Luther-Gebet Mittwoch, 13. April 2022:
Herzlich willkommen zum 202. Luther-Abendgebet am 13. April, mitten in der Karwoche des Jahres 2022.
Wir sammeln uns im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat. Amen
Diese Zeit und auch die Gottesdienste sind immer noch anders,
und nun ist weiterhin Krieg in Europa. Gott bleibt, unser Gebet bleibt, jetzt erst recht.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr wollen wir uns zum Gebet sammeln.
Am Sonntag um 10.00 Uhr.
In dieser Karwoche auch am Gründonnerstag abends und an Karfreitag
SICH BEREIT MACHEN.
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern,
mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von Zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. Mit dem Leid und der Ohnmacht, unter denen viele zurzeit stehen. Wir machen uns bewusst, Gott ist da.
Seien wir heute willkommen mit dem Goldspruch des Karfreitag: (So schreibt der Evangelist Johannes:)
Goldspruch wird dieses Bibelwort auch genannt. Man muss sich festhalten an jedem bisschen Glanz, wenn es dunkel wird. In dieser Zeit, in dieser Karwoche 2022.
Musik: Bleibet hier und wachet mit mir/Taizé
https://www.youtube.com/watch?v=5QN9xJEyu7s
„From a distance“, so hat Bette Midler mal einen Song komponiert, der davon handelt, dass Gott sich die Geschehnisse auf der Welt immer aus einer gewissen Entfernung anschaut. Darin steckt zweierlei:
Einerseits: Gott sieht alles, und das ist gut so, er hat seine Augen auf die Menschen und ihre Welt gerichtet. Von allen Seiten umgibt er uns und hält seine Hand über uns, sagt der Psalmbeter. Von ihm aus ist Harmonie.
Andererseits: Gott scheint weit weg, wo Menschen einander so viel Leid antun. Auf sinnlose Befehle hin töten, bomben, verletzen, Krieg führen, vernichten. So viel Leid, so viel Gewalt, so viel Ohnmacht, und wo bist Du Gott? Mein Gott, mein Gott, hast du mich verlassen, an dieses Wort, dass Jesus am Kreuz aus einem Psalm zitiert, denken wir in dieser Woche an Karfreitag. Bleibet hier und wachet mit mir, sagtr Jesus zu seinen Jüngernm, die im Garten Gethsemane einschlafen und nicht sehen, wie traurig Jeus zu seinem vater betet: Vater, lass diesen kelch an mir vborübergehen.“
Da gehen viele Kelche zurzeit nicht vorüber, furchtbare, grausame, und wo ist Gott dabei? Bist du da oben irgendwo und beobachtest es oder siehst es gar nicht aus der Entfernung, „from a distance“?
Karwoche, das ist Gedenken an Kreuz und Leid und Tod Jesu, an Gottverlassenheit. Oder? Oder war Gott da selbst am Kreuz, hat er das Menschsein ganz und gar mit uns geteilt?! Karwoche, das heisst für mich auch beides: Verlassenheit, und doch: Gott ist da. So sehr liebt er die Welt, dass er ganz Mensch wird, wahrer Mensch. Und kein Moment unseres Lebens ist ohne ihn.
Musik: From A Distance – Bette Midler mit Text
https://www.youtube.com/watch?v=EUsERnPMdeo
Schichtwechsel im Weltraum. Watteweich und sanft schweben die Astronauten in ihren Raumanzügen aufeinander zu. Ein Russe und ein Amerikaner in der ISS umarmen sich, lachen in die Kamera, ihre Kolleginnen und Kollegen strahlen mit ihnen vor Freude um die Wette. Manchmal reicht ein Händedruck nicht. Da müssen es grosse Gesten sein – wie eine Zeichenhandlung, die auf eine gute Zukunft hinweist.
Im Weltall spielen Grenzen keine Rolle
Geht es wirklich nur dort, im Weltall?, frage ich mich. Frank White beschreibt in seinem Buch “Der Over-View-Effekt” dieses besondere Phänomen, das alle Weltraumfahrer bei ihrem ersten Blick auf die Erde aus dem All erleben: Eine tiefe Ehrfurcht und ein wunderbares Verständnis, dass alles, was auf der Erde lebt, miteinander verbunden ist, stellen sich ein. Grenzen spielen keine Rolle mehr, es entsteht ein Verantwortungsgefühl für die Schöpfung. Wer das erlebt hat, kommt verändert zurück.
Wunsch nach einem Perspektivwechsel
Man muss dazu nicht unbedingt ein Raumschiff besteigen und ins All fliegen. Aber ein Schritt aus dem Gewohnten heraus – in Gedanken oder im alltäglichen Tun – kann eine Änderung der Perspektive mit sich bringen. Manchmal brauche ich dazu ein Ritual, einen kleinen gedanklichen Anstoss, der mich in Bewegung setzt. Wenn am letzten Sonntag mit dem Palmsonntag die Karwoche begonnen hat, finde ich genug Anlässe, meinen Alltag zu unterbrechen. In der Karwoche wird an den Leidensweg Jesu – und an die Leiden und Ungerechtigkeiten von heute erinnert. Das ändert die Perspektive.
Meine Hoffnung ist, dass Frieden immer wieder damit beginnt, und es dann weiter geht – mit dem ersten Schritt zur Aussprache, der herzlichen Umarmung, der Verantwortung, für alles, was lebt. (Christine Oberlin, NDR Radiokirche)
Musik: „Peace“ von und mit Ajeet Kaur
https://www.youtube.com/watch?v=vzU6rH-TXmI
Fürbittengebet
Jesus Christus, gekreuzigter und auferstandener Herr und Bruder,
wir sehen auf dein Kreuz.
Du gehst den Weg der Hingabe und des Leidens.
Du verzichtest auf alle Macht.
Du lässt dich hineinziehen in das Elend der Welt.
Höre unsere Bitten.
Wir sehen dein Kreuz,
und erkennen die Bosheit und den Unfrieden dieser Welt.
Hilf uns, eigenes Leid anzunehmen und fremdes Leid mitzutragen.
Christus, wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Wir sehen dein Kreuz,
und erkennen die Willkür der Mächtigen, jetzt besonders grausam in diesen Kriegstagen.
Hilf uns, für diejenigen einzutreten, die beim Streben nach Macht und Erfolg beiseitegeschoben und Opfer werden. Schütze die Menschen im Krieg.
Christus, wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Wir sehen dein Kreuz,
und erkennen, wie hart und gnadenlos Menschen miteinander umgehen.
Schenke uns Barmherzigkeit, auch für die Menschen, die uns unbequem sind.
Bewahre uns vor Selbstgerechtigkeit.
Christus, wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Wir sehen dein Kreuz,
und erkennen, dass menschliche Anmassung blind macht für Gottes Wege.
Schenke uns Mut zur Umkehr.
Öffne uns die Augen für das Geheimnis des Glaubens.
Christus, wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Jesus Christus, gekreuzigter und auferstandener Herr und Bruder,
lass uns aufbrechen, wohin deine Liebe uns weist.
Dir sei Ehre in Ewigkeit.
Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
„Nur aus dem Unmöglichen kann die Welt erneuert werden.
Dies Unmögliche ist der Segen Gottes.“ (Dietrich Bonhoeffer)
Segen des Karfreitag:
Der Segen Gottes
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
allmächtig in seiner Herrlichkeit,
ohnmächtig am Kreuz,
lebendig in seiner Kraft
komme auf uns herab,
umhülle uns,
schütze und berge uns.
Gehen wir in seinem Frieden.
AMEN.
Zum Abschluss noch wer mag:
Musik: Leonard Cohens „Halleluja (a broken halleluja)“ auf Schwiizerdütsch (Roland Zoss, gesungen von Nyna Cantieni)
https://vimeo.com/showcase/2655339/video/82261939