Herzlich willkommen zum 216. Luther Abendgebet am 27. Juli 2022.
Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.
Wir sammeln uns im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat. Amen
Auch diese Sommerzeit ist nach wie vor voller Sorgen und Bedrohungen,
neue Ansteckungen und weiterhin ist Krieg in Europa.
Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN.
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
Bild Abendstimmung Vierwaldstätter See 3
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier.
Wir sind hier.
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern,
mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause oder aus den Ferien dabei,
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage.
Mit dem Leid und der Ohnmacht, die viele von uns empfinden.
Aber auch mit der Leichtigkeit der Ferientage, die wir erleben und geniessen dürfen.
Wir machen uns bewusst, du Gott bist da.
Amen
„Ich bin müde.
Ich freue mich auf den Schlaf.
Den ganzen Tag über war etwas los.
Jetzt kann ich mich einfach fallen lassen.
Ich brauche mich nicht mehr anzustrengen,
brauche nicht mehr nachzudenken.
Trotzdem geht mein Leben weiter.
Mein Atem kommt und geht,
mein Herz schlägt.
Meinen alten Wecker muss ich abends aufziehen.
Wenn ich es vergesse, bleibt er stehen.
Meinen Atem und mein Herz brauche ich nicht aufzuziehen.
Ich brauche keine Angst zu haben, dass ich das vergesse.
Ich spüre: Ich werde am Leben erhalten. Danke!“
Verfasser: unbekannt
Wir SINGEN oder LAUSCHEN: Bevor die Sonne sinkt (Gesangbuch 491)
https://www.youtube.com/watch?v=kMnhoLopD5E
MEDITATION
Als ich vergangenen Sonntag früh am Morgen in Richtung Busstation ging, sah ich die Person bereits von Weitem. Sie sass am Boden, mit der Tasche im Rücken, an die Wand gelehnt. Zuerst fragte ich mich, ob das wieder ein Jugendlicher war, der die Nacht über gefeiert hatte. Als ich näher kam, merkte ich, es war eine Frau, die ich auf Anfang 50 schätzte. Ich fragte mich, ob ihr schlecht geworden ist, aber da sah ich bereits, wie sie kurz den Kopf hob, auf die Uhr sah und in die Richtung, aus der der Bus kommen sollte. Sie wartete offenbar auf den Bus und war sehr müde.
Bis ich neben ihr stand, war sie bereits wieder eingenickt.
Wir warteten nebeneinander.
Dorfbewohner gingen vorbei in Richtung Bäckerei. Sie sahen die Frau mit Kopfschütteln und verächtlichen Blicken an. Das Polizeiauto, das am Morgen auf Patrouille geht, blieb kurz stehen, fuhr dann aber weiter.
Als der Bus um die Ecke bog, rüttelte ich sie wach. Von Herzen dankte sie dafür und erzählte mir bereits beim Einsteigen, sie hätte Nachwache gehabt, eine sehr schwierige und sei nun sehr müde.
Sie erzählte von der Nacht und anderen Nächten mit Nachwache. Sie erzählte von ihrem Leben. Sie sei auf der Suche gewesen und dann hätte sich die Türe in Richtung Pflege geöffnet und sie habe gewusst, das ist ihr Beruf. Was sie macht erfordert Kraft und Geduld und viel Herzblut. Sie erzählt jedoch mit so viel Liebe, Feingefühl und einem Glanz in den Augen davon. Ich kann ihr nur bestätigen wie gut es die Menschen getroffen haben, welche sie pflegt.
Kinder hat sie keine. Familie auch nicht. Einen kranken Bruder hat sie, den sie seit seiner Jugend unter ihre Fittiche genommen hat.
Und dann kommt ein Strahlen über das ganze Gesicht. Sie habe sich als Spitalclown ausbilden lassen. Daran will sie weiterarbeiten und noch besser werden. Für sie haben die Aufgabe des Spitalclowns eine spirituelle Dimension, sagt sie. „Wie ein Engel der Heiterkeit“ – sagt sie mir.
Der Bus kommt in der Station an und unsere Wege trennen sich
BILD: Spitalclowns im Kinderspital Zürich
Die ganze Begegnung am Morgen geht mir lange nach.
Wie schwer der Beruf der Pflegenden ist und welch hohen Einsatz er erfordert. Ich denke an alle, die in der Pflege tätig sind und dafür nur wenig bezahlt bekommen. Wie populär ist es heute in seinem Beruf erfolgreich zu sein und gutes Geld zu verdienen. Aber wie lebensnotwendig sind die ganzen sozialen Berufe. Wie unendlich wohltuend ist es verständnisvolle und liebevolle Pflegerinnen und Pfleger zu haben, Krankenschwestern, Ärztinnen und Ärzte, Sozialarbeiter, Diakone, Lehrer. Ich bete für sie alle und ihre Familien. Ich bin dankbar für ihre Arbeit und ihren Einsatz. Ich denke es ist wichtig regelmäßig für alle Menschen zu beten, die in sozialen Berufen sind und für ihre Familien ebenfalls.
Und ich staune erneut darüber, wie sehr man sich täuschen kann. Und wie leicht man sich täuschen kann. Wie sehr sich die Menschen getäuscht haben, die die Frau verächtlich und kopfschüttelnd angesehen haben.
Und wieder bete ich, dieses mal für mich selber: Möge Gott mir helfen, so dass ich Menschen sehen kann, so wie Gott sie sieht.
Das wünsche ich nicht nur mir, sondern uns allen. Dass Gott uns hilft einander so zu sehen, wie er uns sieht.
Zu diesem Gedanken fiel mir das Lied „Hier kommt die Sonne“/“Here Comes the Sun“ ein – ich denke ein grosses Stück Licht und Freundlichkeit kommt in die Welt, wenn wir versuchen Menschen hinter Äußerlichkeiten wahrzunehmen.
MUSIK: Mat und Savanna Shaw, Vater und Tochter singen: Here Comes the Sun/ I Can See Clearly Now
https://www.youtube.com/watch?v=35mJuIju9to
FÜRBITTE
Geh aus, mein Herz
Und suche Freud.
Denn es ist Sommer.
Gott, ich freue mich.
Und wie.
Auf die Ferien.
Auf Sonne im Gesicht.
Und Wind in den Haaren.
Auf Frühstück im Bett.
Auf Kinderlachen und Schwimmbadpommes.
Gott, ich sorge mich.
So sehr.
Über Corona.
Nimmt das denn nie ein Ende?
Menschen führen Krieg
Das verursacht so viel Leid.
Und was ist mit dem Klima?
Sind wir eigentlich noch zu retten?
Geh aus, mein Herz.
Ich schick dich auf die Reise.
Freud und Leid im Gepäck,
und alles, was dazwischen ist.
Ich schick‘ mein Herz zu dir, Gott.
Gib Segen, der vom Himmel fließt.
Für mich und diese Welt.
Denn es ist Sommer.
In der Stille bringen wir vor Gott, was uns persönlich wichtig ist.
Vaterunser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit
Amen.
SEGEN
Gott sei mit dir,
wenn es Abend wird,
dass du dankbar zurückschauen kannst
auf die Last und Lust des vergangenen Tages und gewiss sein kannst,
dass nichts vergeblich war
(Christa Spilling-Nöker)
So segne und behüte dich,
Gott der Allmächtige und Barmherzige,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen
Geht zuversichtlich in die Nacht, denn Gott ist da.
Amen
Herzliche Einladung zum Gottesdienst zuhause am Sonntag. Wir verschicken ihn auf allen Kanälen. Wir beten zusammen, denken aneinander in der Nähe und Ferne, zuhause oder in den Ferien. Wir wünschen allen bewahrte Zeiten in diesen Sommertagen!
ORGEL: Rolf Schweizer: Bevor die Sonne sinkt