Luther-Gebet Mittwoch, 15. Dezember 2021:

Herzlich willkommen zu unserem (185.) Abendgebet,

in der Mitte der 3. Adventswoche 2021.

Wir sammeln uns im Namen Gottes,

des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

 

Diese Zeit und auch die Gottesdienste sind immer noch anders.

Gott bleibt.

Mittwoch abends um 21.00 Uhr wollen wir uns zum Gebet sammeln.             

Am Sonntag um 10.00 Uhr.

SICH BEREIT MACHEN

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze, vielleicht nochmal die drei Kerzen am Adventskranz.

Ich lasse mich von ihrem Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

GEBET 

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist

mit Schwestern und Brüdern,

mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von Zuhause dabei.

verbunden, um diese Andacht im Advent zu feiern.

Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen in der Wochenmitte.

Wir machen uns bewusst, Gott kommt im Advent, Gott ist da.

 

Wochenspruch 3. Advent:

Mitten in dieser Zeit wird vieles bereitet.

Geschenke werden vor-bereitet.

Gebäck wird zu-bereitet.

Man denkt sich dies oder jenes aus,

um Freude oder sogar eine Überraschung

zu bereiten.

Hoffentlich bereitet sich uns nicht eine unangenehme Sache vorher zum Fest.

Im Spruch dieser Woche, einem 2600 Jahre alten Wort aus der Bibel, heisst es beim Prophet Jesaja:

„Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“

(Jesaja 40, 3+10)

Den Weg bereiten, wie tun wir das? Kommt er wirklich gewaltig?

Ich denke an das kleine Kind in der Krippe. Ich denke an den Stern über dem Stall. Ich denke an die vielen kleinen Freuden im Advent, wie wir uns vorbereiten:

Guezli-Bäckerei zuhaus, Dekoration an Weihnachten, ein gemütlicher Abend im Schein der Kerzen am Adventskranz… für mich ist es vor allem: MUSIK.

Den Weg des Advents, des Kommens Gottes in die Welt bereiten mit MUSIK, mit Singen.

Der kroatische Theologe Peter Kuznic sprach einmal mit einem Aphorismus voller Lebensweisheit von der Musik und unserem Glauben so:

„Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören.

Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen.“

Oder auch zu singen, würde ich sagen.

Wir hören einen -fast tänzerischen- Ausschnitt aus einer Weimarer Adventskantate von Joh. Seb. Bach (BWV 186a), in einem Duett von Sopran- und Alt-Stimme mit kleinem Ensemble: „Lass, Seele, kein Leiden von Jesus nicht scheiden“

https://www.youtube.com/watch?v=LU8t-gT6tTc

„Lass, Seele, kein Leiden

Von Jesu dich scheiden,

Sei, Seele, getreu!

Dir bleibet die Krone

Aus Gnaden zu Lohne,

Wenn du von Banden des Leibes nun frei.“

 

So singen und so hoffen. So der Ankunft Gottes den Weg bereiten, durch Musik.

Für mich hat Glaube auch immer mit Musik zu tun, Glaube vermittelt durch Musik.

Glaube und Hoffnung sind ja gerade nicht nur Dinge, die ich sehen kann. Ich muss es auch hören, und mit Musik erleben. Ob ich selber singe, Gesang oder Musik höre.

Was für schöne Lieder und Musik gibt es im Advent. Nein, noch nicht Weihnachten, sondern Advent. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“, damit eröffnet sich für mich immer die Adventszeit.

Und neben den schönen Melodien spricht mich auch die Symbolik in den Texten vieler Adventslieder an. Das Schiff, das kommen wird. Der Himmel, der aufreissen soll.

Der Dornwald, durch den Maria ging. Und die Freude der Tochter Zion.

Das hören wir jetzt aus Dresden:

https://www.youtube.com/watch?v=y9o2M7jHnlE

 

Den Weg bereiten, Advent feiern, das bedeutet für mich mit der Musik und den schönen Texten eintauchen in die alte Hoffnung auf Heil, auf Frieden, auf Gerechtigkeit, auf liebevollem Umgang mit den Menschen und der Welt.

Hoffen richtet mich von meiner Gegenwart aus auf die Zukunft, lässt die ‚Musik der Zukunft hören:‘

*dass eine Krankheit gut ausgeht;

*dass man einen Menschen trifft, der einen lieben könnte,

*dass unsere Erde sich nicht um mehr als 2 Grad erwärmt;

*dass Vergebung und Frieden doch möglich sein muss, auch zwischen bisher Unversöhnlichen.

Es braucht Hoffnungsmenschen. Adventsmenschen auf dem Weg zur Ankunft, die den Weg bereiten. Die singen von dem, was noch nicht ist und was kommen soll.

Foto: Sir Yehudi Menuhin

Zur Bedeutung des Singens hat der berühmte Geiger und Dirigent Sir Yehudi Menuhin einmal folgendes geschrieben:

„Das Singen ist die eigentliche Muttersprache aller Menschen: denn sie ist die natürlichste und einfachste Weise, in der wir ungeteilt da sind und uns ganz mitteilen können – mit all unseren Erfahrungen, Empfindungen und Hoffnungen.

Das Singen … kann … uns den Rhythmus des Lebens lehren…., uns darin verfeinern, unsere Mitmenschen und unsere Mitwelt zu erhören. Immer geht uns der Gesang eines Menschen unmittelbar an, wächst ein Verstehen, Teilhaben und Begreifen über alle Begriffe hinaus.

… In einer Zeit, in der …. möglicherweise unsere Zukunft überhaupt bedroht ist, brauchen wir notwendig alle nur möglichen Quellen der Besinnung….

Im Singen offenbart sich der gesamte Sinn- und Sinnenreichtum der Menschen und Völker. Dieser einmalige Sprachschatz darf uns nicht verloren gehen, was aber tatsächlich zur Zeit geschieht.

…Singen macht, wie nichts anderes, die direkte Verständigung der Herzen über alle kulturellen Grenzen hinweg möglich…. die Entfaltung einer neuen Weltkultur des Singens, so wie sie mir als Zukunftsvision vorschwebt, (kann) den Menschen von innen heraus, …befähigen …, die Friedfertigkeit der Menschen und Kulturen untereinander zu befördern, ….

Wenn wir Menschen uns selbst als Klangkörper, als Musikinstrument in der Sinfonie der Schöpfung begreifen und uns singend immer wieder auf’s Neue befrieden lernen, dann können wohlmöglich … auch die durch uns verursachten Verwundungen der Erde heilen.

Wir Menschen … vermögen durch Gesang unsere Welt und unser Handeln zu beseelen, singend Liebe, Freude, Hoffnung und Zuversicht zu schenken, uns aber auch den Schmerz von der Seele zu singen und unser Herz durch Verzeihen zu beschwingen: ..

Singen als ein Klingen aus der Stille, aus der Fülle der bewussten Innerlichkeit, ist ein lauschendes, den anderen hörendes Singen. …

So kann Singen …uns Menschen zunehmend aus lebensfeindlichen persönlichen und gesellschaftlichen Strukturen herauslösen helfen. …

Wir können dabei nichts verlieren, nur gewinnen.

… Im Singen würdigen wir uns und die Welt, die Natur und die Menschen, die mit uns sind.

Wenn einer aus seiner Seele singt, heilt er zugleich seine innere Welt. Wenn alle aus ihrer Seele singen und eins sind in der Musik, heilen sie zugleich auch die äussere Welt.“

Sir Yehudi Menuhin

Musik:

Weihnachtsoratorium, J.S. Bach BWV 248, I: Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage

Thomanerchor und Gewandhausorchester Leipzig, Georg Christoph Biller https://www.youtube.com/watch?v=MVewzMm1uts

Fürbitten vom dritten Adventssonntag, 12. Dezember 2021, Augustinerkirche

Ewiger Gott, du kennst uns, schon bevor wir uns an dich wenden.

Wir bringen unsere Anliegen und Bitten vor dich:

– Wir hören von einer Spaltung in unserer Gesellschaft.

Die Frage nach richtig oder falsch scheint die Menschen zu trennen.

Wir denken an Menschen, die nicht mehr miteinander reden können.

Wir denken an die vielen, denen ihre Argumente wichtiger sind als der Mensch gegenüber.

Und an die, die sich als Opfer fühlen.

Du naher Gott: – Herr, erhöre uns.

 

– Wir hören von Kriegsgefahr nah und fern und fragen uns, wie ein Weg zum Frieden gehen kann.

Wir beten für die Menschen, die zwischen Konfliktparteien stehen und deren Leben in Gefahr ist.

Wir beten für alle, die immer weiter nach einem friedlichen Weg suchen.

Und wir beten für die vielen, die aus Not und Kriegsgefahr fliehen müssen.

Du naher Gott: – Herr, erhöre uns.

 

– Wir hören von vollen Spitälen und Intensivstationen und von immer weniger Pflegepersonal.  Wir beten für alle Kranken an Leib und Seele und für ihre Angehörigen.

Wir beten für diejenigen, die ausgelaugt und ausgebrannt sind.

Und für die Menschen, die immer noch alles geben,

um die Situation erträglich zu machen und zu verbessern.

Du naher Gott: – Herr, erhöre uns.

 

– Wir hören vom Druck, dem viele nicht mehr standhalten; von Verzweiflung und Angst.  Wir beten für die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte in der gegenwärtigen Situation in Schule und Freizeit.

Wir beten für diejenigen, die kaum soziale Kontakte haben.

Wir beten für alle, die sich nach Normalität sehnen.

Du naher Gott: – Herr, erhöre uns.

 

– Wir denken auch an unsere Verstorbenen und leben in der Hoffnung, dass sie bei Gott sind.

Wir beten für die Menschen, die nach menschlichem Massstab zu früh gestorben sind.

Wir beten für alle, die auf ein erfülltes Leben zurückblicken konnten,

und für Angehörige, die sich allein fühlen.

Du naher Gott: – Herr, erhöre uns.

 

In allen Fragen und in allem Zweifel

bist Du uns Rat und Antwort, zeigst Weg und Ausweg.

Du bist uns nahe.

Dafür danken wir dir in Jesus Christus,

unserem Bruder und Herrn. Amen.

 

Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

SEGEN:

Der Herr segne dich.

Er erfülle deine Füsse mit Tanz

und deine Arme mit Kraft.

Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit

und deine Augen mit Lachen.

Er erfülle deine Ohren mit Musik

und deine Nase mit Wohlgerüchen.

Er erfülle deinen Mund mit Gesang

und dein Herz mit Freude.

Er schenke dir immer neu die Kraft aus der Musik:

Klänge aus dem Himmel

und neue Hoffnung für die Erde.

Er trage uns allen immer neu die Gabe ins Herz,

der Hoffnung ein Gesicht zu geben.

Amen.

(Nach einem Segen aus Afrika)