQ