Luther-Gebet für Mittwoch, 3. November 2021:

Herzlich willkommen zu unserem (179.) Abendgebet, in der Mitte der Woche.

Wir sammeln uns im Namen Gottes,

des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

 

Diese Zeit und auch die Gottesdienste sind immer noch anders.

Gott bleibt.

Mittwoch abends um 21.00 Uhr wollen wir uns zum Gebet sammeln.             

Am Sonntag um 10.00 Uhr.

SICH BEREIT MACHEN

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze.

Ich lasse mich von ihrem Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

GEBET                                                                                         

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist

mit Schwestern und Brüdern,

mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von Zuhause dabei.

verbunden, um diese Andacht zu feiern.

Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen in der Wochenmitte.

Wir machen uns bewusst, Gott ist da.

 

Aus Psalm 85:

2Herr, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande

und hast erlöst die Gefangenen Jakobs;

3der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk

und all ihre Sünde bedeckt hast;

4der du vormals hast all deinen Zorn fahren lassen

und dich abgewandt von der Glut deines Zorns:

5Hilf uns, Gott, unser Heiland,

und lass ab von deiner Ungnade über uns!

6Willst du denn ewiglich über uns zürnen

und deinen Zorn walten lassen für und für?

7Willst du uns denn nicht wieder erquicken,

dass dein Volk sich über dich freuen kann?

8Herr, zeige uns deine Gnade und gib uns dein Heil!

9Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet,

dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen,

auf dass sie nicht in Torheit geraten.

10Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten,

dass in unserm Lande Ehre wohne;

11dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen;

12dass Treue auf der Erde wachse und Gerechtigkeit vom Himmel schaue;

13dass uns auch der Herr Gutes tue und unser Land seine Frucht gebe;

14dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe und seinen Schritten folge.

 

Psalm 85, Otto Sander, Orgel der Thomas-Kirche Leipzig

https://www.youtube.com/watch?v=U99Z3lyV9U4

 

1

Ich bin nicht zu sensibel, zu wütend, zu laut, zu bestimmend, zu intensiv oder zu emotional.“

Das ist die Übersetzung der weißen Worte auf dem schwarzen Shirt einer Frau. Sie trägt knallroten Nagellack und haut entschlossen mit der Faust auf den Tisch.

Das tut gut. Gefühle rauslassen und stehen lassen können. Schluss jetzt!  Es reicht.

Bestimmt fallen uns viele Situationen aus diesem Jahr oder auch dieser letzten Tage ein, die dazu passen:

-wenn die Kinder mal wieder zu Hause bleiben müssen und der ganze Stress des Home-schooling bei den Eltern abgeladen wird.

-wenn die Türen zum Pflegeheim oder Spital wieder einmal geschlossen bleiben und erwachsene Kinder ihre Eltern nicht besuchen können;

-wenn Feste ausfallen oder so eingeschränkt sind und man sich an nichts mehr festhalten kann im Alltag;

-wenn die versprochenen Hilfen nicht ausgezahlt werden,

-wenn der Impftermin aufgrund eines Formfehlers platzt.

Und was die Lage erschwert: Die Pandemie fraß und frisst immer wieder viele der Inseln der Freude, der Ruhe und der Entspannung auf.

Das macht zornig und wütend. Da hilft es, mal auf den Tisch zu hauen. Und am besten so, dass es auch jemand mitbekommt.

 

2

Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.“ (2. Thessalonicher 3,5) ist der Monatsspruch für November 2021. Steht das nun dagegen? Ausgerichtet auf die Liebe, das geht ja wohl kaum mit der Faust auf dem Tisch. Um des lieben Friedens willen wäre es doch ratsamer, die Frau auf dem Bild nimmt sich ein bisschen zusammen und reisst sich am Riemen. Und erinnert sich an die Liebe, den liebevollen Umgang miteinander!?

Die Zeit der Coronapandemie hat bei vielen extreme Gefühle, auch Zorn hervorgerufen und allen viel abverlangt. Der innere Friede und der gesellschaftliche Friede waren und sind bedroht. Und es ist ja noch nicht vorbei.

Und nun, wieder, ein Aufruf zum liebevollen Umgang miteinander?

Das ist manchmal leider ein Trugschluss. Es ist nicht immer ratsam, sich nur zurückzunehmen. Es hilft am Ende niemandem. Unter dem ewigen Zurücknehmen ist in diesem und letzten Jahr so manche Frau und sicher auch mancher Mann zusammengebrochen und konnte sich nicht mehr zusammensetzen.

Und das Beschwichtigen mit den üblichen Formeln wie „Du hast doch aber wenigstens keine finanziellen Sorgen!“, „Uns geht es doch in der Schweiz noch richtig gut“, „Wir haben wenigstens ein schönes Zuhause, in dem wir bleiben können.“ Das stimmt oft sogar, macht die Wut aber nicht unbedingt kleiner.

Die Kräfte, die Zorn freisetzen kann, merken wir sogar bei Gott selbst. Auch Gott kann zornig und wütend werden, sich erregen und ereifern. Und auch das ist manchmal sehr verständlich, denken wir daran, wie seine Menschen mit seiner Schöpfung umgehen. Und miteinander.

Der Psalm zeigt das auch. Gottes Wut möchte sogar manchmal zu einem Zorn ermutigen, der Gerechtigkeit schafft will und Kräfte mobilisiert, um Frieden zu schaffen: mit sich selbst, mit den Nächsten und mit ihm, Gott selbst. Um auf seine Liebe ausgerichtet zu werden. In unserem Leben.

3

„Ich glaube, wir können uns nur dazu ermutigen, viele Gefühle offen auf den Tisch zu packen, zu würdigen und ernst zu nehmen. Sich dabei selbst nicht als unangenehm zu empfinden, sondern diese Expression als verdammte Stärke anzuerkennen ist so wichtig“, so schreibt die Designerin des Bildes, Lena Marbacher, zu ihrer Intention.

4

Den anderen ernst nehmen, uns selbst ernst nehmen in dem, was wir empfinden, nicht in dem, was wir empfinden sollten. Wenn Gefühle erst einmal ausgesprochen sind, geht es oft schon besser. Wenn der Druck etwas abgelassen werden kann, finden wir neue Spielräume, finden sich auch Wege zum Frieden, die Herzen auf die Liebe gerichtet, so können andere Perspektiven miteinbezogen werden.

Dann, ausgerichtet auf die Liebe, kann in Ruhe überlegt werden, was dem Frieden dient und wie wir uns ausrichten in unserem Leben, wie Belastungen gerechter verteilt werden können, was wir abgeben können an Aufgaben, aber auch an Sorgen. „Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes“ kann also bedeuten, dem oder der anderen seinen oder ihren Gefühlsausbruch zu gönnen, zuzuhören und möglicherweise eine Decke auf den Tisch zu legen, damit man sich möglichst nicht verletzt.

Die Herzen ausgerichtet auf die Liebe Gottes. Ja. Amen.

 

Lied: „Selig seid ihr“

https://www.youtube.com/watch?v=rTJeox7kMes

 

Fürbitten:

Guter Gott,

Du hast Deinen Geist in die Welt gesandt,

weil Du uns immer wieder und auf’s Neue

mit Deiner Kraft erfüllen willst,

damit wir die Geschichte Deiner Liebe

zu dieser Welt weiterschreiben.

Darum kommen wir zu Dir mit unseren Bitten –

für uns und für Deine Welt:

 

Dein Geist schenke uns einen wachen Verstand,

          damit wir neugierig werden auf Dein Wort,

und es je und je neu zu verstehen suchen

          damit wir erkennen, was Du uns heute sagen willst.

Wir bitten Dich: Sende Deinen Geist!

 

Dein Geist schenke uns offene Augen,

          damit wir die Schönheit dieser Welt wertschätzen,

          damit wir erkennen, wo etwas im Argen liegt,

          damit wir Dich in unseren Mitmenschen sehen.

Wir bitten Dich: Sende Deinen Geist!

 

Dein Geist schenke uns ein empfindsames Herz,

          damit uns das Leid dieser Welt anrührt,

          damit wir die Liebe unserer Lieben wirklich spüren,

          damit wir merken, wenn Dein Geist frischen Wind bringt.

Wir bitten Dich: Sende Deinen Geist!

 

Dein Geist schenke uns kräftige Hände,

          damit wir anderen Halt geben können,

          damit wir uns selbst halten können, wenn wir straucheln,

          damit wir tun, was Du uns geboten hast.

Wir bitten Dich: Sende Deinen Geist!

Guter Gott,

alles, was uns noch in unserem Herzen bewegt, sagen wir in der Stille

 

Und sprechen das Gebet,

das Christus uns anvertraut und gelehrt hat:

 

Vaterunser

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute,

und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.             Amen.

 

Sendung & Segen           entfaltet

Der Herr segne dich

          Gott lasse dein Leben gedeihen

          Gott lasse deine Hoffnung erblühen.

Der Herr behüte dich,

          Gott umarme dich in deiner Angst,

          Gott stelle sich vor dich in deiner Not.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir,

          Gott wärme dich mit zärtlichem Blick,

          Gott lasse dein Herz springen.

Er sei dir gnädig,

          Gott befreie dich von deiner Schuld,

          Gott lasse dich aufatmen

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich,

          Gott sehe dich mit all deinem Schatten und Licht,

          Gott schenke dir Heilung und Heil.

Er gebe dir + Frieden.

 

Musik: F. S. Blumm: „Emmeck“ (Gitarre)

https://www.youtube.com/watch?v=HqZfh2RRttg