Herzlich willkommen zum 241. Luther Abendgebet, am 11. Januar 2023.

 

Vereinzelt noch Weihnachtslichter, Regen und Kälte,

wir empfangen das heller werdende Tageslicht

und gewöhnen uns an den Alltag des neuen Jahres.

Zeit für Kerzen, Gedanken, Ruhe, schöne Musik und Gebet.

 

Und so sammeln wir uns heute Abend

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, der für uns als Sohn Gottes geboren ist,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Amen.

https://www.youtube.com/watch?v=GdeMcOHLHoo&list=PLvp2PYHf6VJ3irsWVHjosqJU2wBrMV4pm&index=1

Musik: Sting – Gabriel`s Message. Das Lied besingt den Besuch des Engels Gabriel bei Maria und die Ankündigung der Geburt von Jesus 

 In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt: 

Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.

 

SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden den Gott mir schenken will.

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

 

GEBET                                                                                       

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern, mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.

verbunden, um diese Andacht zu feiern.

Wir kommen mit allen freudigen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage.

Mit Leid und Trauer,

mit Erschrecken über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt,

mit grosser Sorge um das sich so schnell verändernde Klima.

Wir kommen im Vertrauen, dass du die Welt in der Hand hältst,

dass du uns hältst,

dass du mich hältst.

Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.               

Amen.

 

MUSIK: Träumerei von Robert Schumann

https://www.youtube.com/watch?v=ZbfdNTBqnVM

 

Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit

Du hast mich immer wieder gefragt, an was ich denke, wenn ich vor mich hinträume oder in der Schule nicht aufpasse. Die Wahrheit ist: Ich denke nicht, ich bin einfach nur. Manchmal stelle ich mir in diesen Momenten vor, dass ich in Amerika aufgewachsen bin oder dass meine Mutter und mein Vater noch leben.

Heute bin ich während des Unterrichts zum Beispiel durch Italien gefahren. Mit meinen Eltern, meiner Tante und meinen Geschwistern, alle zusammen in einem gemütlichen Wohnwagen. Es war so intensiv, das kann ich gar nicht in Worte fassen. Wir waren wieder Kinder und fuhren an der Küste entlang, und ich könnte dir genau beschreiben, wie es dort gerochen hat, nach Zitronen und Algen, und welche Fabre die schon herbstlichen Blätter hatten und wie die Wassermelonenscheiben, die wir alle gegessen haben, im Sonnenlicht rot leuchteten. Ich könnte dir sagen, worüber wir geredet haben, meine Geschwister und ich, und welche Blicke meine Eltern uns zugeworfen haben und wie wir in diesem kleinen italienischen Restaurant assen und meine Schwester das erste Mal an einem Weinglas nippte und so tat, als hätte es ihr geschmeckt, aber in Wahrheit fand sie es scheusslich, das weiss ich.

Mir ist natürlich klar, dass diese Phantasien kindisch sind. Und doch bin ich mir sicher, dass es in diesem Universum einen Ort geben muss, von dem aus betrachtet beide Welten gleich wahr sind. Die echte und die ausgedachte. Denn wenn alles vergessen und vorbei ist, wenn die Zeit in Milliarden Jahren alles entfernt hat und es keinen Beweis mehr für gar nichts gibt, dann spielt es keine Rolle, was die Wirklichkeit war. Dann sind die Geschichten, die ich mir in meinem Kopf ausgedacht habe, vielleicht genauso wirklich und unwirklich gewesen wie das, was die Menschen Realität genannt haben.

Gedanken zur Macht der Fantasie als Geschenk Gottes

 

Liebe Gemeinde,

haben sie sich schon überlegt, wie wunderbar die Macht der Fantasie ist? Ein Gottesgeschenk ist sie. Wir können in unseren Gedanken an Orte reisen, wo wir schon waren und im Sonnenlicht spazieren gehen, wir können Menschen treffen, die weit weg sind oder bereits tot. Wir können Wünsche leben und erleben, auch wenn sie in der Wirklichkeit nie wahr werden. Die Kraft unserer Gedanken kann uns helfen, Dinge positiv zu sehen und zuversichtlich in den Alltag zu gehen. Unsere Gedanken, unsere Fantasie – sie sind ein Geschenk Gottes.

 

Der Angang des Jahres ist immer eine Zeit zum Nachdenken, Überlegen, Träumen und auch zum Philosophieren.  Es ist eine Zeit, wo es viel zu planen gibt, berufliche und private Termine, Urlaubsplanung und Projektideen. Zwischendurch schweifen die Gedanken gerne mal ab. Und manchmal gerät man dabei auch in tiefes Nachdenken über das eigene Leben. Was ist der Sinn meines Lebens? Wie sieht für mich das erfüllte Leben aus? Wie kann ich das Leben leben, so dass mir Leichtigkeit und Unbeschwertheit, Freude und Genuss nicht verloren gehen in diesen belastenden Zeiten.

 

Es ist gut sich Gedanken zu machen. In sich zu gehen. Sich selbst zu sortieren. Sich zu überlegen, was einem Sicherheit gibt, wie man leben möchte, so dass man selber die Zügel in der Hand behält und nicht das Gefühl hat sich in dieser verrückten Welt zu verlieren und ganz hilflos zu sein.

 

Der Philosoph Descartes prägte die berühmte Forme: «Cogito, ergo, sum» «Ich denke, also bin ich». Weil wir denken können, sind wir sicher, dass es uns gibt.

 

Der Schriftsteller Benedict Wells, von dem ich vorhin einen kurzen Text gelesen habe, geht noch ein bisschen weiter. Für ihn ist das Denken und die Fantasie selbst auch eine Art von Sein. In seinem erfolgreichen Roman «Vom Ende der Einsamkeit» gerät der Erzähler immer wieder in andere Welten. Sie werden ihm zur Realität, inklusive Zitronenduft und Meeresblick. Er hätte auch Grund genug, aus der Wirklichkeit fliehen zu wollen, denn er hat seine Eltern sehr früh durch einen Autounfall verloren.

Doch sein Erleben einer ganz anderen Wirklichkeit hat gar nicht unbedingt etwas von einer Flucht. Es ist einfach eine Alternative. Beide Welten sind gleich wahr. Weil er sie denken kann, gibt es sie. Jetzt gerade, bei der ganzen Planung am Jahresanfang, in Unwissenheit darüber, wie das Jahr werden wird, was davon Wirklichkeit werden wird, ist das ein guter Gedanke.

 

So lade ich Sie ein, während der Musik, die nun folgt zu träumen. Das Jahr 2023 zu träumen und vielleicht noch viel mehr. Und dankbar zu sein für das Geschenk der Gedanken und der Fantasie.

Amen

 

Musik: Franz Liszt: Lieberstraum

https://www.youtube.com/watch?v=MBOa-2b4uQQ

 

 

 

FÜRBITTE

Ewiger Gott,

aus deinen Händen empfangen wir

unseren Atem,

unsere Zeit,

unser Leben.

Aus deinen Händen empfangen wir

unsere Liebsten,

unser Lachen,

unsere Liebe.

 

In deine Hände legen wir diesen Tag und die vergangene Woche zurück

mit allem,

was uns den Atem nahm,

was unsere Tage verdunkelte,

was uns am Leben verzweifeln ließ.

In deine Hände legen wir legen wir diesen Tag und die vergangene Woche zurück

mit allem,

was uns hoffen ließ,

was uns lachen machte,

was unsere Liebe bestärkte.

Komm, Herr, segne uns.

 

In deine Hände legen wir die Trauer in dieser Welt –

die Trauer um die im Krieg Getöteten,

die Trauer um die von Gewaltherrschern Ermordeten,

die Trauer um die Kranken, für die es keine Hilfe gab,

die Trauer um die, denen das Leben unerträglich wurde,

die Trauer um unsere Verstorbenen.

Wisch ab die Tränen.

Erbarme dich.

 

In deine Hände legen wir dir die Angst dieser Welt –

die Angst um die Schöpfung,

die Angst vor neuen Fluten, Stürmen und Bränden,

die Angst vor unberechenbaren Despoten,

vor Krieg und Gewalt,

vor tödlichen Krankheiten,

die Angst um unsere Kinder.

Komm, du Trost der ganzen Welt.

Erbarme dich.

 

In deine Hände legen wir die Menschen,

die uns eine Last sind,

die uns bedrohen,

die an uns schuldig wurden,

an denen wir schuldig wurden.

Heile schlimmen Schaden und verzeih.

Erbarme dich.

 

Aus deinen Händen nehmen wir die Hoffnung für diese Welt –

die Hoffnung auf Frieden,

die Hoffnung auf Wärme und Licht,

die Hoffnung auf Brot für die Hungernden,

auf Sicherheit für die Geflüchteten,

auf ein Zuhause für die ohne Obdach,

die Hoffnung auf Glück für unsere Kinder.

Segne Lachen und Weinen.

Erbarme dich.

 

Wir bringen zu dir

unseren Dank,

unser Leben,

unser Glück.

Du schaust uns an

und wir beten dich an.

 

Vaterunser im Himmel

geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

 

SEGEN

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Der Herr behüte Dich,

er behüte deine Seele,

er behüte deinen Ausgang und Eingang

bis in Ewigkeit.

Amen.

 

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Herzliche Einladung zum Lichtergottesdienst

am Sonntag, 15. Januar, 10.00 Uhr in die Martin Luther Kirche.

Im Anschluss findet das Apéro des Kirchenvorstands statt, bei dem die neuen Gemeindemitglieder begrüsst werden.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft auch im neuen Jahr und wünschen allen einen behüteten Jahresanfang und ein friedliches und gesundes 2023!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da, auch in 2023.

 

MUSIK – STING: Als Begleitung in die Nacht, ein besonderes Weihnachtskonzert mit ganz alten Liedern in Durham Cathedral

https://www.youtube.com/watch?v=Dl1FnmSGj1Q