Luther-Gebet für Mittwoch, 15. März 2023:

Herzlich willkommen zum 251. Luther Abendgebet am 22. März 2023.

Als Christen befinden wir uns mitten in der Passionszeit, 2 Wochen vor der Karwoche und Ostern. Wir erleben Licht und Dunkelheit. Überall beginnenden Frühling, Sonnenstrahlen und Kälte.

Zeit für Kerzen, Gedanken, Ruhe, schöne Musik und Gebet.

Und so sammeln wir uns auch heute Abend:

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, der für uns durch Leid, Schmerz und Tod ging hin zum Leben,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Seit 3 Jahren Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.

SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

GEBET                        

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern, mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.

verbunden, um diese Andacht zu feiern.

Wir kommen mit allen schönen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage.   Mit Leid und Trauer, mit Erschrecken über Kriege und Ungerechtigkeiten dieser Welt, mit Dank.

Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.                Amen.

Bild: Weizenkorn

Wochenspruch Sonntag „Lätare“ (Johannes 12, 24):

Christus spricht: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ 

Musik: NOVA MUSICA – Korn das in die Erde / “Now the green blade riseth” (EG 98)

https://www.youtube.com/watch?v=pzb5ngSDhN4

 

Das ökumenische Passionslied «Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt…» finden wir
im evangelischen wie im katholischen Kirchengesangbuch.

Es ist die Frucht internationalen Zusammenwirkens.
Durch die Umtextierung eines englischen Kirchenliedes aus der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts («Now, the green blade riseth from buried grain» von John Macleod
Campbell Crumb) ist ein neues deutschsprachiges Gemeindelied entstanden.

Es wird von der Melodie eines spätmittelalterlichen französischen Weihnachtsliedes («Noël nouvelet! Noël chantons ici»/15. Jh.?) getragen.
Über die Melodie wird die inhaltliche Brücke von der Geburt Jesu zum Leiden Christi am
Kreuz geschlagen.
Elemente verschiedener kultureller Regionen und Epochen haben sich also zu einem neuen Ganzen gefügt.
Jürgen Henkys hat das Lied 1976 geschaffen. Es ist ihm sehr gelungen, der schlichten, volksliedartigen Melodie einen passenden Text zu unterlegen. Das Passionslied nimmt das Bild vom Weizenkorn auf, das Jesus selber verwendet hat, um sein Leben und Sterben zu deuten.

Das «Korn» steht für Jesus. Die Liebe hat einen Namen und eine Geschichte.

Das Ende dieser Geschichte wird benannt: «Grab, tot».

Die Frage, ob darüber hinaus noch anderes, mehr zu sagen wäre, wird nicht beantwortet.

Die Singenden müssen die Antwort selber finden, während sie den Refrain singen: «Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün

Und dann – in Strophe 3 – kommen die Singenden selbst ins Lied: «unser Herz».

Unser Herz könnte diese Welt wahrnehmen als eine Welt, die nicht nur dürres, hartes Land ist, nicht nur Grab und Gefängnis, sondern Ackerboden, in den das Korn österlicher Hoffnung ein für allemal eingesenkt ist.

Hat man alle drei Strophen gesungen, ist die erste Liedzeile insgesamt neunmal erklungen. Die Wirkung ist eine Art Schwebezustand: hier wird Unaussprechliches zu Sprache und Klang. Liebe lebt auf.

(nach Hans Eberhard Domkapellmeister St. Gallen ✝).

Bild: Kintsugi-Krug“ der Künstlerin Simone Weigelt

Kennen Sie Repair-Cafés? In ihnen werden Besucherinnen und Besucher dazu eingeladen, kaputte und beschädigte Geräte und Gegenstände mitzubringen, die dann von Mitarbeitenden repariert werden.

Nach Jahren der Wegwerfkultur setzt hier und dort ein Umdenken ein.

Die jahrhundertealte japanische Kunst der Keramikreparatur widmet sich auch genau diesem Ziel. Sie nennt sich „Kintsugi“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Goldreparatur“.

Bei dieser Reparatur werden die Bruchstellen von Gefässen mit einem besonderen Lack neu zusammengeklebt, der mit feinstem Goldstaub vermischt ist.

Dadurch werden die Bruchstellen und Risse nicht übermalt oder kaschiert, sondern – ganz im Gegenteil – besonders hervorgehoben und sichtbar gemacht.

Denn in der Kunst des Kintsugi werden die Brüche nicht als ein Makel wahrgenommen. Sie tragen stattdessen dazu bei, dass aus dem neu zusammengefügten Gefäss ein besonderes Kunstwerk wird. Es ist das Leuchten der goldenen Bruchstellen, die das Gefäss zu etwas Besonderem machen.

Aus dem Zerbrochenen entsteht etwas Neues, Kostbares.

Obwohl Jesus von seiner Ausbildung her vermutlich Zimmermann war, hat er sich in seinem Leben, so könnte man sagen, wie eine Art Meister des Kintsugi gezeigt.

Mit einem weiten Herz für Menschen hat er ihre Verletzungen und Brüche liebevoll angesehen und auch sichtbar gemacht. Er hatte die Gabe, Lebensbrüche zu heilen, und dabei auch zu einem Teil eines neuen Weges zu machen.

Sein Werkzeug, sein Goldstaub, war die Liebe – und die Fähigkeit, keinen Menschen aufzugeben.

Seine Botschaft besteht ja gerade darin, dass wir nicht so tun müssen, als hätte unsere Lebensschüssel keinen Sprung. Stattdessen lädt er zu einem wahrhaftigen Lebensstil ein: nicht mit Perfektion und Makellosigkeit, sondern mit Vertrauen in Gott, in den „göttlichen Goldstaub“, der die Teile unseres Lebens zusammenhält.

Selbst den grössten Bruch – den Tod – hat er aus dieser Perspektive der Hoffnung gesehen. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“

Im „Sterben“ und Aufbrechen verändert das Weizenkorn seine äussere Form. Aber selbst dieser Bruch trägt schon –zunächst noch unsichtbar und unter der Erde verborgen – den Keim eines Neuanfangs in sich.

Darin verbirgt sich das tiefe Vertrauen, dass Gott selbst aus dem Bruch am Ende unseres Lebens etwas ganz Neues erwachsen lassen kann.

Aus diesem Vertrauen erwächst die Einladung zu einem wahrhaftigen Leben, das Risse und Verletzungen nicht übermalt oder ausblendet, sondern sie immer wieder in Gottes Hände legt.

So steht mein Leben immer, mit allen Brüchen und Scherben, angenommen, golden repariert, und in der Hand Gottes.

(Gedanken nach Henning Strunk und Thomas Risel)

 

Musik: Korn, das in die Erde (Jazz trifft Kirche) SacreFleur

https://www.youtube.com/watch?v=psU3ZZrG7PI

 

Fürbitten

Jesus Christus,
Du lädst uns ein –

so, wie wir sind, mit unseren Brüchen und

Narben.

Wir sind hier mit unseren Ängsten, mit den Verletzungen und Wunden,

die uns das Leben geschlagen hat.

Die uns diese Zeiten der Unsicherheit bringen.

Die uns den Unfrieden der Welt zeigen.
Bei Dir können wir sein, wie wir sind:

angeschlagen oder

gelassen; innerlich zerbrochen oder voller Hoffnung;

mit unserem Glauben und unseren Zweifeln.

Hab Dank dafür, dass Du unser Reden vernimmst.

Danke, dass Du heilen willst, vergeben hast und vergeben wirst!

Danke, dass unsere Scherben durch Dich zu Neuanfängen werden!

Wir bitten Dich:

Versöhnt mit Dir und unserem eigenen Leben lass uns Botschafterin, Botschafter Deiner Versöhnung werden, im Grossen wie im Kleinen.

Lass und geborgen sein bei Dir in allen Unsicherheiten des Lebens und unserer Welt.

Stärke uns und alle,

die sich für den Frieden in der Welt und die Bewahrung unserer Schöpfung einsetzen,

Schütze die Trauernden und die Leid erleben müssen,

hilf dass Brüche des Lebens geheilt werden können:

dass aus Weizenkörnern neues Leben entsteht,

dass die Sonne Deiner Gerechtigkeit das Eis der Gleichgültigkeit schmilzt,

dass Dein Frühling unsere Herzen wärmt und neu aufblühen lässt in allem, was ist und was kommen wird.

 

In der Stille vertrauen wir dir unsere Brüche und Sehnsüchte an.

STILLE 

Danke, Du hörst uns an, auch wenn wir nun mit Deinen Worten beten. Laut oder leise:

Vaterunser

…geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

SEGEN

Das Licht der Vergebung erhelle uns den Weg.
Der Baum des Friedens gebe uns Schatten.
Die Welle der Liebe trage uns durch den Sturm des Lebens.
Die Kraft der Versöhnung lasse uns Hindernisse überwinden.
Der Frieden Gottes fliesse durch unsere Hände und Füsse.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

 

Verabschiedung:

Herzliche Einladung zum Gottesdienst am kommenden Sonntag, 26. März um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche Zürich mit Pfarrer Thomas Fischer. Mit gleichzeitiger Feier des Kindergottesdienstes mit Mareike Bollinger. Im Anschluss gibt es wieder eine feine Tasse Kaffee.

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Wir danken allen, die seit 3 Jahren oder auch kürzer mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und wünschen allen eine behütete Zeit vor Ostern!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Thomas Risel und Marion Werner

 

Zum Abschluss eine moderne Interpretation zu Brüchen und Heilungen unseres Lebens, in einem Song von:

Musik: Marcel Brell & Alin Coen – Wo die Liebe hinfällt

https://www.youtube.com/watch?v=h4kHIxeREXM