Herzlich willkommen zum 238. Luther Abendgebet am 28. Dezember.
Weihnachtsbaum, Tannenäste, tauender Schnee und Kälte, wir empfangen das wenige Tageslicht und sehen auf die Lichter dieser Zeit. Wir sehen auch die Dunkelheit.
Zeit für Kerzen, Gedanken, Ruhe, schöne Musik und Gebet.
Und so sammeln wir uns auch heute Abend kurz vor Weihnachten
im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,
im Namen Jesu Christi, der mit uns auf dem Weg ist,
und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.
Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN.
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist,
mit Schwestern und Brüdern,
mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.
Verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen Erlebnissen,
Begegnungen und Gefühlen dieser Tage.
Mit Freude und Dankbarkeit,
mit Sorge und Leid,
mit Erschrecken über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt,
mit Dank für jedes gute Wort und jede hilfreiche Tat.
Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.
Amen.
MUSIK: O Holy Night | Carols from King’s
https://www.youtube.com/watch?v=gTFG_nvreoI&list=PL2LnIk0_D3cbNSORYp7OBOGKbdkV472LB&index=22
Fulbert Steffensky:
„Man muss viele Geschichten kennen,
um der Hoffnungslosigkeit zu entgehen.
Weihnachten ist eine lange Geschichte der Hoffnung,
dass die Liebe die größte Macht ist auf Erden,
dass das Leben siegt,
dass Vertrauen das Einzige ist, was trägt,
und dass am Ende das Licht die tiefe Dunkelheit vertreibt.“
Bild: Gebet Licht
Erinnerungen von Pfarrerin Kathrin Oxen, Berlin
Er hing an der Stirnseite des Kuhstalls an der weißgekalkten Wand: Ein großer Tannenzweig, ohne Schmuck, nur beschienen von der einfachen Lampe. Mehr beiläufig hatte mein Vater ihn am Morgen des Heiligen Abends aufgehängt. Viele Worte machen, das war nicht seine Sache. Und ich wusste ja auch so, was dieser Zweig zu bedeuten hatte. Wie wir einen Tannenbaum hatten, so sollte es auch für die Tiere im Stall Weihnachten werden.
Um die Zeit bis zur Bescherung herumzubringen, ging ich meistens auch am Heiligen Abend noch mit, versorgte meine eigenen Tiere und fegte den Gang besonders sorgfältig. Wenn wir dann nach Hause gingen, war es ganz still im Kuhstall. Nur das behagliche Geräusch fressender Tiere war noch zu hören. Wir zogen die Stalltür zu. Und ich war mir ganz sicher: Dort im Kuhstall, da ist jetzt auch Weihnachten.
Es ist das Glück meines Lebens, so aufgewachsen zu sein. Niemand musste mich das Staunen lehren oder die Ehrfurcht vor dem Leben. Das Ei, aus dessen harter Schale sich wundersamerweise ein lebendiges, piepsendes Küken herauspickte. Das nasse Kälbchen im Stroh. Winzige blinde Kaninchen in ihrem wolligen Nest. Und die exakte Perfektion der Waben im Bienenkasten, die geheimnisvolle Orientierung des vieltausendfachen Volkes darin.
Natürlich muss es jemanden geben, der sich das alles überlegt hat. Es kann gar nicht anders sein. Dazu ist es zu wunderbar und zu staunenswert, dieses vielgestaltige und immer neu entstehende Leben. All die Tiere im Kuhstall haben mir davon erzählt. Ganz ohne Worte.
MUSIK «O ce veste minunata/Welch wunderbare Kunde» – altes rumänisches Weihnachtslied. Chor – Madrigal
https://www.youtube.com/watch?v=WzlIFBmg1Ws
Bernhard Bitterwolf: “O Tannenbaum” – aus dem Kalender «Der Andere Advent»
Warum sollte es bei uns anders laufen als bei anderen Paaren? Im Laufe der Jahre hatte sich auch in unserem Verhältnis zueinander vieles eingespielt, war zur Gewohnheit geworden. Das Haus war abbezahlt, die Kinder waren aus dem Gröbsten raus, und wir, wir hatten uns zumindest ein Stückchen weit auseinandergelebt. Weil meine Frau und ich analytisch denkende, kopfgesteuerte Menschen sind, blieb uns beiden dieser Zustand nicht verborgen.
Wir hatten im Laufe der Jahre gelernt, offen und ehrlich miteinander umzugehen, also mussten auch diese unschönen Gedanken ausgesprochen, musste dieses Nebeneinanderherleben thematisiert werden. Nein, ernsthaft böse aufeinander waren wir nicht, lauthalst schimpfen und ungerecht miteinander streiten ist auch nicht unser Ding.
In aller Ruhe besprachen wir auf einem zweisamen Waldspaziergang im Spätsommer unsere prekäre Situation, unser unmerklich über die Zeit gewachsenes Nicht-Verhältnis. Das Wort Trennung fiel, eine der Vernunft geschuldete und unser beider Zukunft rettende Scheidung stand im Raum.
Auf unserem kleinen Marsch kamen wir an einer neu angelegten Christbaumschonung vorbei und entdeckten am Rand des Geländes einen Mickerling, eine etwas schief gewachsene, zurückgebliebene Nordmanntanne. Halb im Ernst, halb im Spass meinten wir übereinstimmend: Wenn dieses Bäumchen überlebt, wenn es durchhält, nicht verbissen wird, nicht vertrocknet, dann, ja dann bleiben wir beide beieinander, dann probieren wir`s noch mal miteinander, wenn nicht, dann trennen wir uns endgültig.
Nach dieser Vereinbarung gingen wir beide im übertragenen und im eigentlichen Sinn des Wortes getrennte Wege.
Drei Wochen später wollte ich nach unserem Micherling schauen und staunte nicht schlecht, als ich sag, dass jemand die Wurzeln abgedeckt und die Baumspitze gegen Verbiss geschützt hatte. Ich selber trug – natürlich rein zufällig – ein Säckchen Dünger bei mir, den ich sorgfältig rund um das Bäumchen verstreute.
Der Herbst in diesem Jahr war ausgesprochen trocken. Regen war ein seltener Gast, die Natur darbte. Auf meinen Spaziergängen durch den Wald führte ich deshalb immer eine mit Wasser gefüllte Flasche mit und entleerte sie ganz beiläufig an dem Baum, der zwischenzeitlich gar nicht mehr so mickrig aussah, wie mir auffiel.
Mitte Dezember kam dann überraschend der erste Schnee. Dicke, nasse, schwere Flocken fielen vom Himmel. Mein erster Gedanke galt dem Baum. Meine Furcht: Schneebruch!
Am Sonntagvormittag machte ich mich auf den Weg. Die Hände warm in gefütterten Arbeitshandschuhen, wolle ich das Christbäumle vom Schnee befreien. Ich staunte nicht schlecht, als ich an der Schonung um die Ecke bog und dort eine Gestalt sah, die, dick vermummt, den ehemals mickrigen Baum sanft schüttelte, damit der Schnee von seinen Ästen fiel.
Ich ging überrascht näher: Die Gestalt war meine Frau. Wir standen uns wortlos gegenüber, schauten uns in die Augen und erkannten die Absicht des jeweils anderen. Mit kleinen, zögerlichen Schritten gingen wir aufeinander zu und nahmen uns in den Arm. Am nächsten Morgen machten wir uns Hand in Hand auf zum Besitzer der Baumschule, vereinbarten einen Preis für «unseren»Baum und holten ihn gemeinsam in unsere Wohnstube. Es wurde Heiligabend und noch nie haben wir lauter und inbrünstiger das Loblied geschmettert: O Tannenbaum, o Tannenbaum…!
MUSIK: O Tannenbaum!
https://www.youtube.com/watch?v=PamrmrVB5Mo
Frank Hofmann: «Windel» – aus dem Kalender «Der Andere Advent».
Ein ungeplanter Kaiserschnitt, meine Frau liegt noch im OP. Nun stehe ich vor diesem kleinen Wesen, das noch erkennbar mit der neuen Umgebung fremdelt. Die milchigen Augen rollen haltlos umher, Arme und Beine suchen rudernd nach Halt. Eine Schwester reicht mir die erste Windel. Behutsam schiebe ich sie unter den warmen Körper und verschliesse sie mit einem sanften Druck. Da treffen die kleinen Äuglein auf meine, der Mund zuckt wie zu einem Lächeln und für einen Moment habe ich das Gefühl, nun ist sie wirklich angekommen, unsere Tochter.
Die Windel ist der Ausdruck höchster Bedürftigkeit. Einen Weltretter stellt man sich anders vor. Und doch sagen es die Engel den Hirten als erstes Erkennungszeichen: «Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt». Das Göttlich zeigt sich dort, wo der Mensch es am wenigsten erwartet. Dabei müsste der Mensch, als das Ebenbild Gottes, es doch besser wissen.
MUSIK: Veni, veni Emmanuel – ein aus dem Mittelalter stammendes Advent- und Weihnachtslied.
https://www.youtube.com/watch?v=gGhCcddI2iY
FÜRBITTE
Herr Jesus Christus,
Dir vertrauen wir uns an.
Danke für die Freude dieser Tage.
Danke für alle Liebe, die wir teilen dürfen;
für alle Vertrautheit und Verbundenheit;
für alle Menschen, die uns am Herzen liegen
und denen wir am Herzen liegen.
Wir bitten um deinen Segen für sie,
um deinen Segen für alle, die wir lieben,
und ganz besonders für unsere Kinder.
Umgib sie mit deinem Schutz
und bewahre sie vor allem, was ihnen schaden will.
Wir bitten um dein Licht für alle,
in deren Leben es gerade dunkel ist.
Für die, die niemanden beschenken konnten
und denen niemand etwas geschenkt hat;
für die, deren Wohnungen kalt sind;
für alle, die heute hungrig bleiben;
für alle, die kein Zuhause haben.
Wir bitten um dein Licht für alle,
deren Leben überschattet ist von Angst;
von Gewalt; von Depression; von Sucht.
Wir bitten um dein Licht für alle,
die den Tod vor Augen haben und für die,
die bei ihnen sind.
Wir bitten um deinen Frieden für die Welt.
Wir denken besonders an das Heilige Land;
an die Ukraine; an Syrien und an alle Länder, die von Krieg überschattet sind.
Wir bitten für alle Fachleute in der Entwicklungsarbeit und alle,
die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
Stärke sie. Und bewahre alle,
die um ihres Glaubens willen verfolgt werden.
Erbarme dich Herr!
In der Stille bringen wir vor dich unsere persönlichen Bitten …
Du bist nahe.
Verwandle und heile uns, Herr,
dass wir dich dort, wo wir dich nicht erwarten,
erwarten können.
VATER UNSER im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Empfangt den Segen Gottes:
Der Herr segne und behüte dich.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.
Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da.
Amen
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Am Silvesterabend schicken wir wieder das Luthergebet, um das Jahr 2022 miteinander abzuschliessen und das Neue Jahr unter den Segen Gottes zu stellen.
Am 1. Januar um 17.00 Uhr laden wir zum Gottesdienst in der Martin Luther Kirche mit Pfr. Neugeboren ein.
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Wir danken allen, die mitbeten, mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und wünschen allen eine bewahrte Zeit in diesen Weihnachtstagen!
Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.
Herzliche Grüsse nach nah und fern,
Marion Werner und Thomas Risel
MUSIK: zum Ausklang: Johann Sebastian Bachs liebevoller musikalischer Beitrag zur Ankunft Gottes aus dem 1. Teil des Weihnachtsoratoriums BWV 248: