Herzlich willkommen zum 269. Luther Abendgebet am 2. August 2023.
Wir sind mitten in der Sommerzeit und den Sommerferien. Zeit der Ruhe und Erholung und der Einkehr mitten in den Sorgen und Ängsten der Zeit, mit viel Licht, Sonnenstrahlen und Gewitterregenschauern.
Zeit für Besinnung, schöne Musik, Geschichten und Gebet.
Und so sammeln wir uns auch heute Abend:
im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,
im Namen Jesu Christi, der für uns lebt in Ewigkeit,
und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.
Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
Seit über 3 1/2 Jahren Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN.
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern, mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.
verbunden, um diese Sommer-Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen schönen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser sommerlichen Tage.
Mit Leid und Erschrecken über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt, mit Dank.
Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da. Amen.
Bei sommerlichem Wetter mit Rock- und Balladen-Musik laden wir ein, einen besonderen US-Musiker kennenzulernen und über sein Leben und seine Texte nachzusinnen. Er steht auch für Glauben, Frieden und Gerechtigkeit:
Bild: Wochenspruch Epheser 5, 8b-9.
“Wandelt als Kinder des Lichts;
die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.”
In dem Song „The river“ wird die frühe Geschichte der Schwester des Musikers Bruce Springsteen und ihrem Mann Mickey erzählt. Die beiden haben noch als Teenager geheiratet. Sie mussten…
Es geht um die Zwänge, denen die Menschen aus der Working Class unterliegen, wie schwierig es ist, sein eigenes Leben aufzubauen. Und wenn du jung bist, dann opferst du manchmal deine Zukunft für den Moment.
Musik: The river (1980)
https://www.youtube.com/watch?v=2V_4idUvzp8
Born in the USA, Dancing in the dark, Philadelphia, Glory days: diese Songs des Musikers Bruce Springsteen zeigen, er ist einer der grossen US-Rocklegenden seit über 40 Jahren. Er stammt aus einer irisch-italienischen Familie – der Katholizismus wurde ihm gewissermassen in die Wiege gelegt. Aus der katholischen Enge, die seine Jugend prägte, brach er zwar aus. Doch die Religion blieb ihm erhalten, was er in seinen Liedern und Bühnenshows unter Beweis stellt.
Bild: Bruce Springsteen aktuell
Ein Mann steht auf der Bühne, die Gitarre hat er umgehängt. Und in der nicht gerade religionsnahen Atmosphäre eines New Yorker Broadwaytheaters beginnt er voller Inbrunst das Vaterunser zu beten. Der Mann auf der Bühne ist Bruce Springsteen. Der Musiker erzählt in seinem Programm „Springsteen on Broadway“ in den vergangenen Jahren immer wieder seine Lebensgeschichte, auf packende Weise.
Er integrierte dabei entsprechende Songs, in einer intimen, leisen Interpretation. Das Vaterunser betete er, nicht ohne zuvor erzählt zu haben, wie sehr es ihn genervt habe, die Worte immer wieder aufsagen zu müssen: in der Kirche, zu Hause und in der katholischen Schule, gegen die er rebellierte. Und doch ist er ein Christ aus einfachen Verhältnissen:
1949 in eine irisch-italienische Familie mit Wohnsitz in New Jersey hineingeboren, war das Christentum ein prägendes Element seiner Kindheit und frühen Jugend. Ebenso wie die einfachen Verhältnisse, in denen er gemeinsam mit seinen beiden Schwestern aufwuchs.
Auch davon berichtet er – in seiner Autobiographie, in seinen Auftritten am Broadway, im Rahmen seiner Konzerte. Er singt darüber in seinen Liedern wie „The River“, oder „My Hometown“. Er steht dazu, er schämt sich seiner Wurzeln nicht. Mehr noch, sie dienen ihm ganz offensichtlich als Quelle der Inspiration. Und vielleicht haben sie auch dazu beigetragen, ihm ein Wertesystem mitzugeben, zu dem er sich bis heute bekennt.
Denn Bruce Springsteen ist ein Superstar ohne Skandale. Er zertrümmerte nicht ein Mal eine seiner Gitarren – in den Jahren, als das so angesagt war. Vielleicht, weil er um den Wert einer Gitarre nur allzu genau Bescheid weiss. Die erste, auf der der gespielt hatte, war nicht die eigene – sie war ausgeborgt.
Einschneidende Erlebnisse finden sich also in Springsteens Kindheit in einem dreckigen Arbeiterviertel in Freehold, New Jersey. Der Vater ein frustrierter, bipolarer, prügelnder Säufer wird schnell zum prägenden Initialpunkt lebenslanger Opposition gegen Autoritäten aller Art. Springsteen erzählt, dass die Kämpfe seiner Eltern das “Thema seines Lebens” wären. Seine Art der Aufarbeitung sieht er weniger als Kunst, denn als Handwerk.
Bild: mit Ehefrau Patti Scialfa
Seit 1991 ist Springsteen mit seiner zweiten Frau, der Musikerin Patti Scialfa verheiratet. Das Paar hat drei erwachsene Kinder. Sie ist seit 1988 Mitglied der legendären E-Street-Band. Springsteen sagt, ein Lied könne er unmöglich ohne sie singen. „Tougher than the Rest“ ist ein Liebeslied, in dem er unmissverständlich festhält, was für ihn das Essenzielle an einer Beziehung ist: nicht das Oberflächliche, Hübsche, Lässige – sondern das Füreinander-Dasein, wenn es wirklich darauf ankommt.
Etwas seriöser formuliert er es vor einigen Jahren in einem Interview mit der BBC. Da sagt er: „Ich wurde als Kind so intensiv mit der Bibel vertraut gemacht. Das hat mich geprägt. Bis heute finden sich in meinen Texten zahlreiche biblische Bezüge: da geht es viel um Verdammnis und Rettung, um Gnade und dem Hinausfallen aus der Gnade“. Auf einem seiner frühen Alben, „Nebraska“, findet sich ein Lied mit dem Titel „My Father’s House“ – biblischer geht es fast nicht. Schliesslich wird Jesus im Evangelium nach Johannes mit den Worten „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“ zitiert.
Musik: The Rising
https://www.youtube.com/watch?v=maoLPpWRjOE
Sky of blackness and sorrow (a dream of life)
Sky of love, sky of tears (a dream of life)
Sky of glory and sadness (a dream of life)
Sky of mercy, sky of fear (a dream of life)
Sky of memory and shadow (a dream of life)
Your burnin’ wind fills my arms tonight
Sky of longing and emptiness (a dream of life)
Sky of fullness, sky of blessed life (a dream of life)
Himmel von Schwärze und Trauer (ein Traum vom Leben)
Himmel der Liebe, Himmel der Tränen (ein Traum vom Leben)
Himmel von Ruhm und Traurigkeit (ein Traum vom Leben)
Himmel der Barmherzigkeit, Himmel der Angst (ein Traum vom Leben)
Himmel der Erinnerung und des Schattens (ein Traum vom Leben)
Dein brennender Wind füllt heute Nacht meine Arme
Himmel der Sehnsucht und Leere (ein Traum vom Leben)
Himmel der Fülle, Himmel des gesegneten Lebens (ein Traum vom Leben)
Komme nach oben für den Aufstieg
Komme herauf, leg deine Hände in meine
Komme nach oben für den Aufstieg…..
In seinem Lied „The Rising“, seiner Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001, spricht er über „Maria im Garten der tausend Tränen“ – ein Bezug zur christlichen Passionsgeschichte. Im ganzen Album „The rising“ geht es um Auferstehung, um neu werden.
Auf seinem jüngsten Studio-Album „Letter to You“ (erschienen 2020) ist Religion in vielen Stücken Thema. Um das Weiterleben nach dem Tod geht es in „I’ll see You in my Dreams“. „Letter to You“ und „The Power of Prayer“ handeln genau davon: vom Beten. „Je älter man wird, desto wichtiger wird die Spiritualität“, erklärt er ganz unumwunden.
Bild: Letter to you
Aber nicht nur seine Texte sind aus religiöser Hinsicht gehaltvoll – auch seine Konzerte sind es. Da tritt er oft auf wie ein US-amerikanischer Prediger, auf gute, aber nicht manipulierende Art. Mit all seiner Autorität ruft er seine Fans dazu auf, aktiv zu werden. Für mehr Gerechtigkeit, für eine besser Welt. Er fordert sie auf, aufeinander zu achten, die Gemeinschaft zu pflegen, den Wert der Freundschaft zu schätzen, weil die Dinge (sei es ein Konzert, seien es gesellschaftliche, politische Veränderungen) nur im Miteinander gut funktionieren können.
Wollte man hier die kirchliche Sprache bemühen, dann könnte man fast sagen: er ruft sein Publikum dazu auf, mit ihm gemeinsam für das Reich Gottes auf Erden zu arbeiten. Denn: die Welt besser zu machen, zu „reparieren“, wie es oft formuliert wird, das ist ein zentrales Anliegen des Musikers. „Wenn ich ein bisschen von mir repariere, repariere ich auch ein bisschen von dir und der Welt.“
Die Politik und das Beschreiben amerikanischer Missstände wurden bald zum zweiten wesentlichen Inhalt der Songs von Bruce Springsteen. Er schrieb Lieder über Vietnam-Veteranen, Wanderarbeiter, soziale Ungerechtigkeiten, deindustrialisierte Ödnis und später über AIDS, 9/11 und den Irak-Krieg. Dennoch wurde er nie zum radikalen Revolutionär. Diese erdige Einstellung, dieses Gefühl seiner Millionen Fans, dass er, der “Boss” und “einer von uns” ist, machten seine unglaublichen Erfolge erst möglich. Mitte der achtziger Jahre war Springsteen der wohl grösste Rockstar der Welt, er konnte das Giants-Stadion NY an zehn Abenden hintereinander füllen.
Auch wenn die Anliegen und die Werte des einfachen amerikanischen Arbeiters ein durchgehendes Thema blieben – privat lebte Springsteen das Leben eines Weltstars. Sein Kindheitstraum von “rosa Cadillacs” wurde in seiner 14-Millionen-Dollar-Villa in Beverly Hills Wirklichkeit. Später kamen Oldtimer, Motorräder, Pferde, ein grosses Aufnahmestudio und eine eigene Biolandwirtschaft dazu.
Springsteen war sich bewusst: der Multimillionär in theatralischer Selbstdarstellung als Stimme der Entrechteten?
Eine Zerrissenheit, die ihn in schwere Depressionen stürzte. Unzählige nächtliche Autofahrten, die den ewig Grübelnden immer wieder zum alten, verlassenen Haus seiner Kindheit führten. Arbeitswelt, kleine Leute, einfache Menschen.
Er ruft bis heute auf zur Freiheit und Gerechtigkeit. Und bleibt dennoch der nette Mensch von nebenan aus einfachen Verhältnissen, der Vater Busfahrer, die Mutter im Büro, der katholisch-christliche Glaube im Gepäck seines Lebens.
Musik: „The Power of Prayer“:
https://www.youtube.com/watch?v=rZp8csyUi6w
„I’m reachin’ for heaven / We’ll make it there / Cause Darlin’, it’s just the power of prayer.“
„Ich greife nach dem Himmel / Wir schaffen es dort / Weil Darlin‘, es ist einzig die Kraft des Gebets.“
Fürbitten
Loben wollen wir dich,
Ewiger Gott.
Du bist Ursprung und Ziel des Lebens.
Klagen wollen wir vor dir,
Ewiger.
Urlaubsparadiese brennen.
Die Meere sind heiss.
Stürme und Fluten reissen vieles mit sich.
Ewiger, die Angst ist gross.
Erbarme dich.
Krieg frisst sich durch die Welt.
Kinder werden verschleppt.
Verwundete schreien
und die Trauer und Ohnmacht ist endlos.
Ewiger, der Schrecken ist gross.
Erbarme dich.
Deine Kirche ist verunsichert.
Das Bekenntnis zu dir ist in manchen Regionen riskant.
Ewiger, die Ratlosigkeit ist gross.
Erbarme dich.
Du bist doch der Gott des Lebens!
Du stehst doch an der Seite der Guten.
Wir danken dir für die Menschen,
die anderen helfen, die anderen Freiraum verschaffen.
Wir danken dir für die Menschen,
die Kranke pflegen und sich für andere verausgaben.
Du bist ihr Gott und unser Gott.
Segne sie.
Wir danken dir für die Menschen,
die du uns an die Seite stellst.
Wir danken dir für diese Gemeinde
und alle, die dazu gehören.
Wir danken dir für unser tägliches Brot
und alles, was wir sind und haben.
Du berufst uns, dein Licht in die Welt zu tragen.
Du berufst uns, Salz der Erde zu sein.
Bleib an unserer Seite.
Wandle unsere Klage in Freude.
Rette deine Welt
durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn.
Mit seinen Worten beten wir gemeinsam:
Vaterunser:…geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
In einer (mit dem letzten Album veröffentlichten) Dokumentation erzählt Bruce Springsteen an einer Stelle, wie er als Kind an der Hand seiner Eltern zu den Totenmessen in Freehold ging, wie er in der Kirche vor dem Sarg stand, wie sie dann nach Hause gingen und er später im Bett dafür betete, am nächsten Morgen aufzuwachen.
Am Ende der Doku wünscht Springsteen den Zuschauern Gottes Segen.
SEGEN (die Hände evtl. zu einem Segenskörbchen falten)
Geht in die Welt, in Abend und Morgen,
Gott, Schöpfer des Lichtes,
segne euch und alle Menschen
und alles, was den Hauch des Lebens in sich trägt.
Gott segne euch
im Lauf der aufgehenden Sonne rund um die Erde;
sei du der Morgenstern, der über Australien wacht;
die Morgensonne, die über Asien aufgeht;
die Sonne der Gerechtigkeit,
die für Afrika neuen Segen bringt,
die Morgenröte, die über Europa erstrahlt;
das Sonnenlicht, das sich über die Weiten
Süd- und Nordamerikas verschenkt.
Gott segne euch und behüte euch.
Gott sorge für euch.
Gott bewahre euch und erfülle euer Leben mit Liebe.
Amen.
(EXPO 2000, Hannover)
Verabschiedung:
Herzliche Einladung zum Gottesdienst am kommenden Sonntag, 6. August um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche Zürich mit Feier des Abendmahls.
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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und die auf Reisen und in den Ferien sind, und wünschen allen noch behütete, erholsame Sommertage!
Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.
Herzliche Grüsse nach nah und fern!
Thomas Risel und Marion Werner
Das Lied „Letter to you“ von Bruce Springsteen wirkt wie ein Gebet, auch wenn offen bleibt, an wen dieser Brief sich wendet. „Dass Springsteen hier in Wahrheit schon den kosmischen Motor anwirft, um die Sphäre des Irdischen zu verlassen, dass man die Platte also als Letzten Willen und Testament hören kann, sozusagen als Brief an Gott: Vieles deutet darauf hin.“ (Süddeutsche Zeitung Joachim Hentschel)
Im Refrain des Songs singt Bruce Springsteen mit seiner unverwechselbaren Stimme:
„In my letter to you
I took all my fears and doubts
In my letter to you
All the hard things I found out
In my letter to you
All that I’ve found true
And I sent it in my letter to you.“
“In meinem Brief an dich
nahm ich all meine Ängste und Zweifel
In meinem Brief an dich
All die harten Dinge, die ich herausfand
In meinem Brief an dich
Alles, was ich als wahr empfunden habe
Und ich schickte es in meinem Brief an dich.”
Musik: Letter to you