Luther-Gebet für Mittwoch, 9. Februar 2022:
Herzlich willkommen zu unserem (193.) Abendgebet.
Wir sammeln uns im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Diese Zeit und auch die Gottesdienste sind immer noch anders,
nach bestimmten Regeln. Aber: Gott bleibt.
Mittwoch abends um 21.00 Uhr wollen wir uns zum Gebet sammeln.
Am Sonntag um 10.00 Uhr.
SICH BEREIT MACHEN
Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Ich entzünde eine Kerze und schaue nochmal auf den Weihnachtsstern.
Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes und seinen Heiligen Geist zu öffnen.
GEBET
Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).
Allein,
und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,
durch Deinen Geist
mit Schwestern und Brüdern,
mit Freundinnen und Weggefährten.
Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von Zuhause dabei.
verbunden, um diese Andacht zu feiern.
Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage.
Wir machen uns bewusst, Gott ist da.
Wochenspruch des 4. Sonntags vor der Passionszeit:
“Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.” | Psalm 66,5.
Gerhard Richter, geboren in Dresden und Ehrenbürger von Köln (zwei der am stärksten zerbombten Städte in Europa am Ende des 2. Weltkriegs) ist ein deutscher Künstler: Maler, Bildhauer und Fotograf. Er war von 1971 bis 1993 Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Werke sind auf dem Kunstmarkt der ganzen Welt die teuersten eines lebenden Künstlers. Heute ist sein 90. Geburtstag.
Bild: Kerze G. Richter Foto: Yves Bresson/Musée d’art moderne et contemporain de Saint-Étienne Métropole, © Gerhard Richter
„Die Kerze erscheint hier als ein ebenso stilles wie bewegendes Plädoyer für Wahrhaftigkeit und Offenheit mitten in den Sehnsüchten unserer Zeit.”
Im vergangenen Jahr hatte Gerhard Richter gesagt, seine Bilder von brennenden Kerzen liessen sich, wenn man dies wolle, auch auf die Corona-Krise beziehen. Manche erblickten darin ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes.
Ein besonderer Augenblick
Was sehen wir vor uns? Geht es um die Darstellung einer Kerze oder um mehr als das? Um das, was eine Kerze in uns auslöst?
Auf den ersten Blick könnte man das Bild für ein Foto halten. Man sieht eine Kerze. Sie ist da, ohne dass wir wissen, worauf sie steht. Sie ragt einfach so ins Bild. So steht sie vor uns. Das Kerzenwachs ist hell, seitlich halb verschattet. Wandert man mit den Augen nach oben Richtung Flamme und Docht, nimmt die Farbigkeit zu, aber man sieht es kaum. Es ist sehr fein. Gelb und Rosa hat der Maler an dieser Stelle in die Kerzenfarbe mit hineingemischt. Aber so, dass man es kaum sieht. Am hellsten im Bild sind die Flamme und die Kerze unmittelbar unter der Flamme.
Auf den ersten Blick scheint eigentlich alles klar. Eine Kerze mit einem leichten Schatten, so dass sie räumlich erscheint. Eine Flamme brennt hell und markiert die hellste Stelle im Bild. Aber was klar erscheint, ist nicht klar. Gerhard Richter lässt das Bild unscharf. Als ob er es dem Betrachter zeigen, aber auch gleich wieder entziehen möchte. Die Konturen bleiben weich, die Übergänge fliessend.
Wer die obere Bildhälfte mit der Kerzenflamme kurz mit der Hand verdeckt, nimmt dem Bild das Wesentliche. Erst durch die Flamme wird das Bild zum konkreten Bild, zu gegenständlicher Malerei. Zur Kerze.
Unbestimmt bleibt auch der Hintergrund: Kein Tisch, keine Tür, keine klar erkennbare Wand. Was ist es für ein Raum, wo führt er hin? Alles bleibt offen. Gerhard Richter hält durch diese Unschärfe das Bild dem Betrachter gegenüber auf Distanz.
Dabei wählt er mit dem Bild „Kerze“ ein Motiv, das allen geläufig ist. Beim Staatsbankett oder Kindergeburtstag. Kerzen begleiten besondere Momente. Als Geburtstagskerzen und Lebenslichter markieren sie Anfang und Ende des Lebens. Bei Katastrophen oder Anschlägen drücken Menschen mit Kerzen ihre Anteilnahme aus. Hochzeitskerzen oder Kerzen für die Verstorbenen am Ewigkeitssonntag.
Die Emotionen, die Kerzen auslösen, gehen noch darüber hinaus, sie übersteigen Grenzen der Sprache, der Kultur, der Religion. Mit dem Motiv „Kerze“ sind auch Menschheitsthemen und Menschheitsfragen angesprochen.
Eine Kerze kann ein Stück Zeit in einen besonderen Augenblick verwandeln. Hier kann man zur Ruhe kommen. Gedanken fassen. Nachsinnen, still werden, atmen, spüren, meditieren, beten. Ruhe und Harmonie. Das Bild Gerhard Richters wirkt leise, geräuschlos, still.
Der elementaren Bedeutung der Kerze begegnet Gerhard Richter durch eine elementare Form der Komposition. Die Kerze teilt die Bildfläche im „Goldenen Schnitt“, ein seit der Antike als harmonisch empfundenes Gestaltungsmerkmal. Die Flamme setzt Gerhard Richter genau dorthin, wo eine gedachte Linie in der Vertikalen als auch in der Horizontalen das Bild im Goldenen Schnitt kreuzt. Kunsthistoriker sprechen davon, dass hier „das Urbild einer Kerze“ gemalt ist. Ein beruhigendes Licht, etwas „tröstlich Vertrautes“. So gesehen ist das Bild Gerhard Richters wirklicher als die Wirklichkeit, und die Kerze mehr als nur eine Kerze. Es ist, als hätte Gerhard Richter hier gar keine Kerze gemalt, sondern das, was die Kerze in uns auslöst… Kerzen sprechen noch, selbst wenn Worte schweigen. Es ist etwas Helles in uns. Etwas das leuchtet. Etwas, das nicht auslöschbar ist.
- Kor 4, 6-10
6 Denn Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
The Candle Song – Graham Kendrick / The Choral Scholars of St Martin-In-The-Fields
https://www.youtube.com/watch?v=oxSXKC6nuf0
Bild: Südquerfenster Kölner Dom
Gerhard Richter ist einer der bedeutendsten Maler der Gegenwart. Eines seiner grossen und Herzensprojekte war die Gestaltung des Südquerfensters im Kölner Dom 2007.
Das erste, 1863 eingesetzte Fassadenfenster dort zeigte sechs Standfiguren, drei heilige Herrscher und drei heilige Bischöfe. Es wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört und im Jahre 1948 durch eine farblose Ornamentverglasung ersetzt.
Der Künstler gliederte nun die 106 m2 große Fläche in gleich große, farbige Quadrate auf, die das gesamte Fenster durchziehen. Die insgesamt 11.263 Quadrate (von 9,6 cm Kantenlänge) bestehen aus mundgeblasenem Echt-Antikglas in 72 verschiedenen Farbtönen. Mittels eines Zufallsgenerators legte Gerhard Richter den Platz der farbigen Quadrate in den einzelnen Scheiben fest. Allerdings wurde die Farbverteilung nur für eine Hälfte des Fensters bestimmt, in der anderen Hälfte ist sie als Spiegelung wiederholt.
2005 beschloss das Domkapitel, den Maler mit der Neugestaltung des Fensters zu beauftragen. Die Firma Derix in Taunusstein führte das Fenster aus. 370.000 Euro betrugen die Herstellungskosten – Gerhard Richter verzichtete auf ein Honorar für seinen Entwurf. Die Kosten wurden vollständig durch Spenden finanziert.
Viele Menschen zeigen sich von den Reflexionen, die das Fenster bei richtigem Sonnenstand wirft, beeindruckt. “Unser Kölner Dom ist eine Kathedrale des Lichts”, betont Dompropst Gerd Bachner. “Wir erfahren ein Stück Himmel auf Erden.”
„Das neue Fenster zwingt sich nicht auf. Es will nicht beherrschen. Und doch: in seiner überwältigenden Farbenfülle ist es selbst eine Symphonie des Lichtes, in der alle Farben des Domes erklingen”, wurde zur Einweihung gesagt.
Foto: Lichtkreuz
Ein kleines Stück davon hängt als Kreuz seit 15 Jahren an meinem Schreibtisch.
Mein „Kreuz im Licht“.
Light a candle – a song of hope from Germany, UK and Canada
https://www.youtube.com/watch?v=V3Sd77_K-us
FÜRBITTEN
Jeden Tag hoffen wir auf Wunder –
und sie geschehen.
Jeden Tag hoffen wir, dass du Wunder tust,
barmherziger und ewiger Gott, –
und sie geschehen.
Heute hoffen und warten wir auf das Wunder,
dass es Frieden wird –
im Jemen,
im Syrien,
in der Ukraine.
Heute hoffen und warten wir auf das Wunder,
dass Waffen schweigen,
dass die Mächtigen den Befehl geben,
die Waffen niederzulegen,
und beginnen, einander zu vertrauen.
Jeden Tag hoffen wir,
dass du Wunder tust, du unser Gott.
Wir rufen zu dir:
Erbarme dich.
Jeden Tag hoffen wir.
Heute hoffen wir und warten wir auch auf das Wunder,
dass die Barmherzigkeit zum Maßstab des Handelns wird
auf den Straßen,
in den Parlamenten,
im Wirtschafts- und Arbeitsleben.
Heute hoffen wir auf das Wunder,
dass der Hunger aufhört,
dass Obdachlose Respekt erfahren,
dass niemand mehr gemobbt wird.
Jeden Tag hoffen wir,
dass du Wunder tust, du unser Gott.
Wir rufen zu dir:
Erbarme dich.
Jeden Tag hoffen wir.
Heute hoffen wir und warten wir auch auf das Wunder,
dass die Liebe stärker ist als die Angst und das Leid
in Krankenzimmern, in Pflegezentren und Hospizen,
in Gefängnissen.
Heute hoffen wir auf das Wunder der Versöhnung
zwischen Streitenden,
beim Abschied, in der Trauer.
Jeden Tag hoffen wir,
dass du Wunder tust, du unser Gott.
Wir rufen zu dir:
Erbarme dich.
Wir sehnen uns nach den Wundern,
die nur du tun kannst.
Nimm uns mit zu deinen Wundern.
Sprich das Wort, das heilt, lass Taten in Liebe und Güte geschehen.
Dir vertrauen wir uns an.
Du bist unser Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist
Gestern, heute und in Ewigkeit.
Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
SEGEN:
Geht als Gesegnete des Lichtes Gottes
in diesen Abend, in diese Nacht, in die kommende Zeit.
Es segne und behüte euch
Gott der Schöpfer des Lichts, des Himmels und der Erden,
Jesus Christus, Licht der Welt und des Lebens
und der Heilige Geist, der in euch das Licht des Vaters und des Sohnes ausbreitet. Amen.