Herzlich willkommen zum 226. Luther Abendgebet am 28. September
Der Herbst ist da. Der Wind hat in den letzten Tagen heftig geblasen, die ersten Nebelschwaden sind durchs Land gezogen. Ein Blick auf die Wälder zeigt, die ersten bunten Farbtupfer sind bereits da. Und die Sonne, sie strahlt in dem besonderen Licht des Herbstes, golden und warm. Am Abend jedoch zieht sie sich viel früher zurück und macht der Dunkelheit Platz, auf die wir uns, wie immer in dieser Zeit, neu einstellen müssen.
Und so sammeln wir uns heute Abend
im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter liebt,
im Namen Jesu Christi, der uns Licht und Freiheit schenkt,
und im Namen des Heiligen Geistes, der uns untereinander verbindet.
Amen
Gott spricht: «Ich will bei dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen» (Josua 1,5)
Bild: Vierwaldstätter See-Bank
In allem, was in dieser Welt und in unserem persönlichen Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN.
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
MUSIK: Der Mond ist aufgegangen
https://www.youtube.com/watch?v=nbPf3sSgcWk
GEBET Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern,
mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. Mit der Leid und Trauer, mit Freude und Dank.
Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.
Amen
MEDITATION: Engel
Liebe Gemeinde,
wie halten Sie es mit den Engeln?
Eine Umfrage vor einigen Jahren ergab, dass Menschen eher an Engel glauben als an den lieben Gott. Und wenn ich heute in den sozialen Medien unterwegs bin, dann schweben da überall Engel herum. Menschen wünschen und senden sich Engel, wenn jemand traurig ist oder eine schwere Zeit erlebt, wenn man sich auf Reisen begibt, eine Entscheidungen treffen muss oder neue Wege geht.
Und wenn Eltern ihren Kindern einen Wunsch bei der Taufe mitgeben wollen, dann ist das oft: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten…“ (Psalm 91,11). Das ist eine schöne Vorstellung, dass ein Engel das Kind vor Gefahren behütet.
Auf alten Gemälden kann man diese Vorstellung sehen: Blonde Engel in weißen Gewändern, die Kinder vor einem Abgrund zurückhalten oder über eine kaputte Brücke führen.
Es gibt aber auch Menschen, die sagen: „Engel – das sind doch Märchen. Reiner Aberglaube. Eine Sache nur für Kinder, wie Weihnachtsmann und Osterhase.“
Wie halten Sie es mit den Engeln?
Bild: Der Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen (10./11. Jh.), Kathedrale von Southwell
Am 29. September ist Michaelistag. Die katholischen, anglikanischen und protestantischen Christen gedenken des Erzengels Michael und aller Engel.
Während der Michaelistag im Mittelalter noch ein schul- und arbeitsfreier Feiertag war, zu dem oft Miet-, Pacht- oder Zinszahlungen anfielen, ist er heute immerhin noch ein Lostag und somit für die Wettervorhersage maßgeblich. Zwei der Bauernregeln für den Tag sind: “Auf nassen Michaelistag ein nasser Herbst folgen mag” und “Kommt Michael heiter und schön, wird es noch vier Wochen so weiter geh’n”.
Michael (hebräisch bedeutet das «Wer ist wie Gott?») ist in der Tradition des Judentums, des Islams und des Christentums ein Erzengel, also ein Engel mit einer führenden Position in der Heerschar der Engel.
In der Geschichte des Christentums gilt der Erzengel Michael als Bezwinger Satans. Der Engelsfürst soll den Himmel und die Erde gegen das Böse verteidigen und dazu auch mit dem Teufel kämpfen, der in diesem Zusammenhang in Gestalt eines Drachen dargestellt wird – so wie wir das im ersten Bild bereits gesehen haben.
Dem Volksglauben nach, den man in einigen Gegenden noch antrifft, erstellt Michael eine Liste mit den guten und schlechten Taten eines Menschen und bewacht das Tor zum Paradies. Wenn ein Mensch stirbt, soll es der Erzengel Michael sein, der an diesem Tag des Jüngsten Gerichts über den Weitergang entscheidet.
BILD: Raffael: Erzengel Michael
Ich glaube nicht, dass Engel bloß Märchenfiguren sind und auch kein Aberglaube. Gemäss der Bibel, an der wir evangelische Christen uns orientieren sollen, sind Engel von Gott gesandte Boten, die eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen haben. Sie sind Mittlerwesen zwischen Gott und Mensch.
Die Bibel jedenfalls erzählt davon, dass auch Erwachsene Erfahrungen mit Engeln machen können. Als die aus Ägypten befreiten israelitischen Sklaven auf dem Weg sind in eine neue Heimat, da verspricht Gott: „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Weg und dich an den Ort bringe, den ich bestimmt habe“ (2. Mose 23, 20) Ich glaube allerdings nicht, dass damals die Vorstellung war, dass eine blondlockige Frau mit Flügeln den Zug der Auswanderer anführt.
Von Engeln ist die Rede, das stimmt. Aber es gibt ganz verschiedene Angaben darüber, wie die Engel aussehen.
Sicher, nach der Weihnachtsgeschichte könnte man denken, Engel fliegen am Himmel wie Vögel. Zu Abraham aber kommen einfach drei Männer zu Besuch mit einer ungewöhnlichen Ankündigung. Abraham hätte sich wahrscheinlich sehr gewundert, wenn die Flügel gehabt hätten. Erst später auf den Gemälden haben die Männer, die Boten Gottes, Flügel. Und in einer anderen Geschichte findet der junge Tobit auf seiner gefährlichen Reise einen Begleiter, der aussieht wie ein anderer Reisender. Auch davon erzählt die Bibel, aber später heißt es, der fremde Begleiter sei ein Engel gewesen.
Wo habe ich Engel erfahren? Ich denke bis heute manchmal an das alte Ehepaar, das mir an meiner ersten Pfarrstelle einmal in der Woche ein warmes Mittagessen und ein gemütliches Miteinander angeboten hat, wo ich mich aufgehoben gefühlt habe. Ich musste nicht die Pfarrerin sein, von der man so viel erwartete, sondern konnte einfach ich sein. Und ich war angenommen. Bis heute bezeichne ich die Frau als Engel, die mir hier in der Schweiz, fern von der Familie, mit der Betreuung meiner Kinder geholfen hat. Sie ist inzwischen eine Herzensfreundin und immer noch ein Engel an meiner Seite. Und ich denke an den Lehrer, der für die Sorgen meiner Kinder ein offenes Ohr und eine helfende Hand hat.
Es müssen ja nicht Männer oder Frauen mit Flügeln und lockigem Haar sein, die Engel.
Ich vertraue darauf, dass Gott seine Engel losschickt, wenn es nötig ist. Das macht mich ruhiger und ich kann die Menschen besser in den Tag gehen lassen, die mir am Herzen liegen.
Diese Erfahrung wünsche ich uns allen.
«Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten, auf allen deinen Wegen» – diese Psalmworte hören wir nun vertont von Medelssohn.
MUSIK: «Denn er hat seinen Engeln befohlen» von Medelssohn
https://www.youtube.com/watch?v=40CnTO3EJHw
FÜRBITTE zum Michaelistag
Wir danken dir für deine Engel, ewiger Gott.
Unsichtbar sind sie und uns doch nah.
Vor dir sind sie mit ihrem Gesang
und an unserer Seite mit ihrem Schutz.
Wenn sie gegen die Gewalttäter kämpfen,
dann haben wir Hoffnung.
Wir bitten dich:
Sende sie zu denen,
die verfolgt werden,
die überfallen und vergewaltigt werden,
die gefoltert und verschleppt werden.
Sende deine Engel aus.
Erbarme dich.
Wir danken dir für deine Engel, barmherziger Gott.
Wenn sie den Mächtigen Rat geben,
dann haben wir Hoffnung.
Wir bitten dich:
Sende sie zu denen,
die für andere Verantwortung übernehmen,
die über andere urteilen,
die Hilfen gewähren oder verweigern können.
Sende deine Engel aus.
Erbarme dich.
Wir danken dir für deine Engel, heiliger Gott.
Wenn sie den Suchenden den Weg zeigen,
dann haben wir Hoffnung.
Wir bitten dich:
Sende sie zu denen,
die sich dem Frieden öffnen,
die sich der Versöhnung entgegenstrecken,
die deiner Schöpfung dienen.
Sende deine Engel aus.
Erbarme dich.
Wir danken dir für deine Engel, lebendiger Gott.
Wenn sie die Liebenden schützen,
dann haben wir Hoffnung.
Wir bitten dich:
Sende sie in unsere Häuser,
zu unseren Kindern,
in deine Gemeinde
und zu allen, die dein Wort bewahren.
Du Schöpfer des Himmels und der Erde,
du Schöpfer der Engel und der Menschen.
Sende deine Engel aus,
damit sie deine Welt schützen,
und uns behüten.
Mit deinen Engeln loben wir dich
heute und morgen,
und alle Tage.
In der STILLE bringen wir vor dich, was uns persönlich wichtig ist.
Vaterunser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit
Amen.
SEGEN
Empfangt den Segen Gottes
Gehet hin in Frieden.
Bringt euren Freunden und Feinden die Freundlichkeit Gottes entgegen.
Haltet schützend die Hände über die, die schwach und elend sind.
Schafft Raum zum Leben für Geliebte und Ungeliebte.
So seid ihr Gottes Kinder.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen
Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da.
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Herzliche Einladung zum Gottesdienst am Sonntag, 2. Oktober um 10 Uhr zum Erntedankgottesdienst in unserer Martin-Luther-Kirche.
Wenn Sie gerne Gaben für den Erntedankaltar bringen möchten (Früchte, Gemüse, Brot) oder beim Schmücken mitmachen können, dann wenden Sie sich bitte an Pfr. Risel. Wir freuen uns darüber.
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Wir danken allen, die mitbeten, mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und wünschen allen eine bewahrte Zeit in diesen Herbsttagen!
Herzliche Grüsse nach nah und fern,
Marion Werner und Thomas Risel
MUSIK: Nun ruhen alle Wälder
https://www.youtube.com/watch?v=LYNWGPz1Igg