Herzlich willkommen zum 334. Luther Abendgebet am Mittwoch, 13. November 2024

Wir sind mitten im stürmischen Herbst, mitten in bewegten Zeiten von Krieg und Frieden, von vielerlei Ungewissheiten.

Wir halten inne, und bedenken heute unsere Zweifel, Ängste, dunklen Gedanken, Resignationen, unser Denken und Tun. Mit schönen Geschichten.

Zeit zur inneren Einkehr, in allen aktuellen Sorgen um den Frieden, um Zusammenhalt und Gerechtigkeit. Zeit für Gedanken, Musik und Gebet.

Ich zünde eine Kerze an, in Dankbarkeit, in Vertrauen, in Hoffnung.

So sammeln wir uns heute Abend:

im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes

die uns verbinden zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Tageslosung und Text 13.11.2024: „Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke.“ 1. Samuel 2,4

Paulus schreibt: Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit…, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.                    2. Korinther 12,10

Musik: „Gib Frieden, Herr, gib Frieden“ EG 430

https://www.youtube.com/watch?v=7DYpKq-6yp8&list=PLfdNvZbZdvYVHLtQc6EnkS3749W4jgRp5&index=41

Die US-amerikanische Vizepräsidentin Kamala Harris hielt nach ihrer verlorenen Wahl eine bemerkenswerte Rede an der Howard Universität in Washington, wo sie selbst studiert hatte. Sie akzeptiert die Wahl und gratulierte ihrem politischen Gegner, indem sie auch versprach, für einen friedlichen Machtwechsel zu sorgen. Dann rief sie ihre Anhänger dazu auf, nicht den Mut zu verlieren. „Seid nicht verzweifelt. Dies ist nicht der Zeitpunkt, die Hände in den Schoß zu legen. Es ist an der Zeit, die Ärmel hochzukrempeln. Ich weiß, dass viele Menschen das Gefühl haben, dass wir in eine dunkle Zeit eintreten. Doch nur in der Dunkelheit sind die Sterne zu sehen. Das Licht wird immer hell leuchten, solange wir niemals aufgeben.“ Und im Alltag für gute Geschichten zu sorgen.

Zwei dieser guten Alltagsgeschichten möchte ich Ihnen und euch heute weitergeben.

Bild Wochenspruch: Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Mt 5,9)

Ein Wunder an Nächstenliebe

Wo sind wir hier? Mit dieser bangen Frage beginnt eine zunächst traurige Geschichte, die aber durch besondere Nächstenliebe zu einem Happy End führt. Die Geschichte geht so.

Wo sind wir hier? fragt der Ehemann eines alten Paares. Sie stehen neben ihrem Auto und stellen diese Frage einem jungen Paar vor dessen Haus in Mecklenburg-Vorpommern. Das alte Paar kommt aus Niedersachsen und weiss auf einmal nicht mehr weiter. Wie sich in Gesprächen mit der dann auch herbeigerufenen Polizei herausstellt, wollte das alte Paar nach Rostock. Das ist weit weg. Die Polizei spürt bald, dass hier eine gewisse Demenz im Spiel ist. Also sorgt sie dafür, dass eine Weiterfahrt unmöglich wird. Sie bieten ein Hotelzimmer als vorläufige Lösung an. Das alte Paar lehnt ab. Und nun?

Nun geschieht ein kleines Wunder an Nächstenliebe. Das junge Ehepaar, das vor deren Haus vom alten Paar zuerst angesprochen und gefragt wurde: Wo sind wir hier?, fasst sich ein Herz. Die Frau setzt sich ins Auto des alten Paares, ihr Mann setzt sich ins eigene Auto – und sie fahren das alte Paar nach Hause, 350 km weit entfernt in Niedersachsen. Dort wartet der von der Polizei benachrichtigte Sohn des alten Paares.

Als sie im Dorf des alten Paares angekommen sind, ist die Freude groß und das Erstaunen über diese Tat erst recht. Das junge Paar aus Mecklenburg fährt dann im eigenen Auto 350 km zurück nach Hause. Nach allem, was man hört, sind die Familien bis heute miteinander im Gespräch und erkundigen sich nach dem jeweiligen Befinden.

Wir sprechen ja als Christenmenschen viel davon, wie Jesus sich Nächstenliebe gewünscht hat. Aber oft gelingt das nicht. Doch wenn sie sich dann ereignet, wirkt sie wie ein Wunder. Es dürfte nicht so viele Menschen geben, die sich an einem Abend offenbar spontan ins Auto setzen und mal eben 350 km hin und zurück fahren. Da staunt man schon. Es wirkt wie eine Selbstverständlichkeit von Liebe.

Manchmal dürfen grosse Worte wie Liebe und Hilfe ruhig gross sein.

Bild: Band Fury in the Slaughterhouse Radio Orchid

Englische Texte, Alternative-Rock und ein amerikanischer Sound: mit diesen Eigenschaften ist die Rockband „Fury In The Slaughterhouse“ Anfang der 90er-Jahre in deutschsprachigen Ländern eine Ausnahmeerscheinung. Mit dem Song Radio Orchid gelingt der Band aus Hannover der verdiente Durchbruch.

Hilfe nötig haben

Das markante Gitarrensolo zu Beginn des Songs „Radio Orchid“ macht bereits deutlich: Jetzt geht es um etwas Bedeutungsvolles: kein Partysong, sondern eine Erzählung, die Geschichte einer älteren Dame. Eine Person, die wir alle kennen könnten, weil sie nebenan wohnt oder durch unsere Strassen streift. Die ältere Dame, deren Leben die Band besingt, lebt in einem alten Haus, das sie nicht mehr verlassen hat, seit ihr Mann verstorben ist. Sie lebt dort in grossem Schmerz und mit ihren kleinen Albträumen und hat irgendwann aufgehört, die Tage zu zählen.

Mit seinem Erbe kauft sie dann aber einen Radiosender und spielt dort Gedichte und Lieder ein, um dem Schmerz zu begegnen, der sie nicht loslässt. Damit hilft sie Millionen Hörer*innen, die sie anrufen und über ihre Sorgen, Nöte und Verluste sprechen. Doch während sie durch ihr Zuhören und Dasein einsame Herzen wieder fliegen lässt und Menschen das Leben erleichtert, ist für sie selbst niemand da.

Das Lied ist eine Ermunterung und ein Aufruf, mit seinen Problemen nicht allein zu bleiben, sondern sich Menschen zum Reden zu suchen – auch, wenn man für sich selbst denkt, keine Unterstützung nötig zu haben. (nach Theodor Adam erzählt)

Das ist Radio Orchidee, hör zu und weine
Nehmt euer einsames Herz und lasst es fliegen!

This is radio orchid, listen and cry
Take your lonely heart and let it fly.

Musik: Radio Orchid, „Fury in the Slaughterhouse, 1993

https://www.youtube.com/watch?v=eO1nL9Jopec

Hundwiler Höhi November 2024

Gebet von Katharina Wiefel-Jenner VELKD

Du Ewiger,
du Gott des Friedens,
du Kraft zu allem Guten.

Du bist treu,
deine Liebe ist verlässlich.
Auf dich hoffen wir für diese Welt.

Leite die Mächtigen,
damit sie den Frieden suchen und Waffen schweigen,
damit vom Krieg Geplagte aufatmen.
Deine Treue beschütze
die Menschen in der Ukraine, in deinem dir Heiligen Land,
die von Krieg und Gewalt zerfressen werden.
Du Gott des Friedens,
erbarme dich.

Du bist gerecht,
deine Gerechtigkeit ist verlässlich.

Ermutige die Gerechten,
damit sie Brücken bauen und der Hass endet.
Deine Gerechtigkeit beschütze die,
die ihr Zuhause verloren haben,
auf Hilfe angewiesen sind und in Angst leben.
Du Gott der Gerechtigkeit,
erbarme dich.

Du bist barmherzig,
deine Barmherzigkeit ist verlässlich.

Berühre die Verwundeten,
damit Verletzungen heilen,
damit die Trauer endet. 
Deine Barmherzigkeit beschütze 
die Kranken, die Trauernden, die Sterbenden.
Deine Barmherzigkeit beschütze
die bedrohte Natur,
deine Geschöpfe, 
die inmitten von Trümmern ausharren.
Du Gott der Barmherzigkeit,
erbarme dich.

Du bist unsere Hoffnung,
dein Wort ist verlässlich.
Sprich zu uns, 
öffne unsere Herzen für dein Wort.
Segne unsere Kinder
und alle, die zu uns gehören.
Lass uns und alle, für die wir beten,
geborgen sein in deiner Liebe.
Das bitten wir durch
Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Bruder.

Mit seinen Worten beten wir gemeinsam:

Vaterunser im Himmel

geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.   Amen.

SEGEN (die Hände evtl. zu einem Segenskörbchen falten)

Gott,
Quelle des Lebens,
Atem unsrer Sehnsucht.

Segne uns
mit dem Licht deiner Gegenwart.

Segne uns,
damit wir ein Segen
für diese Welt sein können

und mit zärtlichen Händen
und einem hörenden Herzen,
mit offenen Augen
und mit mutigen Schritten

dem Frieden
den Weg bereiten.

Amen.

 

Verabschiedung:

-Herzliche Einladung zum Abendmahls-Gottesdienst am Sonntag, 17. November um 10 Uhr in der Augustinerkirche Zürich mit Bach-Kantate „Du Friedefürst Herr Jesu Christ“, ebenso als Kantate mit Wort am Samstag 16.11. 12.15 Uhr dort.

-Der Gemeinde-Bazar findet statt am Samstag 16.11. von 11-19 Uhr im Gemeindehaus mit vielen Aktivitäten: Essen und Trinken, Glühwein und Kuchentafel, Selbstgebasteltes und Hergestelltes, guter Gemeinschaft mit vielen Generationen und einem kleinen kulturellen Programm in der Martin-Luther-Kirche. Hier werden gern noch Spenden gesucht: gespendete Zeit zum Mitmachen oder auch gespendete Kuchen und anderes Essen. Bitte melden Sie sich unter oder im Büro.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wir wünschen allen noch eine lichtvolle, behütete Herbstzeit!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Thomas Risel und Marion Werner

 

Musik: Johann Sebastian Bach „Du Friedefürst Herr Jesu Christ“ BWV 116, Chor I.

Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki ·

https://www.youtube.com/watch?v=V9zWDaxdkpc