Luther-Gebet für Mittwoch, 12. Oktober (Trinitatiszeit) 2022:
Herzlich willkommen zum 228. Luther Abendgebet am 12. Oktober.
Der Herbst ist da. Nebelschwaden ziehen durchs Land. Die bunten Farbtupfer in den Wäldern sind da und die Sonne strahlt in dem besonderen Licht des Herbstes, golden und warm. Am Abend jedoch zieht sie sich viel früher zurück und macht der Dunkelheit Platz, auf die wir uns neu einstellen.
Und so sammeln wir uns auch heute Abend
im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,
im Namen Jesu Christi, der uns Weg und Licht und Tür ist,
und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet auf gemeinsamen Wegen.
Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
In allem, was in dieser Welt und in unserem persönlichen Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN.
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern,
mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. Mit der Leid und Trauer, mit Freude und Dank.
Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.
Amen.
Seien wir willkommen mit der biblischen Tageslosung für Mittwoch, den 12. Okt 2022:
Überall in Ost und West wird man seinen Namen ehren und seine Macht anerkennen.
Jesaja 59,19
Und dem neutestamentichen Wort:
Jesus spricht: Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.
Lukas 13,29-30
MUSIK: „In Christus ist nicht Ost noch West“
https://www.youtube.com/watch?v=irRXDLN6IAo
In Christus gilt nicht Ost noch West,
es gilt nicht Süd noch Nord,
denn Christus macht uns alle eins,
in jedem Land und Ort.
- Woher wir stammen, fragt er nicht,
er lädt zu Brot und Wein.
Bringt alle uns an seinen Tisch,
lässt uns dort eines sein.
“Die Evolutionstheorie ist Quatsch und der Gottesdienst gehört auf Latein gehalten – so lautete die päpstliche Ansage in der katholischen Kirche noch in den 1950er-Jahren” (Bericht BR 2012).
Papst Pius XII. warnte in seiner Enzyklika “Humani generis” vor der Evolutionstheorie, vor Existentialismus und Idealismus. Themen wie Ökumene oder das Verhältnis zu nichtchristlichen Religionen waren schlicht tabu.
Doch dann berief Papst Johannes XXIII. das zweite Vatikanische Konzil ein. Gestern vor genau 60 Jahren am 11. Oktober 1962.
Was wir Evangelische aus den Reformationskirchen denn von iesem Konzil haben, das wurde ich vor ein paar Tagen gefragt.
Nun, dass in der katholischen Kirche heute Vieles moderner gehandhabt wird, ist diesem Zweiten Vatikanischen Konzil zu verdanken, auch wenn uns heute noch vieles alt und traditionell erscheint in unserer grossen Schwesterkirche.
Viele katholische Theologen und Gläubige feiern es aber bis heute, 60 Jahre danach, als Glücksfall in der Geschichte der Kirche und als regelrechte Revolution.
Der Nachfolger von Pius XII., Papst Johannes XXIII., hatte es 1962 unter dem Motto “Aggiornamento” einberufen, auf Deutsch: “Verheutigung”. Genau darum ging es dem Oberhirten: Um die Aktualisierung der Botschaft der Kirche und wie sie diese den Menschen im Kontext der Zeit vermitteln kann.
Foto: Papst Johannes XXIII. bei der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils.
2.700 Bischöfe aus aller Welt und viele bedeutende Theologen folgten zwischen 1962 und 1965 der Einladung des Papstes nach Rom und begannen mit den Beratungen. Die Konzilsteilnehmer begnügten sich nicht damit, über vorgelegte Fragen bloss abzustimmen, nein, sie diskutierten – auch und vor allem über die einstigen Tabuthemen. 8 Minuten Redezeit gab es jeweils dafür für alle, die etwas beitragen wollten. Allein diese 8 Minuten waren damals schon revolutionär.
Kritiker- allen voran die Piusbruderschaft – beklagten in Bezug auf das Zweite Konzil einen Bruch mit der Vergangenheit. Sie fürchten eine Anbiederung an die modernen Ideen der Toleranz und des Pluralismus auf Kosten der Wahrheit des Evangeliums. Diese Kritik ist gerade heute erneut vielfach zu hören, wenn die Kath. Kirche sich auf einen synodalen Weg begibt.
Fragt man, was haben wir heute noch davon, so müssen wir uns die Situation ohne Konzil vorstellen:
Zu den Neuerungen dieses Konzils gehörte nämlich u.a. die grundlegende Reform der Messliturgie:
die Erlaubnis zur Verwendung der Landessprache im Gottesdienst (übnrigens auch in Schweizerdeutsch) und mit der Zelebration “zum Volk hin”, also nicht mehr mit dem Rücken zur Gemeinde.
Ausserdem waren nun historisch-kritische Methoden bei der Auslegung der Bibel zugelassen.
Die Schritte der Ökumene aufeinander zu:
die gemeinsame Bibelübersetzung, die nun möglichen gemeinsamen Feiern wie Gottesdienste und auch Hochzeiten (leider noch ohne das Abendmahl),
die gegenseitigen Taufanerkennungen,
die Erklärungen, dass die strittigen Themen der Reformation weitestgehend überwunden sind:
das sind einige positive Wirkungen von damals.
Foto: Ökumenische Vesper Predigerkirche Zürich 30.9.2022 (Christkath. – Ev.-Ref. – Röm.-Kath. – Ev.-Luth.)
Das Zweite Vatikanische Konzil dauerte nicht nur länger als geplant, mit ihm öffnete sich die katholische Kirche auch in folgenreicher Weise der modernen Welt. Die erlebte Gemeinschaft der Bischöfe und Theologen beim Konzil von 1962-1965 hat den Teilnehmenden und überhaupt Christen aus aller Welt grosse Hoffnungen gemacht.
Trotz aller Reformen sind jedoch Misstrauen und Kontrollzwänge nicht aus der Kirche verschwunden. Manche Themen scheinen heute fast ein neues Konzil einzufordern.
Heute sind es vor allem auch Frauen, die mehr Rechte und Platz und Verantwortung zurecht einfordern in ihrer Kirche. Gibt es weiterhin die neue Offenheit, die das Konzil damals anstrebte?
„Porta portet, cor magis“, so heisst der alte Spruch der Zisterzienser. „Die Tore weit, das Herz noch mehr“.
Dieses Ziel wird auch deutlich anhand der kleinen Anekdote, die vor der Eröffnung vor 60 Jahren erzählt wurde:
Ein Besucher fragte Johannes XXIII. was er vom Konzil erwarte. Der Papst soll auf der Frage hin zum Fenster gegangen sein und dieses geöffnet haben und sagte zum Besucher: „Wir erwarten vom Konzil, dass es frische Luft hereinlässt”.
Viele meinen heute, nun reicht es nicht mehr aus, nur vereinzelt die Fenster zu öffnen. Es müssten grössere Fenster eingebaut und offen gehalten werden.
Fürbitten (aus der „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ 2023):
Ewiger gütiger Gott, du bist die Quelle unserer Weisheit.
Mit gläubigem Vertrauen kommen wir im Gebet vor Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist.
Gott, unser Schöpfer, wir leben heute mit den Folgen eines Handelns, das den einen die Lebensgrundlagen entzieht und die anderen im Überfluss leben lässt.
Lehre uns, die Ressourcen, die du uns zum Wohle aller geschenkt hat, verantwortungsvoll zu nutzen. Lehre uns Respekt vor deiner Schöpfung, die seufzt und zu dir ruft.
Lehre uns und zeige uns den Weg.
Barmherziger Gott, hilf uns, den Schaden, den wir einander zugefügt haben, wiedergutzumachen und die Spaltungen, die wir in deinem Volk verursacht haben, zu überwinden. Wie Christus Jesus den Jüngern den Heiligen Geist eingehaucht und die Gemeinschaft der neuen Schöpfung ins Leben gerufen hat, so sende du uns deine Gnade, damit unsere Spaltungen geheilt werden. Schenke uns die Einheit, um die Jesus gebetet hat.
Lehre uns und zeige uns den Weg.
Christus, du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Während deines Dienstes auf Erden hast du durch das Gute, das du getan hast, das Recht verkörpert. So hast du die trennenden Mauern der Vorurteile überwunden. Öffne unsere Herzen und unseren Geist, damit wir erkennen, dass wir, obwohl wir viele sind, in dir eins sind.
Lehre uns und zeige uns den Weg.
Heiliger Geist, du erneuerst das Antlitz der Erde.
Die Gipfel der Berge, das Donnern des Himmels, der Rhythmus der Meere sprechen zu uns – weil wir verbunden sind.
Der ferne Glanz der Sterne, die Frische des Morgens, die Tautropfen auf der Blume sprechen zu uns – weil wir verbunden sind.
Die Stimmen der Armen, Unterdrückten und Ausgegrenzten sprechen zu uns –
weil wir verbunden sind.
Wir bitten dich um Weisheit und Mut, damit wir in der Einheit deines Sohnes, Jesus Christus, wachsen, der mit Dir und dem Heiligen Geist regiert von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
Wir erheben unsere Herzen zu dir, wenn wir rufen „Abba, Vater“, und gemeinsam sprechen:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit
Amen.
SEGEN:
Gott des Lebens, segne unsere Erde,
alles Wachsen und Gedeihen,
alle Menschen, Tiere und Pflanzen,
damit in der ganzen Schöpfung dein Lebensatem
spürbar ist.
Herr und Bruder Jesus Christus, segne jede Gemeinschaft
unseres Lebens, unsere Familien und Gruppen,
alle Länder und Nationen,
damit alle Menschen in Gerechtigkeit und Frieden
leben können.
Gott, Heiliger Geist, segne die eine Gemeinschaft der Menschheit,
damit wir allen Menschen Heimat geben
und für das Leben in Fülle eintreten.
So segne euch der allmächtige und barmherzige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Musik: „In Christ There Is No East or West”
https://www.youtube.com/watch?v=1zzS8GjaxY4
- Drum kommt und bindet fest den Bund,
was trennt, das bleibe fern.
Wer unserm Vater dienen will,
ist verwandt dem Herrn. - In Christus trifft sich Ost und West,er eint auch Süd und Nord.
Schafft selbst die gute neue Welt
und spricht das letzte Wort.