Herzlich willkommen zum 339. Luther Abendgebet am Mittwoch, 18. Dezember 2024

Wir sind mitten in der Adventszeit, mitten in bewegten Zeiten von Krieg und Frieden, von vielerlei Ungewissheiten. Mitten im Dunkel und sehnen uns nach Licht, Wärme.

Wir halten inne und bedenken unser Leben, mit Freude am Advent, mit Ohnmacht und Hoffnungen, mit schönen Bildern und Musik dieser Zeit und Gebet.

Bild: Licht aus Notre Dame Paris

Ich zünde eine Kerze an, gegen das Dunkel, für Vertrauen, für die Hoffnung.

So sammeln wir uns heute Abend:

im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes

die uns verbinden zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Wochenspruch 3. Advent: BILD mit Stern

Musik: Steeleye Span – „Gaudete“ (Live)

https://www.youtube.com/watch?v=EDc2FD-vy8M

„Gaudete“ heisst in der katholischen Tradition der 3. Sonntag der Adventszeit. als symbolische Mitte der Adventszeit. Deswegen keimt hier schon so etwas wie Vorfreude auf Weihnachten auf. Der Wortlaut ist dem Eröffnungsvers der Heiligen Messe entnommen. „Gaudete in Domino semper“ heisst es im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi. Damit ruft Paulus die Gemeinde auf, sich zu freuen, da die Wiederkunft des Herrn nahe ist.

All dieses feiert die Lutherische Kirche am kommenden 4. Sonntag im Advent. Katholisch gesehen ist der Advent noch stärker eine Busszeit mit Fasten und innerer Umkehr. Und auf diesem Fastenweg bis Weihnachten ist das dann so etwas wie ein vorfreudiger Zwischenstopp. Lutheraner feiern „Gaudete“ am 4. Adventssonntag, weil dieser Sonntag in der lutherischen Tradition als Höhepunkt der Adventszeit mit seiner Botschaft der Freude, als Übergang zur unmittelbaren Feier der Geburt Jesu betrachtet wird. Und so wird es am kommenden Sonntag in unserer Martin-Luther-Kirche auch schon recht weihnachtlich, vorfreudig.

Bild: Christbaumengel MLK

Wir gehen nun mal genau 290 Jahre zurück. „Leipzig, Dezember 1734. Der ehrgeizige, bei den Stadtoberen umstrittene Komponist und Kantor Johann Sebastian Bach möchte sich mit seiner Weihnachtsmesse selbst übertreffen: Gottes Wort und Tat als musikalisches Kunstwerk! Der mächtige Stadtrat Stieglitz weist ihn in die Schranken: Bach soll nicht wieder „opernhafte“ Musik komponieren. Bach wagt den gefährlichen Widerspruch zur Obrigkeit. Rückhalt findet er bei seiner Frau, der begabten Sängerin Anna „Magdalena“ Bach, die sich klug an Stieglitz‘ Ehefrau Maria wendet. Die 8-jährige Tochter Elisabeth besorgt auf eigene Faust den Weihnachtsbaum. Je näher die Aufführung rückt, umso mehr braucht der Komponist die Unterstützung seiner Familie, doch erst als der Patriarch dem Talent des von ihm geringgeschätzten Sohns Carl Philipp Emanuel vertraut, gelingt das ambitionierte Werk. Um das Weihnachtsoratorium in der Thomaskirche aufzuführen, arbeiten die Bachs nun Tag und Nacht – bis plötzlich der zehnjährige Gottfried spurlos verschwindet.“ (Text: ARD)

Wie die Geschichte weitergeht, soll hier nicht verraten werden. Sie ist so auch vermutlich nicht passiert, sondern es ist die erzählte Geschichte des Films „Bach- ein Weihnachtswunder“, der heute am Abend parallel zu unserem Luther-Gebet in der ARD zu sehen ist. Später auch in der Mediathek. Ein dokumentarischer Spielfilm mit einem wunderbaren Hauptdarsteller David Striesow, gedreht teilweise auch an Originalschauplätzen in Leipzig und vor allem auch mit Originalmusik der Leipziger Thomaner.

Film: Bach – ein Weihnachtswunder

Im Mai 1723 begann J. S. Bach seine Arbeit als Kantor und Musikdirektor in Leipzig, hierbei war er für die Musik in vier Hauptkirchen der Stadt genauso verantwortlich wie für den Musikunterricht in der Thomasschule.

Heute ist übrigens erstmals ein Schweizer, der Solothurner Musiker Andreas Reize, als 18. Thomas-Kantor nach Bach tätig. Hören wir nun mal rein, was Bach zu Weihnachten einfiel…

Musik: Weihnachtsoratorium (BWV 248): Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage

Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester & Georg Christoph Biller.

https://www.youtube.com/watch?v=MVewzMm1uts

Was geht uns durch den Kopf, durch Herz und Sinnen bei diesen Klängen? Kann man verstehen, dass diese damals zur Entstehungszeit umstritten waren? Gut, dass Johann Sebastian sich nicht beirren liess, und die Geschichte damals wie im Film der ARD geht gut aus. Die festlichen Klänge von Trompeten und Pauken, Flöten und dann dem einstimmig einsetzenden grossen Chor, sie gehören für mich wie für viele zur Weihnacht untrennbar dazu. Ganz gleich zu welchen Zeiten, zu welchen Stimmungen, Lebenssituationen, Bach vermag durch diese Klänge und Texte die grosse weihnachtliche Freude ganz und gar aufkommen, spürbar werden lassen wie kaum ein anderer. Menschen ohne religiöse Bindungen, Menschen verschiedener Religionen, Menschen tiefen Glaubens oder auch grosser Zweifel: sie hören diese Botschaft der Freude und sind gleichermassen bewegt. Ich muss immer an das Erlebnis meiner Patentante denken, das sich mir eingeprägt hat seit Jahrzehnten: sie spielte selbst Geige und stand mit vielen Musikerinnen und Musikern, instrumental und singend, Weihnachten nach dem Zweiten Weltkrieg draussen an den Trümmern der zerstörten Dresdener Frauenkirche, (ähnlich auch in Leipzig,) und alle spielten und sangen das „Jauchzet Frohlocket und „Lasset das Zagen“ in Zeiten tiefster Trauer und Erschrecken und Not. Flüchtlinge, Stadtbewohner, Menschen aller Generationen spielten sich die weihnachtliche Freude gegen allen Augenschein förmlich zu.

Gott sei Dank Johann Sebastian Bach. Er selbst schrieb über beinahe jede seiner Partituren das SDG: Soli Deo Gloria, allein Gott die Ehre.

Einer meiner Lieblingssätze aus dem Weihnachtsoratorium ist der folgende Choral:

Brich an, du schönes Morgenlicht, und lass den Himmel tagen!

Du Hirtenvolk, erschrecke nicht, weil dir die Engel sagen,

dass dieses schwache Knäbelein soll unser Trost und Freude sein,

dazu den Satan zwingen und letztlich Frieden bringen.

Musik: Weihnachtsoratorium (BWV 248) : Brich an, o schönes Morgenlicht · Thomanerchor Leipzig · Gewandhausorchester · Georg Christoph Biller

https://www.youtube.com/watch?v=1Q0mP48ylzM

 

Gebet

von Katharina Wiefel-Jenner, VELKD

Du Morgenstern,

Du hast verheißen, dass du kommst,

dass es wieder hell wird und gerecht,

dass die Angst aufhört,

dass die Tränen versiegen,

dass die Kriege enden,

dass du die Gefangenen wiederbringst,

dass die Schöpfung aufatmet,

dass du Grosses tust.

 

Friedensbringer, Sohn aus Davids Stamm,

wir warten mit Sehnsucht.

Wir warten und bitten dich

für die Kinder,

die sich ungeduldig auf die Bescherung freuen.

Und die, die in Angst leben,

mitten im Krieg, auf der Flucht.

Und für die, die in diesen Tagen geboren werden –

in unserer Stadt,

in Bethlehem,

in Gaza,

Sohn Davids,

komm heute, du Friedensbringer,

dass es hell wird und gerecht.

 

Du Weisheit,

wir warten mit Sehnsucht.

Wir warten und bitten dich

für die Menschen,

die zu uns gehören,

mit denen wir dein Kommen feiern,

die uns Freude schenken.

Und für die, die sich vor den kommenden Tagen fürchten,

die krank sind und die trauern.

 

Wir warten und bitten dich

für die Menschen,

die Macht haben, über Waffen herrschen,

die Brücken bauen.

Du Weisheit.

du machst es hell.

Komm, dass es Friede wird.

 

O komm, Immanuel,

wir warten mit Sehnsucht.

Wir warten mit deiner Schöpfung –

die uns ernährt,

die uns erfreut,

die seufzt.

Komm heute,

zu deiner Schöpfung,

zu den Kindern,

zu uns,

zu allen, die dich loben.

Wir warten und bereiten dir ein Fest.

Das bitten und feiern wir durch
Jesus Christus, Deinen Sohn und unseren Bruder.

Mit seinen Worten beten wir gemeinsam:

Vaterunser im Himmel

geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.   Amen.

SEGEN (die Hände evtl. zu einem Segenskörbchen falten)

Gott,
Du Kommender:

Behüte uns.

Segne uns
mit dem Licht Deines Kommens.

Segne uns,
damit wir Licht
für diese Welt sein können

und mit hilfreichen Händen
und mit einem hörenden Herzen,
und mit offenen Augen
und mit mutigen Schritten

dem Frieden, einer besseren Welt und uns selbst
den Weg bereiten.

Amen.

Verabschiedung:

Herzliche Einladung zum 4. Advent, 22.12.: *ab 10 Uhr adventlicher Kaffee und dann um 11 Uhr Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche u.a. mit dem beliebten Wunschliedersingen,

*zu den Christvespern an Heiligabend um 16 Uhr mit Krippenspiel und um 18 Uhr mit Predigt und festlicher Musik, dazu auch am Christfesttag 25.12. 10 Uhr.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wir wünschen allen eine lichtvolle, behütete Zeit des Advents und zur Weihnacht!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott kommt.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Thomas Risel und Marion Werner

Wer mag, nun nochmal im Ganzen der 1. Teil des Weihnachtsoratoriums aus Leipzig:

Musik: J.S. Bach – Weihnachtsoratorium BWV 248 – Teil 1 – Thomanerchor Leipzig 2010

https://www.youtube.com/watch?v=zf-pBaQw7QQ