Luther-Gebet für Mittwoch, 21. Dezember (Advent) 2022:

Herzlich willkommen zum 237. Luther Abendgebet am 21. Dezember.

Adventslichter, tauender Schnee und Kälte, wir empfangen das wenige Tageslicht und sehen auf die Lichter dieser Zeit. Wir sehen auch die Dunkelheit.

Zeit für Kerzen, Gedanken, Ruhe, schöne Musik und Gebet.

Und so sammeln wir uns auch heute Abend kurz vor Weihnachten

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, der zu uns auf dem Weg ist,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.

SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze (am Adventskranz) und denke an den Frieden um mich und in der Welt.

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

GEBET

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern, mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.

verbunden, um diese Andacht zu feiern.

Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. Mit Leid und Trauer, mit Erschrecken über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt, mit Freude und Dank.

Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.                Amen.

Bild: Freuet euch 4. Advent

Seien wir willkommen mit dem Wochenspruch der 4. Adventswoche aus dem Philipperbrief, Kapitel 4:

„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!“

Musik: „Macht hoch die Tür“ EG Nr. 1

https://www.youtube.com/watch?v=e2NA6hHVTSw

 

Weihnachtliche Stimmung, voll Freude, voll Besinnlichkeit? In dieser Adventszeit?

So eine lange Adventszeit gibt es sonst ja selten. Eine volle 4. Adventswoche. So viel noch zu tun, so viel Geschäftigkeit, so viel Zeit zum Konsum und Einkaufen, die Weihnachtsmärkte lange geöffnet, die Schülerinnen und Schüler im Dauerstress mit Lernen und Arbeiten schreiben in der Schule, mit ihnen auch ihre Familien,

Prüfungen an den Unis, Abrechnungen in den Firmen, und viel Zeit für Weihnachtsvorbereitungen.

Dazu noch dieser furchtbare Krieg an der osteuropäischen Haustür, an Heiligabend genau 10 Monate her, dass er begonnen hat. Frierende hungernde Menschen, so viel Ungerechtigkeit, und Leiden- Freuet euch?

Paulus, willst Du uns Freude verordnen? Kommt das nicht von innen?

Ich denke, wie ein Puzzle müssen wir uns dieses Jahr diese Freude zusammensetzen. Und die passenden Teile finden.

Bild: Freuet euch Puzzle

ODER: einer findet die verschiedenen Teile für uns, einer der uns Freude zusagt, von ganz woanders her, die Güte, den Frieden, der höher ist als alle Vernunft, ja der grösser ist als wir uns denken können.

Wen erwarten wir nun eigentlich im Advent?

Wer ist der König der Ehre, wer ist der Helfer, wer ist dieser Sanftmütige, Barmherzige, den die Welt unbedingt braucht?!

Es ist der Heiland Jesus Christ, sagt es das Adventslied. Es ist

„jesus“,

den der Schweizer Dichterpfarrer Kurt Marti einmal so markant beschrieben hat:

„jesus“

1

mit einer schar von freunden (freundinnen auch)

durch galiläas dörfer und städte ziehend

hat er kranke geheilt und geschichten erzählt

von der Weltleidenschaft gottes

2

privilegien der Klasse der bildung galten ihm nichts

zu seinem umgang zählten tagelöhner und zöllner

wo mangel sich zeigte an nahrung oder getränk

teilte er fische brot und wein aus für viele

3

die gewalt von gewalthabern verachtete er

gewaltlosen hat er die erde versprochen

sein thema: die zukunft gottes auf erden

das ende von menschenmacht über menschen

4

in einer patriarchalischen welt blieb er der sohn

und ein anwalt unmündiger frauen und kinder

wollten galiläer ihn gar zum könig erheben? er aber

ging hinauf nach jerusalem: direkt seinen gegnern ins garn

5

auf einem jungesel kam er geritten – kleinleute-messias:

die finger einer halbweltdame vollzogen die salbung an ihm …

bald verwirrt bald euphorisch folgten ihm die freunde die jünger

um bei seiner verhaftung ratlos unterzutauchen ins dunkel

6

über sein schweigen hin rollte der schnelle prozess

ein afrikaner schleppte für ihn den balken zum richtplatz hinaus

stundenlang hing er am kreuz: folter mit tödlichem ausgang

drei tage später die nicht zu erwartende wendung

7

anstatt sich verstummt zu verziehen ins bessere jenseits

brach er von neuem auf in das grausame diesseits

zum langen marsch durch die viellabyrinthe

der völker der kirchen und unserer unheilsgeschichte

8…

9

und also erzählen wir weiter von ihm

die geschichten seiner rebellischen liebe

die uns auferwecken vom täglichen tod –

und vor uns bleibt: was möglich wär’ noch

                              Kurt Marti, in: Paul K. Kurz, Wem gehört die Erde, Mainz 1984, S. 119

 

Musik: Johann Sebastian Bach – „Grosser Herr und starker König“ {aus dem Weihnachtsoratorium BWV 248, I. 8}

Bach-Stiftung St. Gallen/Trogen

https://www.youtube.com/watch?v=zHLYz7p2y30

 

Fürbitten:

Gott, kommst Du? Bist Du bereits auf dem Weg zu uns, zu mir?

Wir wollen Dich empfangen, begrüssen. Deinen Sohn.

Die Welt braucht ihn und den Frieden, den Du mit ihm verheissen hast.

Wie wird er sein, wie ist er wohl?

„Vergleiche ihn ruhig mit anderen grössen

sokrates

rosa luxemburg

gandhi

er hält das aus

besser ist allerdings

du vergleichst ihn

mit dir“

(DOROTHEE SÖLLE)

 

Vielleicht bist du schon da, hier und dort, im Kleinen, manchmal Grossen?

Wie hat ein Dichter dich beschrieben:

Du bist

Nächster. Fremder. ….

Baum an der Quelle….

Weg.

Offene Tür.

Eckstein.

Schlüssel.

Löwe. ….

Gerechter. Hirte. Perle. Zweig. …

Brot. Wort. Weinreben. …

Ströme lebendigen Wassers.

Morgenstern.

Bahnbrecher.

Einziger. Unsagbar Gesagter.

(Nach: Neunundzwanzig Namen für Jesus von Nazaret, Huub Oosterhuis, in: Du bist der Atem und die Glut. Gesammelte Meditationen und Gebete, Freiburg 1994).

So komm:

in die Gewalt und den Unfrieden der Welt.

In die Krankenzimmer und Pflegebetten und Klassenräume und Hörsäle und Notküchen und Herbergen zur Heimat, die Vorstandsetagen und Polizeiposten, die Singlewohnung und unter den Familien-Christbaum.

Freuet euch, freuet euch?!

Gott ist nahe.

Vertrauen wir, glauben wir, hoffen wir, lieben wir, beten wir.

Auch mit seinen eigenen Worten. Laut oder leise:

Vater unser im Himmel

…geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Sendung und Segen im Advent

Geht in diese Zeit der Ankunft, des Advent

im Frieden und mit der Kraft des Segens

des Herrn, unseres Gottes:

 

Gott schenke dir seinen Frieden

Gott erweise dir seine Güte

Gott gebe dir Hoffnung und Zukunft.

 

Licht sei um dich wie die Kerzen im Advent

Aus deinen Augen leuchte gesegnetes Licht,

dass dich und deine Nächsten wärmt.

 

So segne und behüte dich im Advent

der lebendige, gütige, kommende Gott

als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen.

MUSIK:

Felix Mendelssohn – Hark! The Herald Angels Sing (mit Text)

https://www.youtube.com/watch?v=viJ6rVrkOhA