Luther-Gebet für Mittwoch, 15. Februar 2023:
Herzlich willkommen zum 246. Luther Abendgebet am 15. Februar 2023.
Wir empfangen das heller werdende Tageslicht und sehen auf die ersten 6 Wochen des neuen Jahres, Winter und Kälte. Und wir sehen in unserem besonderen Gedenken heute auch die Dunkelheit.
Zeit für Kerzen, Gedanken, Ruhe, schöne Musik und Gebet.
Und so sammeln wir uns auch heute Abend:
im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,
im Namen Jesu Christi, der für uns als Sohn Gottes geboren ist,
und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.
Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN.
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern, mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen freudigen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. Mit Leid und Trauer, mit Erschrecken über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt, mit Dank.
Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da. Amen.
Musik: Das Hohelied der Liebe · Oliver Fietz
https://www.youtube.com/watch?v=wWbJR1VhoqY
Die Liebe trägt
So steht es in einem Verhörprotokoll vom 24. Februar 1943:
„Der Volksgerichtshof verurteilte am 22. Februar 1943 im Schwurgerichtssaal des Justizpalastes in München den 24 Jahre alten Hans Scholl, die 21 Jahre alte Sophia Scholl, beide aus München, und den 23 Jahre alten Christoph Probst aus Aldrans bei Innsbruck wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Feindbegünstigung zum Tode. Das Urteil wurde am gleichen Tag vollzogen.“
Vor 80 Jahren (am 22.2.1943) starben die drei – sie starben auch der Liebe wegen. Sie liebten ihr Land, sie liebten die Menschen im Land und sie verachteten den Krieg und den Tod, den viele im Krieg und in der Heimat fanden – nicht zuletzt in Stalingrad am Beginn des Jahres 1943.
Bild: Weisse Rose – Hans und Sophie Scholl mit Christoph Probst (v.l.n.r.)
Haus des Erinnerns. Foto: © George (Jürgen) Wittenstein / akg-images
Besonders Sophie Scholls Briefe und Tagebuchaufzeichnungen spiegeln das Bild einer jungen Frau wider, die empfindsam war für die Schönheiten der Natur und zugleich von einem tiefen christlichen Glauben geprägt. Der Glaube half ihr, auch die letzten Minuten ihres Lebens und den Abschied von ihrer Mutter zu bestehen.
Und ihr Bruder Hans Scholl schrieb in einem letzten Brief an seine Eltern, nach einer Feier des Heiligen Abendmahls:
„P.S.: Jetzt ist alles gut; ich habe noch die Worte des 1. Korintherbriefes [13] gehört: Wenn ich mit Menschen¬ und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend‘ Erz und eine klingende Schelle …“
Bild: 1. Korinther 13 „Hohelied der Liebe“
Das Hohelied der Liebe des Apostels Paulus ist so etwas wie ein Geschenk des Himmels. Man kann sich kaum vorstellen, dass ein Mensch alleine sich solche hymnischen Worte erdenken kann. Paulus, der vermutlich einen älteren Hymnus nutzt und in seinem Sinne umschreibt und erweitert, ist mit diesen Versen ein Kunststück gelungen. Er hat sich in die Weltliteratur hineingeschrieben. Das Hohelied der Liebe gehört zu den bekanntesten Texten der Welt. Dass hier die Liebe gerühmt wird wie sonst nirgendwo, das wissen viele Menschen und lieben diese Worte – Unzähligen waren sie Stütze und ein Halt – in schwierigen Zeiten ebenso wie in schönen Zeiten.
Und auch wenn die Worte über die Liebe oft schwer zu leben sind, sind sie doch ein Ideal, um an ihnen zu reifen.
Es ist alles oft zerbrechlich, was Menschen anpacken – ob mit ihrem Herz oder mit ihren Händen. Mit diesen Worten sollten wir also von der Kraft der Liebe erzählen, aber ehrlicherweise auch von ihrem Scheitern.
Das tut die Singer-Songwriterin Florence Leontine Mary Welch mit ihrer Band The Machine in ihrem grossartigen Song „You’ve got the love“ auch, der wie ein gesungenes Gebet daherkommt:
Manchmal möchte ich sagen: “Herr, es ist mir egal”
Aber du hast die Liebe, die ich brauche
Um mich durchzubringen
Manchmal scheint es so, als ob die Dinge einfach zu hart sind
Und die Dinge gehen schief, egal was ich tue
Ab und zu scheint das Leben einfach zu viel zu sein
Aber du hast die Liebe, die ich brauche, um mich durchzubringen.
Wir können und müssen nicht vollkommen sein. Aber eins sollten wir sein, wenn wir leben und lieben: aufrichtig zu uns und anderen. Liebe ist nur Liebe, wenn sie nicht berechnend ist und aufrichtig.
Paulus selbst schreibt ja, dass unser Wissen „Stückwerk“ ist und wir also Fehler machen werden.
Manchmal möchte ich meine Hände in die Luft strecken
Denn ich weiß, ich kann auf dich zählen…
Aber einst werden wir erkennen – und dann auch wissen, wie sehr uns die Liebe getragen hat. Sie ist das Größte von allem.
Mit Gedanken von Michael Becker
Musik: Florence and the machine: You’ve got the love
https://www.youtube.com/watch?v=PQZhN65vq9E
Fürbitten
Von deiner Liebe leben wir, Gott.
Gott, du bist Liebe.
Mit Deinem Blick, mit deiner Hilfe wollen wir die Last des Alltags abschütteln,
hinter Fassaden blicken und deine Botschaft in uns aufnehmen,
die Botschaft von Glaube, Hoffnung, Liebe für uns und unsere Welt.
Wir bitten dich:
Lass unser Leben immer wieder neu erfüllt sein
von Glaube, Hoffnung und Liebe.
Lass uns erkennen, dass unser Leben oft zerbrechlich, Fragment ist,
dass wir erst im Glauben ganz wahrnehmen lernen.
Darum lass uns nicht am Alltag verzagen,
sondern halte du die Hoffnung in uns aufrecht,
dass es ein Mehr gibt.
Wir bitten dich: erhöre uns.
Lass die Basis unseres Lebens und Handelns Liebe sein,
denn ohne Liebe ist alles nichts.
Wehre den furchtbaren Kriegen und Konflikten in unserer Welt,
schütze die durch Gewalt von Mensch und Natur Leidtragenden. Besonders die Opfer des Jahrhundertbebens in Syrien und der Türkei, wir fühlen mit ihnen.
Wir bitten dich: erhöre uns.
Glaube, Hoffnung und Liebe
helfen uns zu sehen und zu verstehen,
zu vergeben und zu verzeihen, zu leben in Deinem Sinn.
So beten wir, laut oder leise, mit den Worten Deines Sohnes:
Vaterunser
…geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Geht in die Welt, in Abend und Morgen,
Gott Vater, der Sohn und der Heilige Geist
segne euch und behüte euch.
Gott sorge für euch.
Gott bewahre euch und erfülle euer Leben,
mit Glaube, mit Liebe und mit Hoffnung.
Amen
Bild: Weisse Rose
Verabschiedung.
Herzliche Einladung zum Abendmahls-Gottesdienst am kommenden Sonntag, 19. Februar an besonderem Ort und zu besonderer Zeit: um 9.30 Uhr in der Klosterkirche Stella Maris in Wettingen. Gut erreichbar über die A 1/A 3 Ausfahrt Baden Neuenhof Wettingen oder die S 12.
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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und wünschen allen eine behütete Zeit!
Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da, auch in 2023.
Herzliche Grüsse nach nah und fern,
Thomas Risel und Marion Werner
Wer mag, hört noch die Orchesterfassung des Sings „You’ve got the love“.
Aus der Royal Albert Hall, London: