Herzlich willkommen zum 265. Luther Abendgebet am 5. Juli 2023.

Noch im Sommer und der Mitte des Jahres.

So sammeln wir uns heute Abend:

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, der uns trägt und segnet,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Amen.

 

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

 

Der Wochenspruch, der uns diese Woche begleitet, steht im Brief des Apostel Paulus an die Galater im 6. Kapitel und lautet:

«Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.»

 

Wir hören aus der Kantate von Johann Sebastian Bach für den 4. Sonntag nach Trinitatis den 3. Satz für Chor:

«Alles nun, dass ihr wollet, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen.“

https://www.youtube.com/watch?v=R-F2Y9mGdqM

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt,

was Last und was Segen ist: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Immer Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.

 SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden, den Gott mir schenken will

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

 

GEBET

Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern, mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen schönen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. 
Mit Sorgen, mit Leid und Erschrecken

über die Auswirkungen des Klimawandels, über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt,

wir kommen auch mit Dank für so viele Dinge, die uns erfreuen und guttun, wo wir getragen sind.
Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.   Amen.

 

BILD: Wochenspruch

Wir sind Lastenträger.

Unser ganzes Leben hindurch. Der Rucksack auf den Strecken unseres Lebens wird immer mehr mit Lasten gefüllt. Er wird schwerer. Und schwerer. Manchmal halten wir die Lasten, das Gewicht kaum noch aus und unser Rücken verbiegt sich, trägt Spuren der Lebenslasten, und er trägt zuviel.    «Na, was haben Sie wieder alles auf sich geladen», begrüsst uns dann mit einem sorgenvollen Lächeln unsere Physiotherapeutin. Und sie behandelt die geschundene Rückenmuskulatur. Bis sie wieder tragen kann. Bis die nächste Überlast, Überlastung kommt.

In der Reha-Klinik, in der ich mich zur Zeit befinde, gibt es unzählige Geschichten davon. Geschichten von Menschen, deren Lasten des Lebens zu gross, zu schwer geworden sind. So gross und so schwer, dass sie sogar uner-träglich oder un-tragbar geworden und sie ins Straucheln gekommen sind. Geschichten von Stress im beruflichen Leben, in dieser manchmal unbarmherzigen Leistungsgesellschaft, die sich auch bis ins Privatleben zieht.

Früher, so erzählt eine Psychologin, bedeutete Stress, wenn man durch Raubtiere oder Feinde bedroht wurde, und da hiess es dann: kämpfen oder fliehen. Heute sprechen wir sogar schon von «Freizeitstress», was für ein Wort. Auch in der Freizeit geht es oft schon um ein ‘höher schneller weiter’…

Und dann die Geschichten von Menschen, denen die Krisen der Welt zu nahe kommen, die mit vielerlei Ängsten be-lastet sind. Da kommt derzeit ja viel zusammen, die Beispiele dafür hat jeder und jede vor Augen. Hier ist die Kehrseite der Leistungsgesellschaft spürbar.

Natürlich gibt es auch noch ganz andere Lasten in dieser Welt: existentielle Belastungen, wo es um Leben oder Tod geht, um Überleben, um Freiheit und Gefangenschaft, um Hunger und Durst, um Traumata aufgrund erlebter Situationen äussersten Leids. Auch diese Menschen sind Lastenträger in noch ganz anderem Ausmass.

Wie gut, dass es Einrichtungen gibt, die sich dieser Lasten, genauer gesagt dieser Menschen und Lastenträger annehmen. Therapien von Atemtechniken über Wirbelsäulengymnastik bis hin zu Körperübungen gegen Stressbewältigung, und dann auch viel Erzählen und Zuhören. Gegen die Symptome einer Gesellschaft, in der nur Leistung zählt.

Aber der Rucksack unseres Lebens kann auch leichter werden, zwischendurch:

Da ist ein schöner Sommertag, den ich in der Natur geniessen und am See baden kann, und manches wird leichter. Da ist ein guter Freund, der überraschend anruft oder einfach vorbeikommt, und manches wird leichter. Da ist ein Gott, dem ich so manches Päckli meines Lebens hinwerfen kann, und meine Grossmutter sagte dann dazu: ‘dann lass es auch bei ihm und nimm es nicht wieder mit.’ Und manches wird leichter.

So können auch wir welche werden, die anderer Last tragen oder mindestens tragen helfen. So ist das Gesetz Christi zu verstehen: nehmt einander an. Tragt mit. Helft das Gepäck des Lebens im Rucksack leichter zu machen. Auch Gott nimmt uns so manche Lasten des Lebens nicht ab, aber er hilft tragen.

MUSIK: Steve Coviello «Herr mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens»

https://www.youtube.com/watch?v=av2pwixWkwM

Eine wunderbare alte Sagen-Geschichte aus dem württembergischen Weinsberg zeigt, wie verblüffend christliches Handeln auch in einer schier ausweglosen Situation sein kann:

«Es war im Jahr 1140, als der Stauferkönig Konrad im Krieg mit dem Bayerischen Herzog Welf lag. Da zog Konrads Heer vor die Burg Weinsberg und belagerte sie. Denn die Weinsberger Bürger waren dem Bayern treu ergeben.

Schon nagte der Hunger in den Bäuchen der Belagerten, aber noch immer waren sie nicht bereit, aufzugeben. Konrad drohte, am nächsten Morgen die Feste einzunehmen und allesamt zu töten. In der Nacht vor dem Sturm schlich sich eine junge Weinsbergerin ins feindliche Lager, um Konrad um Schonung zu bitten. Weil die junge Frau so hübsch anzusehen war, ließ sich der König gnädig stimmen und gewährte allen Weibern, vor der Eroberung die Burg zu verlassen und dabei mitnehmen zu dürfen, was sie tragen konnten.

Am nächsten Morgen staunte Konrad nicht schlecht: Durchs Burgtor den Berg herab kam ein langer Zug von Frauen, und eine jede trug ihren Mann auf dem Rücken. Da musste der König über die List der Frauen lächeln, und sagte: „Lasst sie in Frieden ziehen. Am Wort des Königs soll man nicht drehen und deuteln!”

Wohl ist die Burg später doch einmal zerstört worden, aber ihre Ruine heißt immer noch „die Weibertreu”.

Fürbitten

Deine Augen, barmherziger Gott,
sehen auf die Gerechten.
Deine Ohren hören auf ihr Gebet.
Auf dich hoffen wir,
du Ursprung und Ziel unseres Lebens.
Höre unser Gebet.

Wir bitten für die, die Lasten tragen in dieser Welt,
die entrechtet werden, verklagt und verbannt,
weil sie die Gerechtigkeit lieben.
Wir bitten für die,
die dem Bösen widerstehen
deren Leben bedroht wird.
Deine Augen sehen das Leid.
Zu dir rufen wir:
Höre unser Gebet.

Wir bitten für die,
die sich fürchten,
die das Vertrauen verloren haben, in Angst leben, denen niemand beisteht.
Wir bitten für die,
die den Lebensmut verlieren,
die mit Sorgen den Tag beginnen
und mit Schmerzen in die Nacht gehen.
Deine Ohren hören ihre Klagen. Einer trage des anderen Last!
Wir rufen:
Höre unser Gebet.

Wir bitten für die Mächtigen
um ein waches Gewissen,
um Respekt vor der Wahrheit,
um Demut.
Wir bitten für die Menschen guten Willens , die Lasten tragen helfen,
um Hoffnung, um Sanftmut, um Liebe.
Wir rufen:
Höre unser Gebet.

Wir bitten für unsere Gemeinde,
um Trost für die Trauernden,
um Heilung für unsere Kranken,
um Segen für unsere Kinder,

um Bewahrung für alle auf Reisen.

Du, Ewiger, bist unsere Hoffnung.  Du hörst unser Beten.
Du siehst uns an.
Du machst unser Leben hell
durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
Zu dir rufen wir:
Höre unser Gebet.

(Gebet von Katharina Wiefel-Jenner)

STILLE

VATER UNSER im Himmel

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

SEGEN (die Hände evtl. zu einem Segenskörbchen falten)

Möge der Sonnenschein Dein Herz erleuchten.

Möge der Wind Deinen Geist beleben.

Mögen die Lasten des Tages somit leichter auf Dir liegen.

Mögen Zeichen des Himmels an der Strasse Deines Lebens sein, die Dir sagen, dass Du auf dem richtigen Wege bist.

Mögest Du Kraft haben, zum Ändern, zum Bleiben, zum Neuwerden.

 

So segne Dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

Er gebe Dir seinen Frieden. Amen. 

 

MITTEILUNGEN

Herzlich laden wir ein für Sonntag, 9. Juli, wegen des Züri-Fäscht erst Beginn um 11.00 Uhr, zu den Abendmahls-Gottesdiensten in unsere Martin Luther Kirche und um 16 Uhr in die Halden-Kirche St. Gallen ein. Wir freuen uns auf Ihr Kommen.

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Wir danken allen, die mit uns unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft.

Bleiben wir zuversichtlich, denn Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern,

Marion Werner mit Thomas Risel

 

Wir hören noch den letzten Satz aus der Kantate von J.S. Bach zum 4. Sonntag nach Trinitatis:

«O Gott du frommer Gott »

O Gott, du frommer Gott,
Du Brunnquell aller Gaben,
Ohn den nichts ist, was ist,
Von dem wir alles haben,
Gesunden Leib gib mir,
Und dass in solchem Leib
Ein unverletzte Seel
Und rein Gewissen bleib.

 https://www.youtube.com/watch?v=CiBkYDibgaY