Luther-Gebet für Mittwoch, 24. August (Trinitatiszeit) 2022:

Herzlich willkommen zum 221. Luther Abendgebet am 24. August.

Im Sommer suchen viele Menschen Ruhe, Erholung, Segen….

Wir hören heute Geschichten vom Suchen und Finden der Kraftquellen im Sommer.

Mit dem Vers aus Psalm 63 werden wir begrüsst:

Gott, Du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach Dir.“ (Psalm 63,2)

Wir sammeln uns im Namen Gottes,

des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat. Amen.

 

Auch diese Spätsommerzeit ist noch voller Sorgen und Bedrohungen, neue Ansteckungen und weiterhin ist Krieg in Europa, seit heute genau ½ Jahr in der Ukraine.

Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.

SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

GEBET

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern,

mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.

verbunden, um diese Andacht zu feiern.

Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. Mit der Wärme und dem Licht des Sommers, mit Leid und Ohnmacht, mit Freude und Dank.

Wir machen uns bewusst, Gott ist da.

 

Lied: Quelle des Lebens (Offenbarung 21,6) Musik: Gottfried Heinzmann, Hans-Joachim Eißler

https://www.youtube.com/watch?v=QNWNtKcCnlI

         

Fotos: Kloster Le Thoronet Kreuzgang mit Taufkapelle Brunnen und Kreuzgang innen

Die Urlaubszeit im Sommer 2022 neigt sich dem Ende zu, ein oft heisser Sommer, viel Trockenheit, Sorgen um das Wasser, Brände im Süden, und noch schauen wir zurück: wo haben wir uns erholt, Orte und Zeiten der Ruhe gefunden?

Was bleibt uns an Bildern und Erinnerungen, Begegnungen, an friedlichen und erholsamen Momenten?

Foto: Kloster Le Thoronet Labyrinth Kapitell

Nun startet an vielen Orten und in Familien wieder der Alltag. Früher aufstehen, Pflichten wie Schule, Arbeit, Familie in Takt halten. Geht der ganze Kreislauf wieder von vorn los, entwickelt er sich weiter? Was hat sich verändert?

Es ist noch Spätsommer, es ist noch nicht Herbst. Zeit für Rückschau ist noch erlaubt und erwünscht, bevor sich das Karussell des Alltaglebens wieder ganz dreht. Auf diesem Weg möchte ich eine Geschichte erzählen von einem besonderen Menschen, der mir im Sommer begegnete, auch wenn er bereits vor über 900 Jahren lebte. Er formulierte sehr einfühlsame Gedanken für unsere Seele und unser Leben, anhand eines Symbols:

„Erweise dich als Schale“

Der Gründer des Zisterzienser-Ordens, Bernhard von Clairvaux (1090–1153), hat etwas gewagt: 1112 trat er mit einer Reihe von Verwandten in das neu gegründete Kloster Citeaux ein und wurde zwei Jahre später entsandt, um das Kloster Clairvaux zu gründen. Er entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Theologen und Schriftsteller des Mittelalters. In einem Brief schildert er, wie ihm die Kraft für sein reiches Wirken zuteilwurde.

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist.

Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott.

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen, und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut?

Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.“

Innenraum des Unesco-Welterbes Kloster Maulbronn, Baden-Württemberg, Deutschland, Europa.

Foto Brunnen Kloster Maulbronn

Das Brunnenhaus des Zisterzienser-Klosters Maulbronn steht seit dem 13. Jahrhundert in der Nordseite des Kreuzgangs, direkt gegenüber vom Speisesaal der Mönche. Hier am Brunnen haben sich die Mönche die Hände gewaschen, hier ist die Tonsur der Haare geschnitten und die Rasur vorgenommen worden.

Das Brunnenhaus ist eine besondere Erfindung der Zisterzienser und zeigt die Bedeutung, die man im Orden dem Wasser als Quelle des Lebens zumaß. Es ist mehr als ein Ort der Hygiene, es ist auch ein Symbol für den Brunnen des Heils. Das Spiel des Wassers über mehrere Schalen ist Teil der Kontemplation genauso wie das Plätschern des Wassers, das in der Stille der Klausur überall zu hören ist – und es ist Grundlage des Sprachbilds, das Bernhard von Clairvaux in seinem Brief malt.

Im Gewölbe über dem Brunnen findet sich ein Bild der Gründungslegende – ein Maultier an einem Brunnen. Der Legende nach soll Ritter Walter von Lomersheim dem Maulesel einen Geldsack aufgeladen und das Tier ziehen lassen haben. Dort, wo es anhalten und die Last abwerfen würde, wollte er ein Kloster bauen. Der Maulesel blieb auf seinem Weg an der Stelle des heutigen Klosters stehen und brachte durch Hufschläge eine Wasserquelle aus dem Fels hervor.

Wasser war eine wichtige Voraussetzung zur Errichtung eines Klosterbaus. In der zisterziensischen Architektur und Theologie erhielt der Brunnen im eigens errichteten Brunnenhaus seine besondere Wertschätzung und Bedeutung, die auch theologisch reflektiert wurde.

Der Brunnen in Maulbronn (auf dem Foto) mit drei Schalen und dem Bronzeaufsatz macht in seiner jetzigen Form das Sprachbild des Bernhard von Clairvaux anschaulich: Der Brunnen kann das Wasser nicht festhalten, sondern gibt weiter, was er empfängt. Lebendig fliessendes Wasser füllt seine oberste Schale, die das Wasser dann in die mittlere und dann in die untere Schale weiterfliessen lässt. Sie gibt nicht mehr als sie empfängt – und sie hält gleichzeitig das, was sie empfangen hat, nicht fest.

Nicht festhalten – weitergeben – das Leben in Fülle fliessen lassen – und zugleich nicht mehr geben, als mir geschenkt ist: in seiner Lebendigkeit entlastet und berührt mich das Bild des Brunnens.

Alles Wichtige im Leben erhalte ich geschenkt – und ich kann es zugleich nicht festhalten; es fliesst von mir an andere weiter und zeigt erst im Fliessen seine Schönheit und seinen Reichtum.

 

Musik: Matt Redman – 10,000 Reasons (Bless the Lord)

https://www.youtube.com/watch?v=XtwIT8JjddM

Bless the Lord oh my soul
Oh my soul
Worship His Holy name
Sing like never before
Oh my soul
I′ll worship Your Holy name
The sun comes up
It’s a new day dawning
It′s time to sing Your song again
Whatever may pass
And whatever lies before me
Let me be singing
When the evening comes
Bless the Lord oh my soul
Oh my soul

Preiset den Herrn, Oh meine Seele
Oh meine Seele
Verehret seinen heiligen Namen

Singt wie noch nie
Oh meine Seele
Ich möchte deine heiligen Namen verehren

Die Sonne geht auf, ein neuer Tag bricht an
Es ist Zeit, sein Lied wieder zu singen
Was kann passieren und was liegt for mir
Lass mich singen, wenn der Abend kommt

Fürbitten

Lebendiger Gott,

Du Quelle des Lebens, Du stillst unseren Durst.

Wir bitten Dich für uns und unsere Kirchengemeinden, für Menschen in unseren Kirchen.

Schenke uns, was wir brauchen.

Lass uns von dem weitergeben, was Du uns schenkst und hilf uns, dass wir das Gute nicht für uns selbst behalten.

 

Lebendiger Gott, Du Quelle des Lebens, Du stillst unseren Durst.

Wir bitten Dich für alle, die Verantwortung tragen in der Politik, in der Gesellschaft, in der Kirche. Im Osten Europas, wo seit genau ½ Jahr furchtbarer Krieg ist.

Schenke Mut, für andere einzustehen. Schenke Kraft, loszulassen, was lähmt. Stärke die Bereitschaft etwas zu wagen und zu riskieren und für den Frieden einzutreten.

Geh auf allen neuen Wegen mit.

 

Lebendiger Gott, Du Quelle des Lebens, Du stillst unseren Durst.

Wir bringen Dir Traurige und Kranke.

Menschen, die jemanden verloren haben.

Geh auch den letzten Weg mit.

Schenke Mut,

am Ende loszulassen und ganz auf Dich zu vertrauen.

Lebendiger Gott, Du Quelle des Lebens, Du stillst unseren Durst.

Wir danken Dir für schöne erfüllte Sommertage, Begegnungen, Ruhe, Erholung.

Wir bitten Dich: lass uns bewahren was schön war, wie eine Quelle und ein Fluss, dass wir davon leben, wenn der Alltag uns wieder hat, dass wir bewahrt bleiben und die Kräfte reichen.

In der Stille beten wir für all das, was uns persönlich bewegt.

STILLE

Danke lebendiger Gott, Quelle des Lebens, lass uns verbunden sein mit dem Gebet, dass Dein Sohn Jesus Christus uns zu beten anvertraut hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit

Amen.

SEGEN:

Möge das Wasser, das du trinkst,
dich daran erinnern, dass auch deine Seele dürstet.
Gott sei deine Quelle und erquicke deine Seele
mit Freude und Liebe bis zum Überlaufen.
So sei gesegnet
 im Herrn, dem Vater und dem Sohn und der Heiligen Geistkraft. – Amen.

Lied: Brunn alles Heils dich ehren wir EG 140.

https://www.youtube.com/watch?v=UDYV-WD5_No