Luther-Gebet für Mittwoch, 6. Juli (Trinitatiszeit) 2022:

Herzlich willkommen zum 214. Luther Abendgebet am 6. Juli.

Im Sommer suchen viele Menschen Ruhe und Erholung….

Wir hören heute Geschichten vom Suchen und Finden.

Mit dem Wochenspruch aus dem Lukasevangelium (19,10) werden wir begrüsst:

Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“

Was auch immer wir verloren haben: innere Ruhe, den Glauben an sich selbst, die Hoffnung, Zuversicht – wir haben Gott an unserer Seite. So wollen wir unsere Niederlagen und unsere Erfolge, unsere Ängste und unseren Übermut, unsere Sehnsucht und unsere Hoffnungen in seine Hände legen:

Wir sammeln uns im Namen Gottes,

des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat. Amen

 

Auch diese Sommerzeit ist nach wie vor voller Sorgen und Bedrohungen, neue Ansteckungen und noch ist weiterhin Krieg in Europa.

Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Mittwoch abends um 21.00 Uhr, am Sonntag um 10.00 Uhr.

SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze und denke an den Frieden um mich und in der Welt.

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.

GEBET                                                                                        

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern,

mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.

verbunden, um diese Andacht zu feiern.

Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage. Mit dem Leid und der Ohnmacht, unter denen viele zurzeit stehen. Wir machen uns bewusst, Gott ist da.

 

Lied EG 346: „Such wer da will ein ander Ziel“ (zum Mitsingen)

https://www.youtube.com/watch?v=LcoUv47lSSY

 

Das Gleichnis vom Vater und seinen beiden Söhnen (Lukas 15, 11-32)

15, 1 Alle Zolleinnehmer und andere Leute,die als Sünder galten,kamen zu Jesus, um ihm zuzuhören.2 Die Pharisäer und Schriftgelehrtenärgerten sich darüber.Sie sagten: »Mit solchen Menschen gibt er sich abund isst sogar mit ihnen!«3 Da erzählte ihnen Jesus

11: »Ein Mann hatte zwei Söhne.12Der jüngere sagte zum Vater:›Vater, gib mir meinen Anteil am Erbe!‹Da teilte der Vater seinen Besitz unter den Söhnen auf.

13Ein paar Tage spätermachte der jüngere Sohn seinen Anteil zu Geld. Dann zog er in ein fernes Land. Dort führte er ein verschwenderisches Leben und verschleuderte sein ganzes Vermögen.14Als er alles ausgegeben hatte, brach in dem Land eine große Hungersnot aus. Auch er begann zu hungern.

5Da bat er einen der Einwohner des Landes um Hilfe. Der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten.16Er wollte seinen Hunger mit den Schoten stillen, dass die Schweine fraßen. Aber er bekam nichts davon.

17Da ging der Sohn in sich und dachte: ›Wie viele Arbeiter hat mein Vater, und sie alle haben mehr als genug Brot. Aber ich komme hier vor Hunger um.18Ich will zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich bin vor Gott und vor dir schuldig geworden.19Ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden. Nimm mich als Arbeiter in deinen Dienst.

20So machte er sich auf den Weg zu seinem Vater.

Sein Vater sah ihn schon von Weitem kommen und hatte Mitleid mit ihm. Er lief seinem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.21Aber sein Sohn sagte zu ihm: ›Vater, ich bin vor Gott und vor dir schuldig geworden. Ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden.‹

22Doch der Vater befahl seinen Dienern: ›Holt schnell das schönste Gewand aus dem Haus und zieht es ihm an. Steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt ihm Sandalen für die Füße.23Dann holt das gemästete Kalb her und schlachtet es: Wir wollen essen und feiern! 24Denn mein Sohn hier war tot und ist wieder lebendig. Er war verloren und ist wiedergefunden.‹ Und sie begannen zu feiern.

25Der ältere Sohn war noch auf dem Feld. Als er zurückkam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Tanz.26Er rief einen der Diener zu sich und fragte: ›Was ist denn da los?‹ 27Der antwortete: ›Dein Bruder ist zurückgekommen! Dein Vater hat das gemästete Kalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederhat.‹

28Da wurde der ältere Sohn zornig. Er wollte nicht ins Haus gehen. Doch sein Vater kam zu ihm heraus und redete ihm gut zu.29Aber er sagte zu seinem Vater: ›So viele Jahre arbeite ich jetzt schon für dich! Nie war ich dir ungehorsam. Aber mir hast du noch nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden feiern konnte.30Aber der da, dein Sohn, hat dein Vermögen mit Huren vergeudet. Jetzt kommt er nach Hause, und du lässt gleich das gemästete Kalbfür ihn schlachten.‹

31Da sagte der Vater zu ihm: ›Mein lieber Junge, du bist immer bei mir. Und alles, was mir gehört, gehört dir.32Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen: Denn dein Bruder hier war tot und ist wieder lebendig. Er war verloren und ist wiedergefunden.‹«

 

Bild: Sieger Köder Der verlorene Sohn

Was ist das für ein Gott, der auch jedem und jeder Verlorenen nachgeht, damit keiner ausgeschlossen bleibt. „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von grosser Güte.“           Das zeigt uns einmal mehr das weite Herz Gottes.

Menschen verlieren sich, verlieren Gott, geraten auseinander, nehmen Reissaus, machen Fehler, begehen Sünden vor Gott, laden Schuld auf sich, sind „simul iustus et peccator“ Gerechte und Sünder zugleich, wie die Reformatoren sagten, und es ist allein Gottes Gnade und kein angesammeltes Karma-Konto an guten Taten, dass sie Vergebung erlangen und Gnade finden.            Verlorengehen und Finden, das kennen wir, das kennt Gott auch zu gut.

Dieser gedankliche Faden von der Weite des göttlichen Herzens und Handelns ist zugleich ein Aufruf an uns, Gott Stimme, Hände und Füsse zu geben, unsere Stimme, unsere Hände und unsere Füsse. Barmherzig und gütig zu leben.

Warum aber sucht Gott, warum freut sich Gott wie ein kleines Kind, wenn es nach langem Suchen etwas gefunden hat? Das verlorene Schaf, einen verlorenen Groschen, den verlorenen Sohn? Oder die verlorene Tochter? Warum wird Gott zu einem solch leidenschaftlichen Sucher, der nicht Ruhe gibt, bis er uns findet?

Die theologische Antwort ist: es ist die gerechtmachende göttliche Gerechtigkeit, die gänzlich unverdienbare Gnade Gottes. Doch die beste Antwort in allen Gott betreffenden Fragen ist immer noch die, die auch einem Kind einleuchten kann. Unsere Grossmüter haben uns als Kindern oft ein schlichtes Lied vorgesungen, dessen scheinbar harmlose Fragen und Antworten es in sich hatten, wie tiefe Wahrheiten. Abends an unseren Betten haben sie es gesungen: „Weisst du wieveil Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt, weisst du wieviel Wolken gehen weithin über alle Welt. Gott der Herr hat sie gezählet, das sihm auch nicht eines fehlet, an der ganzen grossen Zahl.“  

Dass ihm auch nicht eines fehlet…das ist es.., denn was ist ein Stern, selbst der strahlendste Stern, gegenüber einem einzigen Menschen, der gefunden wird. Gott gibt diesen einen, gibt uns alle nicht verloren. (Nach E. Jüngel)

Musik Maite Kelly: „Weisst du wieviel Sternlein stehen“: https://www.youtube.com/watch?v=4otxjrkK7i4

 

FÜRBITTEN

Wir bitten dich für alle,

die dich aus den Augen und dem Herzen verloren haben.

Finde du sie, rühre sie an.

Wir bitten dich für alle,

die sich in Angst und Zweifel selbst verloren haben,

hole sie aus ihrer Not heraus, trage sie auf deinen Schultern.

Wir bitten dich: Erbarme dich.

 

Wir bitten dich für alle,

die ihre Heimat und ihr Zuhause verloren haben,

für die Menschen in den Kriegsgebieten wie der Ukraine

Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer, Obdachlosen in unseren Städten,

schütze sie und gib ihnen Geborgenheit.

Wir bitten dich: Erbarme dich.

 

Wir bitten dich für alle,

die Macht über Mensch und Natur haben,

gehe ihnen nach und erinnere sie an ihre Verantwortung.

Wir bitten dich für alle,

die über das Leben anderer entscheiden,

gib ihnen mitfühlende Herzen.

Wir bitten dich: Erbarme dich.

 

Wir bitten dich für deine Gemeinden in der Welt in allen Konfessionen,

führe sie zur Eintracht und Verständnis und sprich du durch sie zu den Menschen.

Wir bitten dich für alle,

die um deines Namens Willen verfolgt werden,

bewahre sie und stärke sie.

Wir bitten dich: Erbarme dich.

 

Wir bitten dich für uns selbst und alle, die unserem Herzen nahe sind, für unsere Kranken und unsere Trauernden,

heile sie und tröste sie.

Wir bitten dich für unsere Verstorbenen,

nimm sie bei dir auf und berge sie in deinen liebenden Händen.

Im Namen Jesu Christi vertrauen wir uns dir an und bitten dich:

Erbarme dich.

Vaterunser

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit

Amen.

 

Segen:

Es finde, segne und bewahre uns der gute und der treue Gott,

+der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Musik: Elbphilharmonie-Babykonzerte digital | Weißt du wieviel Sternlein stehen?

und weitere Stücke aus “Kinderszenen” von Robert Schumann.

https://www.youtube.com/watch?v=M92rc_TE0S4