Herzlich willkommen zu unserem (178.) Abendgebet, in der Mitte der Woche.
Wir sammeln uns im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Diese Zeit und auch die Gottesdienste sind immer noch anders.
Gott bleibt.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr wollen wir uns zum Gebet sammeln.
Am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze.
Ich lasse mich von ihrem Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist
mit Schwestern und Brüdern,
mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von Zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen in der Wochenmitte.
Wir machen uns bewusst, Gott ist da.
Herr, mein Gott, ich danke dir, dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast.
Ich danke dir, dass du Leib und Seele zur Ruhe kommen liessest.
Deine Hand war über mir und hat mich behütet und bewahrt.
Vergib allen Kleinglauben und alles Unrecht dieses Tages und hilf, dass ich allen vergebe, die mir Unrecht getan haben.
Lass mich in Frieden unter deinem Schutze schlafen und bewahre mich vor den Anfechtungen der Finsternis.
Ich befehle dir die Meinen, ich befehle dir dieses Haus, ich befehle dir meinen Leib und meine Seele.
Gott, dein heiliger Name sei gelobt. Amen
Dietrich Bonhoeffer
Wir LAUSCHEN und kommen zur Ruhe.
https://www.youtube.com/watch?v=QgaTQ5-XfMM
Liebe Gemeinde,
im Biblischen Unterricht beschäftigen wir uns gerade mit Josef und seinen Brüdern. Eine wunderbare Geschichte, die deutlich macht, wie Gott Höhen und Tiefen des Lebens, Glück und Fehlschläge in ein sinnvolles Ganzes verweben kann und das Leben – trotz allem – zu einem guten Ende bringt. Einen besonderen Platz haben in Josefs Leben die Träume. Eigene Träume und jene von anderen Menschen, die er durch Gottes Hilfe deuten kann. Es sind Nachtträume, durch die Gott Wissen über die Zukunft vermittelt.
Solche Träume haben die wenigsten von uns. Oft erinnern wir uns gar nicht an unsere Träume, wenn wir morgens aufwachen. Manchmal erwachen wir Mitten in schlechten Träumen oder auch guten Träumen, die uns dann noch eine Weile durch den Tag beschäftigen.
Träumen tun wir aber auch am Tag. Tagträume tragen Hoffnungen, Wünsche und Sehnsucht in sich, die wir tief im Herzen haben.
Von den Comedian Harmonists gesungen kenne ich ein schönes Lied über Träume: Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück, und ich träum davon in jedem Augenblick. Irgendwo auf der Welt gibt’s ein bisschen Seligkeit, und ich träum davon schon lange, lange Zeit. Vielleicht kennen Sie dieses Lied ja auch.
Es ist im Jahr 1932, als das Ensemble der Comedian Harmonists den Traum vom kleinen Glück, vom Weg zum Himmel erstmals singt. Vier Jahre zuvor sind die sechs Männer das erste Mal in einer Berliner Mansarde zum Proben zusammengekommen, nun stehen sie vor ausverkauften Sälen, umjubelt von begeisterten Massen, von Kritikern überschwänglich gefeiert. Der Traum vom Glück – wo, wenn nicht hier, ist er so offensichtlich in Erfüllung gegangen. Ein Jahr später, 1933, sieht das anders aus: Drei der sechs Männer sind Juden, Veranstalter sagen deswegen Konzerte des Ensembles ab, und dort, wo sie stattfinden, werden sie bald begleitet von organisierten Protesten der Nationalsozialisten. 1935 beugt sich das Ensemble dem zunehmenden Druck und löst die bestehende Formation auf. Die jüdischen Mitglieder müssen emigrieren. Das kleine, große Glück ist zerbrochen – beruflich, privat und erst recht im Weltgeschehen.
Wir LAUSCHEN oder SINGEN «Irgendwo auf der Welt».
https://www.youtube.com/watch?v=zNlA1_HY-Lg
Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück. Irgendwo auf der Welt fängt mein Weg zum Himmel an. Dieses Lied und die Geschichte der Comedian Harmonists erzählen für mich vieles über Träume und Erfüllung, über zerbrochenes Glück und Sehnsucht. Es gibt Momente im Leben, da werden Träume wahr, und wir sollten immer wieder einmal kurz innehalten, um das zu begreifen – nicht erst dann, wenn das Glück zerbrochen ist: Da sitzt ein Mensch neben mir, den ich liebe; da gibt es jemanden der mich von Herzen liebt; da gibt es einen Freund, dem ich vertraue; da lebe ich im Frieden, hier und jetzt. Es ist wichtig, dass man sich seines Glückes bewusst wird und dafür dankbar ist. Glück und erfüllte Träume können schnell wieder vergehen, das zeigt das Schicksal der Comedian Harmonists.
Der Weg zum Himmel, irgendwo, irgendwie, irgendwann – das ist auch ein zutiefst biblisches Motiv. Es durchzieht die Geschichte Gottes mit den Menschen von Anfang an. Eigentlich liest sich bereits die Erschaffung der Erde, als ob Gott sich damit einen Traum erfüllt: Himmel, Erde, Luft und Meer. Das helle Sonnenlicht. Die funkelnden Sterne am Nachthimmel. Die Wälder, dunkel und dicht, dann wieder lichtdurchflutet. Die weiten Wiesen. Der Flug der Vögel, das Gewimmel der kleinen und großen Tiere an Land. Zuletzt dann, so scheint es, verleiht Gott seiner größten Sehnsucht Gestalt: Er schafft den Menschen. Er tut es nicht, weil er einen Untertanen braucht. Nein, Gott erschafft sich den Menschen als sein Gegenüber, nach seinem Bild. Und siehe, es war sehr gut.
Wie auch immer ein Lebensweg später verlaufen mag: Am Anfang steht der Traum Gottes. Es tut gut, sich das ins Gedächtnis rufen zu lassen. Die Theologin Dorothee Sölle hat das in wunderbare Worte gefasst:
Du hast mich geträumt gott
wie ich den aufrechten gang übe
und niederknien lerne
schöner als ich jetzt bin
glücklicher als ich mich traue
freier als bei uns erlaubt
Hör nicht auf mich zu träumen gott
ich will nicht aufhören mich zu erinnern
dass ich dein baum bin
gepflanzt an den wasserbächen
des lebens[1]
Der Anfang ist gut: Gott träumt die Welt, bunt und schillernd, und den Menschen: frei, aufrecht und schön. Doch dann beginnt in der Bibel der Teil der Geschichte, in dem wir uns bis heute bewegen: Es ist die Erzählung vom Menschen, der das Paradies zerstört, der das Glück anderer zerbricht und selbst an dem leidet, was andere und das Leben ihm an Wunden schlagen.
Und siehe, es war sehr gut? Die Welt, so wie sie ist, entspricht nicht mehr dem Traum von Gott. Das war schon in der Bibel so.
Ich denke an Jakob, den Urvater der Stämme Israels. Er erschleicht sich durch Betrug den Segen des Vaters und das Erstgeburtsrecht. Hintergeht den Vater, belügt den Bruder. Als Betrüger muss er fliehen. In der Nacht, irgendwo draussen am offenen Feld, legt er sich hin, bettet sein Kopf auf einen Stein. Da geschieht es: der Himmel öffnet sich. Er sieht die Himmelsleiter. Die Engel Gottes steigend daran auf und nieder. Und am oberen Ende steht Gott und sagt Jakob: «Ich bin der Herr, dein Gott. Das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst». (Genesis 28, 12 bis 15)
Auf der Flucht, Mitten in der Schuld, fängt für Jakob der Welt zum Himmel an. Gott zeigt ihm, dass er an Jakob immer noch festhält und sein Leben zu einem guten Ende führen wird. Der Weg dahin wird nicht leicht. Aber Jakob weiss nun um Gottes Begleiten und das gute Ende.
Bild: Himmelsleiter Chagall
Irgendwo auf der Welt fängt der Weg zum Himmel an. Jakob findet den Ort, an dem der Himmel aufgeht. Vielen anderen Menschen hingehen, werden solche Orte, an denen sich Himmel und Erde berühren vorenthalten. Visionen die beflügeln, Himmelsleitern, die nach oben führen – die gibt es nicht für jeden. Stattdessen geschieht so vieles zwischen Himmel und Erde, das unbegreiflich ist und manchmal auch einem Albtraum gleicht. Warum das so ist, wissen wir nicht. Die Bibel erklärt es nicht, sie redet die Welt auch nicht schön.
Was sie aber den Menschen mitgibt, ist ein Versprechen Gottes: Der Anfang allen Lebens war gut, und einmal wird es sein, dass wir die Fülle erleben. Einmal wird es sein – und bis dorthin bleibt uns, wie Jakob aufzustehen, weiterzugehen, im Vertrauen darauf, dass es auch einen Traum Gottes für unser Leben gibt, für mein Leben und dein Leben. Und ich wünsche es Ihnen und auch mir, dass wir hin und wieder im Leben etwas von diesem Traum Gottes für uns erahnen und aufblitzen sehen.
Amen
Wir LAUSCHEN oder SINGEN mit: „Der Himmel geht, über allen auf“
https://www.youtube.com/watch?v=6o4CU2UkNFM
FÜRBITTE
Leer sind unsere Hände vor dir,
leer unsere Worte,
komm du,
lebendiger Gott,
dring in unser Leben.
Verwandle uns, dass wir fähig werden
zu selbstloser Liebe, zur Vergebung
und zum Gebet.
Leer sind unsere Hände
vor dir,
leer unsere Worte,
komm du,
lebendiger Gott –
denn du heilst, was zerstört ist,
du tröstest, wo keine Hoffnung mehr ist,
du vergibst, wo niemand mehr vergeben kann.
Barmherziger Gott,
dir vertrauen wir uns an,
unsere Liebsten,
unsere gefährdete Welt und uns selbst.
Wir warten auf dich,
in Jesus Christus, unserer Hoffnung.
In Gedanken, Worten und Gefühlen bringen wir vor dich was unser Herz bewegt,
unseren Dank,
unsere Erleichterung,
unsere Bitte,
unsere Sorgen,
unsere Ängste,
unsere Lieben,
uns selbst.
STILLE
VATER UNSER im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Empfangt den Segen Gottes:
Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt. Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden sein und leben in Gott in Ewigkeit.
So segne und behüte uns Gott der Allmächtige und Barmherzige,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Bleibt zuversichtlich, bewahrt und gesund. Gott ist da
Wenn Sie noch mögen «Mein kleiner grüner Kaktus» – ein anderes sehr bekanntes Lied der Comedian Harmonists. Hier gesungen von den Sextonics
https://www.youtube.com/watch?v=Gr70BW0gxfg