Herzlich willkommen zum 350. Luther Abendgebet am Mittwoch, 12. März 2025
Wir sind noch zwischen Winterzeit und Frühling, mit den ersten blühenden Boten in Gärten und Parks.
Wir sind auch mitten in bewegten Zeiten von Krieg und Frieden, Europa und die Welt im Umbruch, von vielerlei Ungewissheiten. Wir sehnen uns nach Wärme, Vertrauen, Frieden und Verlässlichkeit.
Wir halten, heute zum 350 Mal auf diesem Weg, Momente der Stille und bedenken unser Leben, mit schönen Bildern, Musik und Gebet.
Bild: Kerzen und Tulpen am Altar MLK Passionszeit
Ich zünde eine Kerze an, gegen das Dunkel, für den Frieden, Vertrauen, für die Hoffnung.
So sammeln wir uns heute Abend:
im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes
die uns verbinden zwischen Himmel und Erde.
Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
Bild: Wochenpsalm 91, 1. Passionswoche 2025:
„Gott hat seinen Engeln befohlen über Dir, dass sie Dich behüten auf allen deinen Wegen.“
Musik: Felix Mendelssohn Bartholdy „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“ MWV B 53. Thomanerchor Leipzig, Leitung Georg Biller.
https://www.youtube.com/watch?v=Cymlsm8E6vU
Passionszeit- / Wochen….
Gefühle stehen derzeit hoch im Kurs. Betroffenheit, Wut, sogar Rache sind auch auf politischer Ebene hoffähig geworden und scheinen oft die Kraft vernünftiger Argumente zu verdrängen: Emotion statt Evidenz. Man kann gefühlsbetonte Debattenkulturen ehrlicher finden, gefährlich können sie aber auch sein. Gefühle, schreibt das Lexikon der Psychologie, »erscheinen häufig als spontan, unwillkürlich, wie von selbst, außerhalb der Kontrolle der Person entstehend«.
Unsere Gefühle lassen sich aber auch bewusst lenken. Weg vom Zerstörerischen, hin zum Guten. Gefühle »in einem heilvollen Sinn« zu leben, ist auch eine Aufgabe der Religion. Dafür bietet sich zum Beispiel die begonnene, 7-wöchige Fasten- und Passionszeit an. Mit einer schönen Idee:
Sieben Wochen voll guter Gefühle – könnte das nicht ein Fasten sein, wie es Gott gefällt? »Wenn ihr fastet«, sagt Jesus in der Bergpredigt, »sollt ihr nicht sauer dreinsehen« (Matthäus 6,16). Wie das funktionieren könnte? Zum Beispiel so:
1. Eine Woche nach Anlässen für Dankbarkeit suchen.
2. Eine Woche demütig eigene Ansprüche zurücknehmen.
3. Eine Woche nach Gründen suchen, ehrfürchtig zu staunen.
4. Eine Woche mitfühlend Menschen suchen, denen ich zum Nächsten werden kann.
5. Eine Woche mit berechtigtem Zorn über Missstände benennen und beklagen.
6. Eine Woche nach Zeichen der Hoffnung Ausschau halten.
7. Eine Woche lang in Freude auf Ostern zugehen.
Wir wünschen allen eine erfüllte Fastenzeit! Beginnen wir doch heute einmal mit dem Dank und den vielen Anlässen zur Dankbarkeit:
„Empfänger unbekannt“ (heisst es beim Schriftsteller Magnus Enzensberger)
Vielen Dank für die Wolken,
Vielen Dank für das wohltemperierte Klavier..
Vielen Dank für mein sonderbares Gehirn
Und für allerhand andere verborgene Organe,
für die Luft und natürlich für den Bordeaux.
Herzlichen Dank dafür dass mir das Feuerzeug nicht ausgeht
Und die Begierde, und das Bedauern, das inständige Bedauern.
Vielen Dank für die vier Jahreszeiten, für die Zahl e und
für das Koffein und natürlich für die Erdbeeren auf dem Teller, gemalt von Chardin, … und damit ich es nicht vergesse,
für den Anfang und das Ende und die paar Minuten dazwischen inständigen Dank, meinetwegen für die Wühlmäuse im Garten auch.“
(Hans Magnus Enzensberger aus: „Kiosk“.)
Das klingt wie der Dankpsalm eines säkularen Menschen. Vieles ist Magnus Enzensberger eingefallen, wofür er danken kann. Wach springt sein Blick hin und her zwischen Innen- und Aussenwelt, Natur und Körper. Zwischen Geschenken der Kultur und der Technik und der eigenen Sinnlichkeit. Er benennt, was uns im Lauf eines Tages begegnen kann und spricht es aus, was ich erlebe, was mich leben lässt. Was ich aber in der Regel nur unbewusst mitnehme, ohne dass ich einen Gedanken des Dankes daran verschwende.
Eine prima Anregung, die Augen schweifen zu lassen ins eigene Leben. Und sich zu ermutigen, sogar z.B. für die Wühlmäuse zu danken, also für das, was nicht nur meinem Ego nützt.
Eines allerdings fehlt bei Enzensberger. Einen Empfänger für sein Dankeschön hat er nicht. Sein Gedicht heißt: „Empfänger unbekannt.“
Aber es ist gut, einen zu haben, damit der Dank nicht ins Leere geht, wie eine nicht adressierte Postkarte. Darum: singt die US-Amerikanische Sängerin Beth Hart „Thank you“ und weiss, dass sie sich damit auch an den Schöpfer ihres Lebens wendet:
Musik: Beth Hart – Thankful (Lyrics)
https://www.youtube.com/watch?v=bRpjjIhsU6I
Textauszug:
Thank you for the sunshine
Thank you for the light
Thank you for the moonshine
Thank you for the night
Thank you for the big climb
Thank you for the fall
Thank you for my life
Thank you for it all
Also stimmen wir mit ein in die Worte eines biblischen Dankes. Ein Mensch spricht sich aus vor dem göttlichen Empfänger, fühlt sich dankbar und auch verantwortlich:
„Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Wer kann die großen Taten des HERRN alle erzählen und sein Lob genug verkündigen? Wohl denen, die das Gebot halten und tun immerdar recht!“ (aus Psalm 106).
Fürbitten:
(nach Katharina Wiefel-Jenner, VELKD)
Wunderbarer, geheimnisvoller Gott,
aus deinen Händen empfangen wir
die Fülle und das Leben,
Glück und Liebe.
Wir danken dir.
Wir danken für
für das Brot, für die Trauben
und alles Gute in unserer Hand.
Wir bitten dich für die, die hungern
und vergeblich nach Hilfe rufen.
Du bist ein Gott des Lebens.
Breite deinen Segen aus und erbarme dich.
Wir danken für
alles Gelingen, die Bewahrung und den Schutz,
die wir erfahren.
Wir bitten dich für die,
die glücklos und verletzt sind,
die durch schwere Zeiten gehen.
Du bist ein Gott des Lebens.
Breite deinen Segen aus und erbarme dich.
Wir danken für
die Schönheit der Schöpfung,
die reichen Schätze der Natur,
alle Lebewesen, mit denen wir unser Leben teilen.
Wir bitten dich für
die seufzende Kreatur,
verwüstete Städte und Landschaften,
für die leidende Schöpfung und
für alle, die Zerstörung und Tod erleben.
Du bist ein Gott des Lebens.
Breite deinen Segen aus und erbarme dich.
Wir danken für deine Verheißungen,
für den Frieden, nach dem wir uns sehnen,
und zu dem du uns berufen hast.
Wir bitten dich
für die Menschen, die Hass und Gewalt in die Welt tragen
und für die, die darunter leiden
und sich vor dem Kommenden fürchten.
Du bist ein Gott des Lebens.
Breite deinen Segen aus und erbarme dich.
Du wunderbarer, geheimnisvoller Gott,
wir loben dich und danken dir
für Frieden, Glück und Segen
durch Jesus Christus
heute und alle Tage.
Mit seinen Worten beten wir gemeinsam:
Vaterunser im Himmel
geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Altkirchliches Segensgebet aus dem 4. Jahrhundert
Der Herr sei vor dir,
um dir den rechten Weg zu zeigen.
Der Herr sei neben dir,
um dich in die Arme zu schliessen,
um dich zu schützen vor Gefahren.
Der Herr sei hinter dir,
um dich zu bewahren vor der Heimtücke des Bösen.
Der Herr sei unter dir,
um dich aufzufangen, wenn du fällst.
Der Herr sei mit dir,
um dich zu trösten, wenn du traurig bist.
Der Herr sei um dich herum,
um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.
So segne dich der gütige Gott
Heute, Morgen und Allezeit
Amen.
Verabschiedung:
-Herzliche Einladung zum Gottesdienst am zweiten Sonntag der Passionszeit 16. März ab 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche, mit Pfarrerin Marion Werner, und auch mit Musik und Sologesang. Anschl. Kirchenkaffee im Gemeindehaus.
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Wir DANKEN allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wir wünschen allen eine dankbare, behütete Zeit!
Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.
Herzliche Grüsse nach nah und fern!
Thomas Risel und Marion Werner
Musik: Verleih uns Frieden gnädiglich, Felix Mendelssohn, Choralkantate MWV A 11, 1831.
Basilica di San Pietro, Perugia, Italen, 2018. St. Jacobs Chamber Choir mit Orchestra da Camera di Perugia. Direktor Gary Graden.