Herzlich willkommen zum 267. Luther Abendgebet am 19. Juli 2023.

Wir sind mitten in der Sommerzeit, gerade haben die Ferien begonnen. Zeit der Ruhe und Erholung und der Einkehr mitten in den Sorgen und Ängsten der Zeit, mit viel Licht, Sonnenstrahlen und Gewitterregenschauern.

Zeit für Besinnung, schöne Musik und Gebet.

Und so sammeln wir uns auch heute Abend:

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, der für uns lebt in Ewigkeit,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Seit über 3 1/2 Jahren Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.

SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

GEBET                                                                                       

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern, mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.

verbunden, um diese Pfingst-Andacht zu feiern.

Wir kommen mit allen schönen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. 

Mit Leid und Erschrecken über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt, mit Dank.

Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.                Amen.

Bei sommerlichem Wetter mit schöner Musik laden wir ein, sich an das Grunddatum des Christlichen Lebens, dem Bund der Taufe, zu erinnern.

Musik: Johann Sebastian BachFürchte Dich nicht, ich bin bei Dir“ BWV 228: II. Denn ich habe Dich erlöst · Motettenchor Pforzheim · Bachorchester Pforzheim ·

https://www.youtube.com/watch?v=GsWrZlwadKY

 

Wochenspruch:

Gott spricht: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43, 1f.)

Bild: Wochenspruch 6. Sonntag nach Trinitatis.

Ich bin getauft!
Die meisten waren so klein, dass sie sich heute nicht mehr daran erinnern können. Und trotzdem wurde damals ein Fundament für das ganze Leben gelegt. Der 6. Sonntag nach Trinitatis und der Spruch für diese Woche stehen ganz im Zeichen der Taufe.

Er erinnert an den Auftrag Jesu, Menschen zu taufen, und an das Geschenk, das am Beginn des Lebens als Christ und Christin steht: Jesu Leben, Sterben und Auferstehen gilt mir, mein Leben ist schon jetzt vor Gott rein und gut. Über meinem Leben steht diese Zusage: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

Viele Gemeinden feiern dazu ein Taufgedächtnis, so auch bei uns am letzten Sonntag in der Martin-Luther-Kirche. Viele Kinder und Familien waren der Einladung gefolgt und so ergab es nach und nach ein buntes Bild von persönlichen Taufkerzen am Taufbecken, entzündet an der Osterkerze in unserer Kirche.

Bild Taufkerzen Tauferinnerung

„Ich bin getauft“ (“baptizatus sum”):

so schrieb es der Reformator Martin Luther zeit seines Lebens, gerade in schwierigen Situationen manchmal fast trotzig, als Notiz, gelegentlich sogar mit Kreide auf den Tisch. „Ich bin getauft“ – eine Zusage, eine Mutmachaussage, die Luther Kraft gegeben hatte, als ihn Zweifel an seiner Glaubensfestigkeit, an seinen theologischen Positionen und seinem Tun plagten. Und wenn es noch schlimmer kam, wenn er meinte, der Teufel verfolge ihn, dann, so eine Legende, warf er auch mal das Tintenfass gegen die Wand.

Anfechtungen und Zweifel über seinen Glauben, sein Denken und seine Beziehung zu Gott begleiten Luther das ganze Leben hindurch. Einmal liess er tief in seine Seele blicken, als er schrieb: “Mehr als eine Woche lang war ich den Toren der Hölle und des Todes nahe. Ich zitterte an allen Gliedern. Christus war mir verloren. Ich war hin- und her geschüttelt von Verzweiflung und Gotteslästerung.”

Martin Luther war nicht der Glaubensheld der Reformation. Ulrich Zwingli übrigens auch nicht. Er erlebte Glaubensnöte und als noch bedrängender erlebte er die Zweifel, ob er überhaupt fähig sei, Gott zu lieben. Und ob er im Jüngsten Gericht vor Gott werde bestehen können.

Diese Demut unterscheidet sich diametral von der Selbstgewissheit mancher Christen bis heute. Luther gehörte nicht zu denen, die ihre bereits gesicherte Errettung in den Himmel wie eine Monstranz vor sich her trugen. Er fühlte sich unsicher und zweifelte. Sein Gottvertrauen gründete jedoch tiefer. Im Blick auf das Jüngste Gericht bekannte er sogar: “Wenn es denn nun Gottes Wille ist, dass ich zur Hölle gehe, dann möchte ich mit Gott getrost und fröhlich in die Hölle gehen.”

Gegen den Zweifel führte Martin Luther dann immer wieder seine Taufe und seinen “Glaube als Vertrauen” ins Feld. “Nicht Gott zürnt gegen Dich, DU zürnst gegen Gott., Martin.Vertraue auf das, was Gott in Christus für den Menschen getan hat“, so hatte es ihm schon sein Beichtvater von Staupitz im Erfurter Augustiner-Kloster vermittelt.  Martin Luther war somit wirklich authentisch, ein den Menschen naher Seelsorger. Er zweifelte, aber er war kein Zweifler.

Je mehr einer glaubt, desto mehr muss er aushalten, glaubte er. Gerade Gebet und Meditation führen auch in die Zweifel hinein. Wo der Glaubende sich Gott zuwendet, lauert auch der Teufel, so Luther. Und dann gab er immer wieder doch ganz seelsorgerliche Anweisungen: setze dem Zweifel das Vertrauen auf Gottes Heil in Christus entgegen. Weder Gott und Gnade, Taufe und Abendmahl, Sünde und Vergebung sollen bezweifelt werden. Auch wenn Zweifeln menschlich ist und bereits das alttestamentliche Gottesvolk auf dem Weg durch die Wüste zweifelte, ob es durch Gottes Hand herausgeführt werden würde.

Christus vertrauen, sich an die von ihm empfangene Gerechtigkeit halten. Und ausserdem vermeiden, darüber nachzugrübeln, ob man wohl selig werden würde.

Im Sinne Martin Luthers tun wir reformatorischen Kirchen gut daran, unsere Türen immer weit offen zu halten für die Zweifelnden und Suchenden. Die Gewissheit “Ich bin getauft” gibt dabei in jeder Lage Zuversicht – gegen jeden Zweifel. „Ich bin getauft!“

Wertvoll, gesegnet, so wie Elton John es singt.

Musik/Lied: Elton John, „Blessed“

https://www.youtube.com/watch?v=yKvIBkr6RZs

FÜRBITTEN

Ewiger, dreieiniger Gott,

auf deinen Namen sind wir getauft, und bei unserem Namen hast du uns gerufen.

Unser ewiges Zuhause bist du.

Wir danken dir, dass du die Sehnsucht nach dir in unsere Herzen gelegt hast, und dass du dich immer wieder von uns finden lässt.

Wir danken dir für alle, die uns auf unserem Glaubensweg begleitet haben. Für die, die in uns den Glauben an dich geweckt haben; die uns zur Taufe gebracht haben; die unsere Fragen beantwortet und uns vorgelebt haben, was Glauben an dich bedeuten kann. Segne sie, und halte sie in deiner Nähe.

Wir bitten dich für alle, die gerade getauft worden sind oder bald getauft werden. Für Kinder am Beginn ihres Lebensweges, und für die Erwachsenen, die mit ihrer Taufe ein ganz neues Kapitel aufschlagen wollen. Stärke sie und schütze sie. Lass ihr Vertrauen zu dir wachsen. Hilf ihnen, ihre eigene Stimme zu finden, und stelle ihnen Menschen zur Seite, die sie unterstützen und begleiten.

Wir bitten dich für alle, die sich darum bemühen, deine gute Botschaft zu verkünden, deine Liebe leuchten zu lassen und anderen zum Glauben zu helfen. Lass sie Erfüllung finden in dem, was sie tun. Bewahre sie davor, sich und andere zu überfordern. Schenke ihnen Freude an dir, und wenn sie sich ausgebrannt fühlen, stärke sie immer wieder mit dem Feuer deines Geistes.

Wir bitten dich für deine Gemeinde der Getauften überall auf der Welt: Überwinde unsere Trennungen. Hilf uns, einander offen und geschwisterlich zu begegnen. Hilf allen, einander beizustehen, besonders, wo Verfolgung herrscht, und miteinander im Glauben an dich zu wachsen. Durchströme deine Kirche mit Heilung und Vergebung und Versöhnung.

Wir bitten dich für deine Welt, die sich so sehr nach Frieden sehnt. Schenke allen, die Macht haben und Verantwortung tragen, Weisheit und Weitblick. Wende die Herzen derer, die auf den Wegen von Krieg und Gewalt unterwegs sind. Hilf uns zu einem Leben in Gerechtigkeit und Frieden.

Wir bitten dich für die, die deine Hilfe heute ganz besonders brauchen. Die Angst haben müssen um jemanden oder um ihr eigenes Leben; die verzweifelt sind; die den Tod vor Augen haben. Und wir bringen die Menschen vor dich, um deren Leid wir persönlich wissen. In einem Augenblick der Stille nennen wir dir ihre Namen

Dreieiniger Gott, dir vertrauen wir uns an, denn du hast uns erlöst, du kennst unsere Namen  und wir sind dein. Amen.

Mit den Worten Denes Sohnes beten wir gemeinsam:

Vaterunser

geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

SEGEN (die Hände evtl. zu einem Segenskörbchen falten)

Es segne dich
mit allem Guten für deine Seele,
deinen Geist und deinen Leib

und behüte dich
auf allen deinen Wegen

der allmächtige Gott
der dich in diese Welt schickte
der barmherzige Gott
der dich trägt, wenn deine Kräfte versagen.

Auf und in dessen Namen DU getauft bist:

der Vater
der immer schon da war,
der Ursprung allen Seins

der Sohn
der Mensch wurde, um dir nahe zu sein

und der Heilige Geist
der als gute Kraft dein Leben bereichert,
der bei dir war und ist und immer bei dir sein wird.
Amen!

Text: Frank Maibaum

 Musik:

Choral „Wer da gläubet und getauft wird (BWV 37) von Johann Sebastian Bach (1724), Nicolas Harnoncourt.

„Wer da gläubet und getauft wird, der wird selig werden.“

https://www.youtube.com/watch?v=u7eNe00utSA

 

Verabschiedung:

Herzliche Einladung zum Gottesdienst am kommenden Sonntag, 23. Juli um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche Zürich, mit Feier des Abendmahls.

————————————————————————————-

Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und die auf Reisen und in den Ferien sind, und wünschen allen behütete, erholsame Sommertage!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Thomas Risel und Marion Werner