Herzlich willkommen zum 349. Luther Abendgebet am Mittwoch, am 5. Februar 2025
Heute ist Aschermittwoch. Die Fasnachtszeit, die ausgelassene Zeit der Masken, kommt zu einem Ende – ausser natürlich in Basel, wo sie erst Montag beginnt.
Heute, am Aschermittwoch beginnt die Passionszeit.
Eine Zeit, die uns einlädt zur Besinnung, zum Innehalten, zur Einkehr, zur Umkehr, zum Verzicht.
Passionszeit – sie lädt ein, zu kleinen Veränderungen im Alltag, die uns aufmerksam machen und neue Erfahrungen ermöglichen.
Passionszeit – ihr Wunsch und ihre Hoffnung an uns ist es, dass wir uns selbst wieder hören und spüren, dass wir die anderen genauer sehen und verstehen, dass wir Gott erfahren und für ihn durchlässig werden.
BILD: Schneeglöckchen mit Marienkäfer (privat)
Ich zünde eine Kerze an, gegen das Dunkel, für den Frieden Vertrauen, für die Hoffnung.
So sammeln wir uns heute Abend:
im Namen Gottes, der uns wie ein Vater und eine Mutter in Liebe umfängt,
im Namen Jesu Christi, dem Herrn und Bruder, der uns im Leiden trägt und hilft,
und im Namen der Heiligen Geistkraft, die uns verbindet zwischen Himmel und Erde.
Amen
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
GEBET
Gott, jetzt und hier rufe ich zu dir.
Zeige mir dein Angesicht
Ich bringe mich und alles mit,
was mich in den letzten Tagen beschäftigt hat.
Laß mich jetzt ganz bei dir sein,
nimm fort von mir, was mich hindert, zu dir zu kommen,
Sei du für mich da, sei für uns da.
Schenke uns Geborgenheit.
Wecke gute Gedanken in uns.
Beflügele uns durch deinen Geist,
Amen
MUSIK: Naomi Scott an der Marimba «Speechless»
https://www.youtube.com/watch?v=XpwCV3Y6Rh0
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
heute ist Aschermittwoch. Die Bezeichnung Aschermittwoch kommt von dem Brauch, in der katholischen Kirche an diesem Tag im Gottesdienst die Asche der verbrannten Palmzweige des Vorjahres zu weihen und die Gläubigen mit einem Kreuz aus dieser Asche zu bezeichnen. Die Ascheweihe und der Empfang des Aschenkreuzes gehören zu den heilswirksamen Zeichen, den Sakramentalien. In den evangelischen Kirchen haben wir den Namen behalten, nicht aber dieses Zeichen.
Bild: Spenden des Aschekreuzes an Aschermittwoch. Wikipedia Foto
Mit Aschermittwoch endet die Zeit der Masken. Es endet die Zeit der gebastelten, genähten, geschnitzten und bemalten Masken, die wir uns aufsetzen. Mit diesen Masken können Menschen für eine Weile das sein, was sie sonst nicht sind: Ein Star, eine Königin, ein Held, eine Dame von Welt, ein Narr, der alles sagt, ein Tier. Man kann für kurze Zeit, das Leben eines anderen leben. Ganz öffentlich, ohne dass jemand dafür scheel angesehen wird. Und das macht Spaß.
Nun ist die Fasnacht vorbei und alle Masken werden abgenommen.
Werden sie das wirklich?
Ich denke, es gibt außer den handgefertigten Masken für die Fastnacht auch noch andere Masken. Die Masken des Alltags, die man sich nicht mit den Händen bastelt.
Wir alle tragen sie, diese Masken, die unser Innerstes schützen.
Wir zeigen nicht jedem, was wir denken, wie wir fühlen und was in unserem Inneren wirklich los ist. Wir verhalten uns so, wie es von uns erwartet wird. Oder wir verhalten uns so, wie es uns eigentlich nicht zumute ist. Wir lächeln, wenn es uns eigentlich zum Weinen zumute ist, wir zeigen Ruhe, trotz Beunruhigung. Wir beherrschen uns. Wir sind höflich und freundlich, obwohl wir den Menschen, dem wir begegnen, gar nicht ausstehen können. Und wenn wir etwas erreichen wollen, dann setzen wir sie ganz gezielt ein, unsere Masken: zB die super freundliche Maske.
Masken können gut sein. Sie schützen uns und geben uns Sicherheit. Der Schauspieler Robbie Williams, der so viele Menschen in seinen Filmen zum Lachen gebracht hat, selber jedoch an Depressionen litt, sagte einmal: Jeder, den du triffst, kämpft einen Kampf, von dem du nichts weiss. Deswegen sein freundlich zu allen. Immer.
Wie wahr. Seid freundlich zueinander. Ihr wisst nicht, welchen Kampf ein Mensch zu kämpfen hat, hinter seiner höflichen und freundlichen Maske…
BILD: Robin Williams
Sabine Naegeli hat dazu ein Gedicht geschrieben: Wer bin ich?
Ich bin des Maskentragens so müde mein Gott,
und doch kann ich mich meiner Maske nicht entledigen.
Wie oft sieht es so ganz anders aus in mir, als ich mich nach außen hin gebe.
Ich habe Angst, mich dem Nichtverstehen auszusetzen,
dem Nichtangenommensein, wenn ich mich zu schwach zeige.
Ich fürchte ganz allein dazustehen mit meiner Art, Menschen und Dinge zu sehen.
Mir ist bange vor dem unbarmherzigen Zugriff derer, die vorschnell mit starren Urteilen bei der Hand sind
Du weißt, daß ich in so vielem nicht die bin, für die meine Umwelt mich hält.
Mich zu verbergen, verleiht mir ein Stück Sicherheit, aber es macht mich auch einsam.
Manchmal frage ich mich, ob ich mir nicht selber ein falsches Bild von mir mache.
Ich kann eine Rolle spielen und zugleich mein eigener Zuschauer sein
Was ist echt? Was ist gespielt?
Oft weiß ich es selber nicht.
Du siehst mich an, mein Gott, Du kennst mich.
Vor Dir kann ich rückhaltlos ausbreiten, was mich im Innersten bewegt.
Ich bin immer schon verstanden. Ich bin immer schon angenommen.
Deinen Augen bin ich kostbar, wie unansehnlich ich mir selber auch vorkommen mag.
Dein Gedanke bin ich.
Hilf mir, daß ich mich sehen lerne im Spiegel deines Angesichtes.
Amen
MUSIK: Arie «Ich will dir mein Herze schenken» aus der Matthäuspassion von J.S. Bach
https://www.youtube.com/watch?v=QYi1E1dkth0
FÜRBITTE
Herr, wie oft wir Masken tragen weißt du.
Was andere über uns denken, was wir selber über uns denken, weißt du ebenfalls.
Es tut so gut, vor Dir einfach nur seien zu dürfen.
So wie wir sind. So wie wir uns fühlen. Einfach zu Ruhe zu kommen.
Danke, dass wir in deinen Augen wertvoll sind.
Immer schon verstanden und auch angenommen
Gott, wir bitten dich für alle,
die mit einer schweren Schuld leben müssen.
Nimm dich ihrer an!
Gott, wir bitten dich für alle,
die unter anderen leiden.
Nimm dich ihrer an!
Gott, wir bitten dich für alle,
deren Heimat der Krieg in Asche verwandelt hat.
Nimm dich ihrer an!
Gott, wir bitten dich für alle,
die sich wie Asche fühlen,
ausgebrannt und erloschen.
Nimm dich ihrer an!
Gott, wir bitten dich für alle,
die ihr Ende vor Augen haben.
Nimm dich ihrer an!
Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub.
Gott, wir bitten dich für unsere Verstorbenen:
Gib ihnen Frieden und Licht und ewiges Leben bei dir!
In der Stille bringen wir vor dich, für wen wir beten wollen.
Wir nennen ihre Namen
Nimm dich ihrer an!
Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name;
dein Reich komme;
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Der Herr segne und behüte dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden
Amen.
MITTEILUNGEN
Herzliche Einladung
-am Donnerstag, 6. März, um 14.00 Uhr zum Forum «Gemeinsam älter werden» mit Bildvortrag von Pfrin Marion Werner zum Weltgebetstag: «Die Cookinseln – wunderbar geschaffen». Wir bitten um Anmeldung im Sekretariat.
-am Sonntag, den 9. März, zum Kirchenkaffee um 10.00 Uhr und anschliessend zum «Kunst- und Kulturgottesdienst zur Passion» mit Organist Christian Gautschi und Pfrin. Marion Werner
————————————————————————————-
Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wünschen eine gute und behütete Woche. Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.
Herzliche Grüsse nach nah und fern!
Marion Werner mit Thomas Risel
MUSIK : Pachelbel – Kanon Marimba Variante
https://www.youtube.com/watch?v=-m_6DeacwtY