Herzlich willkommen zum 344. Luther Abendgebet am Mittwoch, den 28. Januar 2025

Zeit für Gedanken, Musik und Gebet inmitten von Dankbarkeit und auch Sorgen des Lebens und der Welt.

Wir zünden eine Kerze an. Ihre helle Flamme soll uns daran erinnern, dass Gott mit seiner Liebe und seinem Licht bei uns ist.

 

Und so sammeln wir uns auch heute Abend:

im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,

im Namen Jesu Christi, der uns trägt und segnet,

und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

 In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

 BILD: Pilatus in der Abenddämmerung (Cornelia von Dewitz)

 Wir beten das ABENDGEBET von Dietrich Bonhoeffer.

Herr, mein Gott,

ich danke dir, dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast.

Ich danke dir, dass du Leib und Seele zur Ruhe kommen lässt.

Deine Hand war über mir und hat mich behütet und bewahrt.

Vergib allen Kleinglauben und alles Unrecht dieses Tages

Und hilf, dass ich allen vergebe, die mir Unrecht getan haben.

Lass mich in Frieden unter deinem Schutz schlafen

Und bewahre mich vor den Anfechtungen der Finsternis.

Ich befehle dir die Meinen, ich befehle dir dieses Haus,

Ich befehle dir meinen Leib und meine Seele.

Gott, dein heiliger Name sei gelobt.

Amen

 MUSIK Wir lauschen oder singen mit: «Bleib bei mir Herr, der Abend bricht herein»

https://www.youtube.com/watch?v=6jifqtP9iik

 BILD: Bundeshaus WeRemember

GENANKEN

Liebe Gemeinde,

liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

Am Montag, den 27. Januar, wurde weltweit der Opfer des Holocaust gedacht. Das Datum erinnert an die Befreiung der überlebenden Hälftige des grössten NS-Konzentrationslagers Ausschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 – vor 80 Jahren.

Im November 2005 verabschiedete die Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution, die den 27. Januar zum weltweiten Gedenktag machte. An diesem Tag erinnert man weltweit an die über sechs Millionen ermordeten jüdischen Menschen, an die 500.000 getöteten Sinti und Roma und die vielen anderen Opfer, die während der nationalsozialistischen Herrschaft getötet wurden. Auch der 1,5 Millionen Kinder. Man erinnert an das unvorstellbare Leid dieser Menschen, an zerstörte Leben und Lebensentwürfe. Es ist ein Erinnern, das tief berührt, traurig macht und immer auch verbunden ist mit der Frage: wie ist es möglich, dass Menschen einander so viel Leid, Grausamkeit und Gewalt antun. Wie konnte Gott das zulassen?

Die Erinnerung an den Holocaust ist die Erinnerung an ein Trauma, das Generationen überdauert. Es ist ein schmerzhaftes, aber sehr wichtiges und nötiges Erinnern, immer verbunden mit einem entschiedenen «Nie wieder!». Nie wieder soll das geschehen.

Auch die Schweiz hat sich am Montag sehr bewusst der weltweiten «WeRemember-Initiative» angeschlossen. Das Bundeshaus und andere wichtige Gebäude sind beleuchtet worden. In Zürich leuchtete das Stadthaus.

Die «WeRemember-Kampagne» soll die Menschen daran erinnern, welche Konsequenzen es haben kann, wenn Hass ungehemmt wächst. Sie will Mut machen, gegen Hass und Intoleranz und Diskriminierung einzustehen. Dass die damalige Gesellschaft die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten und deren bestialische Brutalität nicht aufgehalten hat, mahnt uns alle dazu, wachsam und mutig zu sein.

BILD: Margot Friedländer

Am Montag brachte die Tagesschau ein Interview mit Margot Friedländer, das mich sehr berührt hat. Margot Friedländer ist inzwischen 103 Jahre alt. Sie wurde 1921 in Berlin geboren und 1944 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Den Holocaust überlebte sie als Einzige ihrer Familie. Anschliessend zog sie in die USA, bevor sie nach Jahrzehnten wieder nach Deutschland zurückkehrte und insbesondere in Schulen von ihrer Lebenserfahrung berichtet. Das ist «meine Mission» sagt sie. Sie will erinnern, erzählen und berichten, damit das nicht nochmals geschieht. Es darf nicht vergessen werden. Und sie erinnert unermüdlich daran, dass wir alle Menschen sind und jeder Mensch mit Achtung und Respekt behandelt werden muss.

Sie sagt: es gibt nicht das «jüdische Blut» und auch nicht das «deutsche Blut». Nur das «menschliche Blut». Wir sind alle Menschen und was uns auszeichnet ist unsere Menschlichkeit.

«Wenn ihr Menschen seid, würdet ihr so etwas nicht tun». Wer ein wahrer Mensch ist, der verhält sich nicht so gegenüber seinen Mitmenschen.

Am meisten berührt hat mich, dass Margot Friedmann für unsere Generation von heute Hoffnung hat, obwohl ihr die rechtsradikalen und antisemitischen Tendenzen Sorge bereiten. Wenn man ihr und anderen Überlebenden zuhört, wenn man ihre Geschichten nicht vergisst, dann bewirkt das etwas. Sie sagte am Ende des Interviews « Ihr seid klüger, ihr habt gelernt, ihr wisst, was Menschlichkeit ist, was sich gehört, was wir sind. Dass Menschen, ganz egal, welcher Hautfarbe, welcher Religion – sie sind Menschen und müssen als Menschen respektiert werden».

Amen

MUSIK Bach «Wo soll ich fliehen hin, weil ich beschweret bin» BWV 5

https://www.youtube.com/watch?v=aunMgy2mIPI

 Gebet:

Über 60 Millionen Menschen waren es,

die der 2. Weltkrieg gefordert hat.

Und wie viele sind in anderen Kriegen und Auseinandersetzungen gestorben.

Dazu die vielen traumatisierten Menschen.
Zerschmetterte Leiber.
Zerschmetterte Seelen.
Männer. Frauen. Kinder.
Und auch die nachkommenden Generationen,
die die Wunden fühlen – bis heute.
Wie kann so etwas geschehen?
Solch ein Verachten!
Solch ein Töten!

Wir ringen um Antworten.
Immer wieder – und vergeblich.
Das Erschrecken bleibt.
Und die Erkenntnis:
Der Mensch ist fähig, so etwas Böses zu tun.
So etwas abgrundtief Böses.

Wir bekommen keine Antwort auf die Fragen.
Und dennoch müssen wir sie stellen.
Leidenschaftlich und hartnäckig.
Um zu lernen, dem Bösen zu widerstehen,
das immer wieder auftaucht.

Hörst du, Gott?
Hörst du die Stimme des Blutes der Ermordeten?
Hörst du das Klagen der Überlebenden?
Hörst du das Schweigen derer, die vor Schmerz verstummt sind?
Wir fragen das – denn wir können es nicht fassen:
Dass das passiert ist.

Dass so viel Leid und Krieg immer noch passiert.
Und du hast es nicht verhindert.
Wie sollen wir damit umgehen Gott?
Können wir noch auf dich hoffen?

Stille

Und doch kommen wir zu dir, Gott.
Wir wissen nicht, wohin sonst wir uns wenden sollten.
Das Grauen ist zu groß.
Die Last zu schwer.
Wir kommen zu dir, Gott.
Denn im Gesicht Jesu sehen wir deinen Kummer.
In der Gestalt Jesu sehen wir, wie du mitleidest.
Nicht allmächtig erscheinst du.
Sondern zerbrechlich.
Stelle dich neben uns, Gott.
Weine mit uns.
Trauere mit uns.
Und aus dem Weinen und Trauern gib uns Kraft.
Damit solches Morden nie wieder passiert.

Quelle: Liturgischer Wegweiser der EKHN, Zentrum Verkündigung

 Und was unser Herz noch bewegt, das bringen wir dir….

 Vaterunser geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 Aaronitischer SEGEN

Der HERR segne dich und behüte dich;

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

Und sei dir gnädig;

Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Amen

Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da.

 Verabschiedung:

Herzliche Einladung zum ökumenischen Abendmahls-Gottesdienst am Sonntag, 2. Februar, um 10.00 Uhr in der Augustinerkirche mit der Bach-Kantate „Erfreute Zeit im neuen Bunde» BWV 83. Am Samstag, 1. Februar, um 12.15 Uhr erklingt die Kantate in der Augustinerkirche begleitet von der musikalischen Werkeinführung durch Bernhard Hunzinger (musikalischer Leiter des Bach Collegiums Zürich) und der theologischen Erklärung von Pfr. Thomas Risel.

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Bleibt gesund, bewahrt, fürsorglich und trotz allem hoffnungsvoll.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Marion Werner mit Thomas Risel

 Zum AUSKLANG: Soundtrack des Filmes «Schindlers Liste»

https://www.youtube.com/watch?v=cLgJQ8Zj3AA

 

«Schindlers Liste» kann man inzwischen im Internet auf der Seite des Bundesarchivs ansehen.

https://www.bundesarchiv.de/themen-entdecken/online-entdecken/themenbeitraege/oskar-schindler/