Luther-Gebet für Aschermittwoch, 2. März 2022:
Herzlich willkommen zu unserem (196.) Abendgebet.
Wir sammeln uns im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Diese Zeit und auch die Gottesdienste sind immer noch anders,
und nun ist Krieg in Europa. Gott bleibt, unser Gebet bleibt, jetzt erst recht.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr wollen wir uns zum Gebet sammeln.
Am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN.
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist
mit Schwestern und Brüdern,
mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von Zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. Mit dem Leid und der Ohnmacht, unter denen viele zur Zeit stehen.
Wir machen uns bewusst, Gott ist da.
Monatsspruch März 2022:
“ Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.“ Eph 6,18
Von der Kölner Rockgruppe BAP gibt es ein Lied im kölschen Dialekt zu dem Thema Gebet: „Ja, wenn das Beten sich lohnen würde, was meinst du wohl, was ich dann beten würde.“ Vor genau 40 Jahren ist es erstmals erschienen. Wer mag, höre sich diesen Rock-Song an. Zunächst hier der bemerkenswerte Text in Auszügen.
Wenn et Bedde sich lohne däät (Textausschnitt)
Wenn das Beten sich lohnen würde, was meinst du wohl,
Was ich dann beten würde.
Ja, wenn das ….
Ohne Prioritäten, einfach so, wie es käme, finge ich an,
Nicht bei Adam und nicht bei Unendlich, trotzdem: Jeder und jedes käme dran.
Für all das, wo der Wurm drin, für all das, was mich immer schon quält,
Für all das, was sich wohl niemals ändert, klar, und auch für das, was mir gefällt.
…..
Ich würde beten, was das Zeug hält, ich würde beten auf Teufel komm raus.
Ich würde beten, wofür ich eben Lust hätte, doch nie, wenn jemand sagt: „Du musst!“,
„Du musst!“
Wenn das Beten sich lohnen würde, was meinst du wohl,
Was ich dann beten würde. Ja, wenn…
Ein Rosenkranz dem Poeten, der als Schaf im Wolfspelz rumsteht
Neben Troubadour und Prophet, denen das Lachen tagtäglich vergeht.
Ich würde eine Kerze aufstellen für Elvis, ein Hochamt bestellen für John,
Prozessionen gingen für Janis – all die Helden würden belohnt.
Und ein Vaterunser dem Feldherrn, der nur wartet, dass er endlich verliert,
Dem es hochkommt bei seinen Triumphzügen, der Obelisken genug apportiert.
….
Wenn das Beten sich lohnen würde, was meinst du wohl,
Was ich dann beten würde. Ja, wenn…
Ich würde beten für Sand im Getriebe und jede Klofrau bekäme Riesenapplaus,
Überhaupt jeder Unmengen Liebe und Sisyphus nicht nur eine Pause.
Ich würde die Rubel bremsen, die rollen, Kronjuwelen verbannen zum Schrott,
Liesse alle Grenzen und Schranken verschwinden, jeden Speer, jedes Gewehr, jedes Schafott.
Vielleicht beneide ich auch die glauben können, doch was soll’s, ich jage doch kein Phantom.
Gott, wäre Beten doch bloß nicht so sinnlos, denn oft denke ich, wir wären bald schon
An dem Punkt, wenn egal wird, wer Recht hat, wenn Beziehung und Kohle nicht zählen.
Wir sind alle zusammen auf dem Kreuzweg, etwa da, wo man das dritte Mal fällt,
Das dritte Mal fällt.
Wenn das Beten sich lohnen würde, was meinst du wohl,
Was ich dann beten würde. Ja, wenn…
Musik: BAP Wenn et Bedde sich lohne däät
https://www.youtube.com/watch?v=MJJ2Fzb-nQ0
Eine Art Gebrauchsanweisung und Hilfe zum Beten ist der Monatsspruch für März.
Ganz schlicht zählt der Briefschreiber die Bausteine auf, aus denen ein gutes Gebet bestehen kann: Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.
Der erste Baustein: Beharrlichkeit. Das ist ähnlich wie beim Sport oder beim Abnehmen, oder beim Vokabeln-Lernen: beharrlich sein ist da ein Schlüssel zum Erfolg.
Nicht einmal in der Woche sich eine Stunde im Sportstudio schinden. Nicht einen Tag in der Woche gar nichts essen. Nicht einen Abend vor der Klassenarbeit die Vokabeln in den Kopf hauen. Hauruck-Verfahren bewirken nichts.
Das Wichtige ist Beharrlichkeit. Beim Sport. Beim Abnehmen. Beim Vokabeln-Lernen. Und genauso auch beim Beten. Immer wieder. Das macht eine Sache vertraut. Man gewöhnt sich daran und findet darin Ruhe, Geborgenheit und Übung. Und in Not müssen wir dann den Weg zu Gott gar nicht mehr verzweifelt suchen, sondern wir kennen ihn schon. Er ist uns vertraut von Tagen, an denen es uns gut ging.
„Seid wachsam!“
Das ist der zweite Baustein: das Wachsam-Sein. Bevor wir beten, müssen wir uns erst einmal umsehen und wahrnehmen, was um uns herum geschieht. Ich bete ja nicht nur für mich selbst und um mein eigenes Glück und Wohlergehen, sondern auch für das anderer. Um den Frieden in der Welt, gerade jetzt. Um die Bewahrung der Schöpfung. Um Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich. Um das Ende der Coronakrise und Gesundheit für alle. Um das Abwenden von gefährlichen wirtschaftlichen und politischen Folgen.
Durch das Beten bekommen wir einen neuen, wachsamen Blick auf das, was um uns herum geschieht. Wir schauen nicht weg, sondern hin.
Betende Menschen sagen nicht zu allem Ja und Amen, sondern sind wachsam-kritisch. Ein kluger Kopf sagte einmal:
„Wie wir beten sollen, steht in der Bibel,
was wir beten sollen, steht in der Zeitung.“
„… und bittet für alle Heiligen.“
Wer über den eigenen Tellerrand hinausschaut, der sieht, dass es viele Menschen gibt, die ganz dringend Gottes Hilfe brauchen. Nicht nur unsere Hilfe mit Spenden oder mit eigener Tatkraft. Viele Menschen brauchen einfach mehr Mut und mehr Kraft. Mehr Hoffnung. Mehr Schutz und mehr Liebe. Da vermag unser Gebet viel.
An dem Wort „für alle Heiligen“ müssen wir uns nicht stossen. Damit sind nicht die Heilig-Gesprochenen gemeint – die gab es zur Zeit des Epheserbriefes noch gar nicht –, sondern mit „Heiligen“ sind all diejenigen gemeint, die glauben, also alle Christen. Heutzutage sollten wir auch in dieser Hinsicht über den Tellerrand schauen und uns sagen: Nicht nur Christen brauchen unser Gebet, sondern alle, die sich in Not befinden.
Wenn wir versprechen: „Ich denke im Gebet an dich. Gott schenke dir Kraft, und gute Ideen, und Mut …“, dann bekommt eine ängstliche Seele Flügel. Denn – auch das steht in der Bibel – das Gebet der Glaubenden vermag viel.
Beten ist viel mehr als sich von Gott etwas wünschen und dann hoffen, dass er es erfüllt. Wir wissen, dass nicht alle Bitten in Erfüllung gehen. Beten ist eine Lebenseinstellung, die uns wach und froh und hoffnungsvoll macht. Denn wir legen alles das, was uns umtreibt, in Gottes liebevolle Hände.
Jesus sagt uns: auch mitten im Erleben von furchtbaren Ereignissen wie dem Krieg jetzt kann unser Glaube wie ein Licht erscheinen. Wie eine Kraft, die sagt: das ist noch nicht alles.
Haben wir das nicht auch erlebt in den letzten zwei Jahren: Das gemeinsame Beten online, das Hören, das Kerzen anzünden und aneinander denken: all das gibt Halt für das Leben auch mitten in schlimmen Situationen.
Daniel Hess, Reformierter Pfarrer und Sprecher des „Worts zum Sonntag“ im SRF-Fernsehen, sagte es sinngemäss so: ‚Beten ist aktives Tun, wenn keine anderen Möglichkeiten gegeben sind. Beten solidarisiert sich mit denen, die Leid erleben und denkt zugleich darüber hinaus an eine bessere Welt. Beten klammert das hier und jetzt nicht aus, im Gegenteil, aber es öffnet Perspektiven und verbindet uns mit einer macht, die über uns hinausgeht, wie auch immer ich sie nenne.‘ „Wenn manche Beten für naiv halten, gerade auch jetzt, dann bin ich auch gern mal naiv.“
Gott hat ein Ziel für uns. Dein Reich komme, beten wir im Vaterunser.
Für mich liegt darin die grösste Wirkung eines Gebets: mich und die Welt in Gottes Obhut wissen. Das entlastet. Das macht Hoffnung. Daraus ergibt sich auch allerhand zu tun. Gott braucht Helferinnen und Helfer für seine Pläne für die Welt. Insofern: Beten verändert die Welt.
Lied: „Bewahre uns Gott“
animato choir und animato symphony. Text: Eugen Eckert Musik: Aders Ruuth, David Plüss. Arrangement: Markus Geissbühler
https://www.youtube.com/watch?v=b9aO72h2rQY
aus Psalm 85
5Gott, du bist unsere Hilfe, stell uns wieder her!
7Willst du uns nicht wieder neues Leben schenken?
Dann wird sich dein Volk über dich freuen.
8Herr, lass uns doch deine Güte erfahren!
Wir brauchen deine Hilfe, gib sie uns!
9Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
Der Herr redet vom Frieden.
Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
10Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
11Güte und Treue finden zueinander.
Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
12Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
13Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
14Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.
Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
SEGEN:
„Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heissen.“
Der Segen Gottes
allmächtig in Ewigkeit
ohnmächtig am Kreuz
lebendig in seiner Kraft
komme auf uns herab, umhülle uns,
schütze und berge uns. Amen.
Musik: J.S. Bach, Kantate BWV 42: Nr. 7 Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich”
https://www.youtube.com/watch?v=wAKn25Bw-XU