Luther-Gebet für Mittwoch, 1. Februar 2023:

Herzlich willkommen zum 244. Luther Abendgebet am 1. Februar 2023.

Wir empfangen das heller werdende Tageslicht und sehen auf den gerade zuende gegangenen ersten Monat des neuen Jahres, Schnee und Kälte. Und wir sehen auch die Dunkelheit.

Zeit für Kerzen, Gedanken, Ruhe, schöne Musik und Gebet.

Und so sammeln wir uns auch heute Abend:

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, der für uns als Sohn Gottes geboren ist,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.

SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

GEBET                      

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern, mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.

verbunden, um diese Andacht zu feiern.

Wir kommen mit allen freudigen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage.  Mit Leid und Trauer, mit Erschrecken über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt, mit Dank.

Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.                Amen.

Bild: Wochenspruch

Seien wir willkommen mit dem Wochenspruch aus dem Jesajabuch 60, Vers 2:

„Über Dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über Dir.“

 

Das Wochenlied dieser letzten Woche nach Epiphanias ist in mehrfacher Hinsicht besonders. Vielen ist es heute kaum bekannt, gehört aber zu den ältesten Liedern der Reformationszeit und hat eine schöne Geschichte.

Geschrieben wurde es von einer Frau, die auch Martin Luther persönlich sehr geschätzt hat. „Die liebe Els“, wie er sie in seinen Tischreden nannte, hat es gedichtet: Elisabth Cruciger, eine der Frauen der Reformation, über die Gott sei Dank inzwischen mehr bekannt geworden ist.

Doch bevor wir näher von ihr hören, hier nun zunächst der Choral in seiner ersten Strophe.

„Herr Christ, der einig Gotts Sohn” (EG 67)

1) Herr Christ, der einig Gotts Sohn,
Vaters in Ewigkeit,
aus seim Herzen entsprossen,
gleichwie geschrieben steht,
er ist der Morgensterne,
sein Glänzen streckt er ferne
vor andern Sternen klar;

Musik:

https://www.youtube.com/watch?v=d9uWkz00DvQ

Thomanerchor Leipzig mit Orgel aus Bach-Kantate BWV 22

 

An verdiente Männer wird häufiger erinnert als an verdiente Frauen. “Elsa”, wie Martin Luther seine gute Bekannte auch nannte, eine Freundin seiner Frau Katharina von Bora, Ex-Nonne wie diese und Ehefrau seines Freundes und persönlichen Schreibers Caspar Cruciger, ist die erste Frau der Reformation, die Liedtexte dichtete.

Sie wurde als Elisabeth von Meseritz in ein polnisches Adelsgeschlecht geboren und schon als Kind ins Kloster Marienbusch nach Treptow an der Rega gebracht. Sie hatte Unterricht im Lesen und Schreiben, lernte Latein und befasste sich mit Bibelstudium und Psalmengesängen. Durch Johannes Bugenhagen lernte sie das reformatorische Gedankengut kennen, konvertierte zum lutherischen Glauben, verliess 1522 das Kloster und ging nach Wittenberg, wo sie im Haushalt Bugenhagens lebte. 1524 heiratete sie den Theologen Caspar Cruciger, einen Schüler und Mitarbeiter Martin Luthers. Martin Luther selbst hat die beiden getraut.

Als Pfarrfrau beteiligte sie sich auch an den theologischen Tischgesprächen und pflegte engen Kontakt zu Katharina von Bora.

Elisabeth gebar einen Sohn, Caspar Cruciger d. J., und eine Tochter, Elisabeth (* 1529), die später in Eisleben Martin Luthers Sohn Hans Luther heiratete.

Bild: Crucigers Lied „Herr Christ, der einig Gotts Sohn“ im Babstschen Gesangbuch (1545)

Elisabeth Cruciger schrieb 1524, sieben Jahre nach Luthers Thesenanschlag, das Lied “Herr Christ, der einig Gott Sohn”, das noch heute im Evangelischen Gesangbuch Nr. 67 steht. Die Melodie nahm sie von einem bekannten Marienlied. Das hatte sie als junge Nonne im Kloster ihrer pommerschen Heimat oft gesungen.

Ein interessanter Traum ist uns von ihr überliefert. Eines Morgens erzählt sie ihrem damaligen Verlobten, Caspar, sie habe geträumt, wie sie in der Kirche zu Wittenberg auf der Kanzel stehe und predige.

Aufbruchsstimmung, Endzeiterwartung, Wiederentdeckung des Evangeliums, Krise der Kirche. Ordnungen werden brüchig. Autoritäten in Frage gestellt. Die evangelische Bewegung wird zur eigenen Kirche. In diesem Aufbrechen und Umbrechen lässt sich nun ein Gesang hören, der wie die Ruhe im Sturm klingt. Darin preist die erste evangelische Liederdichterin in inniger Dankbarkeit Gottes Gnade, die er uns in Christus schenkt. 

Der Text lässt die Kraft der Frauenmystik spüren, aber er ist auch direkt und voller Freude über die neuen Freiheiten, die auch den Frauen durch die Reformation beschert wurden. So nahm sich Elisabeth Cruciger die Freiheit, in deutscher Alltagssprache und nicht nur in Latein zum Lobe Gottes Liedtexte zu formulieren.

Zurückhaltend und in grosser Sprachkraft schildern die beiden ersten Strophen das Wunder der Offenbarung Gottes in dieser Welt. In dem Sohn hat Gott sein Innerstes, sein Herz geschenkt. Aus Gottes Gefühlsmitte heraus ist Christus in unsere Welt gesandt worden. In ihm begegnet uns Gott selbst.

Er ist der Morgensterne“, heisst es im Lied weiter. Der Morgenstern kündet vom Ende der Nacht und vom Anbrechen eines neuen Tages. Der Morgenstern weckt Hoffnung: Das Dunkle über der Welt, all der Jammer, die Not und die Verzweiflung soll ein Ende nehmen. Noch sehen wir nur einen Vorschein jenes neuen Tages. Aber einmal wird sich das Licht jenes Tages durchsetzen. Dafür steht der Morgenstern.

 “Dass wir hier mögen schmecken, dein Süßigkeit im Herzen und dürsten stets nach Dir”, formuliert sie weiter inniglich.

Aber der theologische Clou der letzten Strophe ist dann: „Ertöt uns durch dein Güte”. Töten?

Es ist die Güte Gottes – nicht etwa sein Zorn -, die zerstörerische Selbstbilder in uns sterben lässt. Dieselbe Güte ermöglicht Reue und Umkehr. Güte macht uns neu und schön in Gottes Augen.

Martin Luther sparte zurecht nicht mit Lob für das Lied der Elisabeth und nahm es in sein erstes Gesangbüchlein auf. Sie, deren Geburtstag nicht bekannt ist und deren Geburtsjahr geschätzt wird, starb früh mit etwa 35 Jahren. Ihr Mann Caspar war untröstlich. Als Professor der Theologie und Prediger an der Schlosskirche wirkte er noch viele Jahre.

Elisabeth Cruciger gilt als erste Kirchenliederdichterin der evangelischen Kirche.

In Wittenberg, wo die Familie in der Collegienstraße 81 wohnte, befindet sich eine Gedenktafel.

2) für uns ein Mensch geboren
im letzten Teil der Zeit,
dass wir nicht wärn verloren
vor Gott in Ewigkeit,
den Tod für uns zerbrochen,
den Himmel aufgeschlossen,
das Leben wiederbracht:

3) Lass uns in deiner Liebe
und Kenntnis nehmen zu,
dass wir am Glauben bleiben,
dir dienen im Geist so,
dass wir hier mögen schmecken
dein Süßigkeit im Herzen
und dürsten stets nach dir.

4) Du Schöpfer aller Dinge,
du väterliche Kraft,
regierst von End zu Ende
kräftig aus eigner Macht.
Das Herz uns zu dir wende
und kehr ab unsre Sinne,
dass sie nicht irrn von dir.

5) Ertöt uns durch dein Güte,
erweck uns durch dein Gnad.
Den alten Menschen kränke,
dass der neu’ leben mag
und hier auf dieser Erden
den Sinn und alls Begehren
und G’danken hab zu dir.

 

https://www.youtube.com/watch?v=Fn8CShMF9mg

Herr Christ, der einig Gotts Sohn · Vocal Concert Dresden

Gebet:
Christus, du schöner Morgenstern,

ein neues Jahr ist angebrochen, ein neuer Tag der Welt bricht an,

mit deinem tröstlichen Kommen.

Der alte Hunger wird gestillt. Gott ist bei seinen Menschen.

Niemand ist verlassen. Niemand ist verloren.

Du bist da.

Lass uns dich schauen und dem Tag entgegenleben.

 

Jesus Christus,

du Licht und Leben.

Mit dir weicht die Finsternis.

Sprich und mach es hell.

Dein Licht ist die Hoffnung

in den Finsternissen

von Krieg und Gewalt.

Scheine auf

in den Schutzräumen, den zerschossenen Häusern,

in den Flüchtlingsbooten.

Sprich, damit die Kriege enden.

Jesus Christus,

du Licht und Leben,

erbarme dich.

 

Dein Licht gibt Lebenskraft

in den Finsternissen

von Krankheit und Trauer.

Berühre mit deinem Leben

die Kranken und allen, die ihnen beistehen,

die Trauerden und alle, die sie trösten,

die Ratlosen und alle, die ihnen zuhören.

Jesus Christus,

du Licht und Leben,

erbarme dich.

 

Dein Licht bewahrt die Herzen

vor den Finsternissen

von Schuld und Feindschaft.

Versöhne

die Streitenden,

die voneinander Getrennten.

Sprich, damit Verstehen und Respekt entstehen.

Jesus Christus,

du Licht und Leben,

erbarme dich.

 

Jesus Christus,

du Licht und Leben,

dein Licht verwandelt die Suchenden.

Dein Licht weist die Wege,

die deine Gemeinde gehen soll.

Dein Licht tröstet.

Geh mit uns, mach unser Leben hell,

segne unsere Kinder und

alle, die zu uns gehören.

Du Grund aller Hoffnung,

sprich und erbarme dich.

Wir gehören zu dir

heute und alle Tage.

Mit seinen Worten beten wir gemeinsam, leise oder laut:

Vaterunser

…geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

SEGEN

Geht in die Welt, in Abend und Morgen,

Gott Vater, der Sohn und der Heilige Geist

segne euch und behüte euch.

Gott sorge für euch.

Gott bewahre euch und erfülle euer Leben mit Liebe.

Amen.

 

Verabschiedung.

Herzliche Einladung zum Gottesdienst mit Abendmahl am Sonntag 5. Februar 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche Zürich.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und wünschen allen eine behütete Zeit!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da, auch in 2023.

Herzliche Grüsse nach nah und fern,

Thomas Risel und Marion Werner

 

Wer mag, hört noch die Bach-Kantate BWV 96 zu dem Lied von Elisabeth Cruciger:

Musik:

https://www.youtube.com/watch?v=v2wigx_NyZY

Johann Sebastian Bach – Kantate BWV 96 “Herr Christ, der einge Gottessohn”

Bach-Stiftung St. Gallen

00:00 Bach – BWV 96

00:44 Chor: Herr Christ, der einge Gottessohn