Herzlich willkommen zum 231. Luther Abendgebet am 2. November.
Herbst, Nebelschwaden, bunte Farben in den Wäldern, die Sonne im besonderen Licht, golden und warm.
Am Abend jedoch zieht sie sich immer früher zurück und macht der Dunkelheit Platz, auf die wir uns neu einstellen.
Und so sammeln wir uns auch heute Abend
im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,
im Namen Jesu Christi, der uns Weg und Licht und Tür ist,
und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet auf gemeinsamen Wegen.
Amen.
In allem, was in dieser Welt und in unserem persönlichen Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN.
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
«Gott meine Kerze brennt unruhig, mit kleiner, manchmal grosser Flamme.
Auch ich bin oft so unruhig…
Ich möchte ruhig werden bei dir.
Du gibst mir Licht und Wärme, damit auch ich zu einem Licht werden kann für andere.
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern,
mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. Mit Leid und Trauer, mit Erschrecken über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt, mit Freude und Dank.
Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.
Amen.
LIED: «Im Dunkeln unsrer Nacht, entzünde das Feuer, das niemals verlöscht»
https://www.youtube.com/watch?v=9bTWAMDUKss
MEDITATION
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
ein Gemeindeglied sprach mich neulich zum Krieg in der Ukraine an: «Wir haben jetzt so viel für den Frieden gebetet und es ist immer noch Krieg». Die Enttäuschung war in ihrer Stimme herauszuhören. Enttäuschung darüber, dass das Gebet scheinbar nicht wirksam war, der Wunsch nicht in Erfüllung gegangen ist, Enttäuschung vielleicht auch über Gott? Ich habe nicht nachgefragt, sondern weiterhin zugehört. «Aber dann, was können wir schon tun? Das Gebet ist das Einzige, was uns bleibt!»
Ja, es enttäuscht, wenn Wünsche nicht erfüllt werden, besonders wenn es um Wünsche geht, die grösser sind als wir: Frieden für Völker, oder Gesundheit für einen Menschen, den man gern hat.
Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass kein Gebet die Garantie hat, erfüllt zu werden. Wir haben das Versprechen Gottes, dass er uns immer zuhört. Aber nicht, dass er all unsere Wünsche erfüllt. Das ist nicht immer einfach zu akzeptieren. Es macht uns demütig.
Ich glaube, das Gebet ist so etwas wie eine Herzensbildung -für den Beter selbst.
Das Gebet verbindet uns mit Gott. Manchmal fühlen wir uns so hilflos angesichts dessen, was das Leben uns in den Weg stellt. Wir wissen, allein ist das nicht zu bewältigen. Und die Sorgen des Lebens und der Welt saugen uns allen Lebensmut und alle Hoffnung aus.
Und dann beten wir – das Gebet verbindet uns mit Gott, von dem wir wissen, er hat so viel grössere Möglichkeiten. Wir beten zu Gott, von dem wir hoffen, dass er uns und diese Welt in seiner Hand trägt. Wir beten und vergewissern uns, er ist da. Auch dann, wenn wir von ihm enttäuscht sind, weil er doch nicht so hilfreich und liebevoll in die Geschehnisse der Welt eingreift, wie wir hoffen. Wir beten und versuchen zu vertrauen, dass Gott trotz allem wirkt.
Jemand sagte mir einmal: «Ich kann doch nicht wissen, ob alles nicht noch viel schlimmer wäre, wenn ich nicht bete. Und ich muss doch für diese Politiker beten, dass Gott ihnen hilft gute Entscheidungen zu treffen».
Eine andere sagte mir: „Das Beten für den Frieden ist das einzige, was ich mir selber zutraue, ich trau mir jetzt nicht zu, zu Herrn Putin zu gehen und ihm die Meinung zu sagen. Und ich traue auch Gott zu, dass er was bewirken kann».
Wer betet, hält an der Hoffnung fest und findet sich nicht ab mit dem, was ist. So hilft das Beten, das wir nicht abstumpfen und gleichgültig werden.
Beten ist ein Stück loslassen, wo man alleine nicht weiterkommt. Es heisst nicht, dass wir aufgeben. Loslassen und aufatmen setzt Hoffnung frei. Und in der Hoffnung, finde ich vielleicht andere Wege und neue Perspektiven, in der Hoffnung wächst ein Verständnis für den Sinn, für eine Erklärung, mit der ich leben kann.
Eine Frau sagte mir einmal: „Ich spreche mit Gott. Ich bete. – Also das macht im praktischen Leben eigentlich nichts besser. Ich kriege meine Mails nicht beantwortet, das übernimmt Gott leider nicht. Aber loslassen und ein Ohr haben für meine ganzen Sorgen entlasten mich dann schon mal. Ich habe das Gefühl, ich bin freier, ich habe nicht mehr ganz so viel Druck, weil ich das weitergeben kann.“
Für mich persönlich, ist das Gebet immer auch ein Trost. Es tröstet und heilt meine Seele, es gibt mir Kraft. Es tut mir gut zu wissen, meine Liebsten sind in Gottes Hand. Meine Gemeinde. Unsere Welt. Mein Leben. Und dann kann ich Dinge tragen und ertragen und kann auch wieder dankbar sein und zuversichtlich.
Die Sängerin Adele hat ein Lied, das den Titel «Remedy» trägt.
Hier singt sie:
Wenn du tief verletzt wurdest
Wenn die Nacht dich mal wieder nicht schlafen lässt
Sieh nur her und du wirst einsehen
Dass ich dein Heilmittel sein werde
Wenn die Welt mal wieder so grausam erscheint
Und dein Herz dich zum Narren macht
Verspreche ich dir, dass du einsehen wirst
Dass ich dein Heilmittel sein werde
Kein Fluss ist zu breit oder zu tief für mich, um zu dir zu schwimmen
Komme was wolle, ich werde dein Schutz sein, welcher den Regen abhält
Deine Liebe, sie ist meine Wahrheit
Und ich werde dich immer lieben
Dich lieben
Amen
LIED: Adele: Remedy
https://www.youtube.com/watch?v=-fsCc7Be1H0
FÜRBITTE
Du bist unsere Zuversicht, Gott,
sei Hilfe und Schutz.
Wem sollten wir trauen,
wenn nicht dir?
Du Gott Jakobs, erbarme dich.
Wir bitten dich:
Zerbrich den Bogen der Kriegsherren.
Nimm ihnen ihre Waffen ab,
hole ihre Drohnen vom Himmel,
zerstöre ihre Bomben.
Schütze die Bedrohten und
befreie die Verschleppten.
Du Gott Jakobs, erbarme dich.
Wir bitten dich:
Sei Hilfe in der Not.
Behüte alle, die zu dir gehören,
heile die Kranken,
schreibe den Mut in unsere Herzen.
Rette die Verzweifelten und
tröste die Trauernden.
Du Gott Jakobs, erbarme dich.
Wir bitten dich:
Wohne in unserer Mitte.
Versöhne die Streitenden,
gib uns Einheit und Frieden,
sprich laut durch dein Wort.
Sei unsere feste Burg und
sei an unserer Seite in den Tagen, die kommen.
Du Gott Jakobs, erbarme dich
durch Jesus Christus.
Er ist unsere Zukunft
und unsere Hoffnung – heute und morgen.
In der Stille bringen wir vor dich, was uns persönlich wichtig ist.
VATER UNSER im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Empfangt den Segen Gottes:
Der Herr segne und behüte dich.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.
Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da.
Amen
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Herzliche Einladung zur Bachkantate «Ich glaube lieber Herr, hilf meinem Unglauben»
Samstag 12.15 Uhr in die Augustiner Kirche – die Kantate erklingt mir musikalischer und theologischer Werkseinführung;
Sonntag ökumenischer Bachkantaten-Gottesdienst in der Augustinerkirche 10.00 Uhr.
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Wir danken allen, die mitbeten, mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und wünschen allen eine bewahrte Zeit in diesen goldenen Herbsttagen!
Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.
Herzliche Grüsse nach nah und fern,
Marion Werner und Thomas Risel
MUSIK: Ach bleib mit deiner Gnade
https://www.youtube.com/watch?v=NxrjF67iX68