Guten Abend und herzlich willkommen zum 327. Luther Abendgebet am Mittwoch, den 25. September 2024. Zeit für Gedanken, Musik und Gebet inmitten von Dankbarkeit und auch Sorgen des Lebens und der Welt.

Begrüssen mit Worten von Kurt Marti, dem Schweizer Theologen.

Ehe wir dich suchten,
warst du da.
Bevor wir dich „Vater“ riefen,
hast du uns als Mutter umsorgt.
Beugten wir die Knie vor dir, dem Herrn,
kamst du als Bruder entgegen.
Beschworen wir deine Brüderlichkeit,
erging die Antwort schwesterlich.
Immer bist du es,
der vorher war;
allwärts bist du es,
der begegnet.

Amen

Möge Gott uns immer wieder so begegnen, wie wir es nötig haben. Amen

BILD: Nebel

SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden, den Gott mir schenken will

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

 Und so sammeln wir uns auch heute Abend:

im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Amen

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

MUSIK: JSBach «Auf meinen lieben Gott» Gesangbuch Nr. 345

https://www.youtube.com/watch?v=LcEloVlJv78

«Auf meinen lieben Gott

Trau ich in Angst und Not;

Der kann mich allzeit retten

Aus Trübsal, Angst und Nöten,

Mein Unglück kann er wenden,

steht alls in seinen Händen»

 GEBET

Wenn ich zu versinken drohe im Getriebe des Alltags,

durch die Anforderungen der Zeit

unter der Last der Erwartungen-

Dann reiche mir deine Hand,

die mich ergreift und festhält

Und ziehe mich aus dem Wasser der Ratlosigkeit

Dass ich trockenen Fusses den Herausforderungen meines Alltags gewachsen bin.

Amen

 BILD: Gebet 26

Gedanken: Sühneopfer

Liebe Gemeinde,

demnächst können wir im Rahmen unseres Bachkantaten-Zyklus in der Augustinerkirche die Kantate «Wo soll ich fliehen hin» BWV 5 anhören. Es ist eine wunderschöne Kantate, theologisch herausfordernd und vom Text her sicherlich für manchen Hörer und manche Hörerin befremdend.

 Die Kantate nimmt die verzweifelte und bedrängte Suche des Glaubenden auf, der von seiner Sünde so sehr erdrückt wird, dass er in der ganzen Welt keine Hilfe findet. Hilfe kommt allein von Christus.

Wie Christus hilft, bringt die Kantate anhand vom Hebräerbrief und auch dem 1. Johannesbrief 1,7 nahe: «Das Blut Jesu Christi macht uns rein von allen Sünden».

Theologisch korrekt spricht die Kantate von der reinigenden Funktion des Blutes Christi. Es reinigt den Sünder von aller Schuld, befreit und tröstet.

 Befremdend wirken die Worte der Kantate, die Art wie vom Blut gesprochen wird: «ein Tropfen heiliges Blut, tut Wunder»; «walle mit blutigen Strömen auf mich». «unschätzbares Blut» sei mir Schutz vor Teufel, Tod und Sünde; «des Blutes edler Saft»  

Diese Bluttheologie befremdet, auch wenn sie theologisch korrekt ist.

Die Menschen von heute haben nicht mehr so ein tiefes Sündenbewusstsein und empfinden die Last der Schuld nicht mehr so niederschmetternd, dass solche Blut-Bilder hilfreich sind. Die Menschen von heute suchen auch nicht so wie Luther den gnädigen Gott. Wenn schon, suchen sie Gott überhaupt. Die Menschen suchen Sinn für ihre Leben und Sinn in der Welt. Die Menschen erleben sich als gestresst, umgetrieben, «nicht bei sich selbst zuhause». Sie haben nicht Frieden mit sich selbst, sondern sind sich fremd geworden.

In einer modernen Variante des Chorales «Wo soll ich fliehen hin» von Gerhard Schöne, wird genau dieses moderne Lebensgefühl sehr gut eingefangen, der Selbstverlust, sie Suche nach Sinn.

 MUSIK Gerhard Schöne «Wo soll ich fliehen hin?»

https://www.youtube.com/watch?v=q-ttaropKCY

 Wie gehen wir heute mit der biblischen und auch typisch lutherischen Sündentheologie um?

Es ist wichtig, wie wir das Blut Christi sehen. Ob wir es blutrünstig sehen oder als Bild für die Liebe, für das Herzblut.

Das Schöne an der Bibel ist, dass sie uns mehrere Interpretationen für Kreuz und Leiden von Christus gibt, entsprechend auch für sein Blut. Das Johannesevangelium hat hier eine andere Sicht der Dinge. Hier ist das Blut ein Bild der Liebe. Diese Liebe Gottes ist es, die die Welt rettet und auch reinigt.

Gott vergibt, weil er Gott ist. Weil er gnädig ist und liebevoll. Er ist nicht angewiesen auf das Opfer von Christus, um zu vergeben. Im Johannesevangelium gibt Jesus sein Leben freiwillig hin als Offenbarung der Liebe Gottes, die das Heil der Welt bewirkt. Im Johannesevangelium ist das Kreuz der Ort, an dem Gottes Wesen, besonders seine Liebe, Herrlichkeit und sein Heilshandeln sichtbar werden. Am Kreuz zeigt Gott seine Bereitschaft, sich selbst für das Heil der Menschen hinzugeben. Er zeigt, er ist bereit alles zu tun, um die Menschheit zu retten. Somit ist das Kreuz Zeichen seiner Liebe. «Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt nicht verloren ist, sondern das ewige Leben hat» Johannes 3,16.

 Nun, trotz des Johannesevangeliums, wird der Gedanke des Sühnopfers von Jesus nicht ungültig. Der Theologe Paul Tillich hat gesagt: «Wir leben von der Gnade Gottes. Uns selbst, erleben wir aber oft unannehmbar.» Wir sind mit uns nicht zufrieden. Mit der Art wie wir denken und handeln und fühlen. Damit, was wir leisten. Wir sind mit uns unzufrieden und erleben uns als unannehmbar. Und dann brauchen wir Bilder, die die unbewussten Widerstände gegen die Vergebung in uns selbst auflösen. Das Bild des Opfers und des Blutes von Jesus kann helfen in Menschen die Widerstände gegen die Vergebung aufzulösen, es kann helfen, wenn man sich selbst nicht annehmen kann. So, dass wir begreifen, Gott liebt uns. Er nimmt uns an, auch wenn wir uns selbst nicht annehmen können.

 So möchte ich Sie nun am Schluss dieser sehr theologischen Andacht einladen, eine wunderbare Arie aus der Kantate «So soll ich fliehen hin» anzuhören. Gott wird hier mit einer Quelle verglichen, die uns reinigt und erfrischt, die tröstet und neue Energie gibt. Die uns ein Stück Leichtigkeit des Lebens zurückgibt.

 MUSIK  «Ergiesse dich reichlich» Arie aus JS Bach BWV 5

https://www.youtube.com/watch?v=O0byi-D55l8

FÜRBITTE

 Unter deinem Schutz,

haben wir diesen Tag verbracht.

Wir danken dir für alles,

was du uns hast gelingen lassen.

Wandle zum Guten,

 was durch unsere Hand verdorben ist.

Herr, erbarme dich.

 Wir bitten dich für alle, die wir lieben,

in der Nähe und in der Ferne:

Bewahre sie und halte uns verbunden mit ihnen.

Wir bitten dich auch für die,

die uns fremd oder feind sind:

Räume weg, was uns trennt,

und schenke uns Verständnis füreinander und Frieden.

Herr, erbarme dich.

 Wir bitten dich für alle, die unterwegs sind,

für alle, die in den Spitälern und Heimen wachen:

Sei bei ihnen in dieser Nacht.

Herr, erbarme dich.

 Wir bitten dich für alle, die keinen Schlaf finden,

für die Kranken und die Schwermütigen,

 die Verlassenen und die Umhergetriebenen,

die nicht nach Hause finden: Nimm sie in deine Hut.

Herr, erbarme dich.

 Bewahre uns, wenn wir wachen,

behüte uns, wenn wir schlafen,

auf dass wir wachen mit Christus und ruhen in Frieden.

Und immer wieder einen neuen Tag gesegnet beginnen.

 In der STILLE bringen wir vor dich, was uns persönlich wichtig ist

 VATERUNSER

Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 SEGEN

Empfangt den Segen Gottes

 Gott

der Schöpfer des Himmels und der Erde,

voller Liebe wie eine Mutter und gut wie ein Vater,

segne dich,

lasse deine Hoffnung zur Zuversicht erblühen,

und behüte dich in deiner Angst und Not.

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig,

sein liebevoller Blick überwinde das Erstarrte in dir.

Der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden,

damit sich dir und deinen Kindern die Weite des Himmels öffne.

 Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da.

Amen.

 

VERABSCHIEDUNG:

Herzlich laden wir für Sonntag 29.9 um 9.30 Uhr zum ökumenischen Gottesdienst in die Klosterkirche Wettingen ein. Pfr. Risel und Pfarrer Pindl gestalten gemeinsam den Gottesdienst zum Michaelistag.

Wir weisen darauf hin, dass die Fahrrad-Weltmeisterschaft in Zürich bis zum Sonntagabend andauert und der Verkehr in der Stadt sehr beeinträchtigt ist.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und wünschen allen noch behütete, Herbsttage!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Marion Werner und Thomas Risel

 

MUSIK JS Bach Choral : «Führ auch mein Herz und Sinn». Ein Gebet zum Abschluss der Kantate «Wo soll ich fliehen hin»

https://www.youtube.com/watch?v=KbihDkAAzOg

 

«Führ auch mein Herz und Sinn

Durch deinen Geist dahin,

dass ich mög alles meiden,

was mich und dich kann scheiden,

und ich an deinem Leibe

ein Gliedmass ewig bleibe»