Herzlich willkommen zum 338. Luther Abendgebet am Mittwoch, 11. Dezember 2024
Wir sind im Advent, mitten in bewegten Zeiten von Frieden und Krieg, von vielerlei Ungewissheiten.
Mitten im Dunkel und sehnen wir uns nach Licht, Wärme, Veränderung und Verbesserung.
Wir halten inne und bedenken unser Leben, mit Freude am Advent, mit Hoffnungen und Resignationen, mit schönen Bildern und Musik und Gebet.
Bild: Advent Spruch
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Ich zünde eine Kerze an, für Dankbarkeit, für Vertrauen, für die Hoffnung.
So sammeln wir uns heute Abend:
im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes
die uns verbinden zwischen Himmel und Erde.
Amen.
Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.
Gebet: Gott, du öffnest den Himmel.
Wir heben den Kopf.
Wir sehen dir entgegen.
Wir brauchen deine Hilfe.
Komm, in unsere Welt.
Das bitten wir durch Jesus Christus,
der mit dir und dem heiligen Geist
lebt und lebendig macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.
BILD: Gebet 15 Zentrum Verkündigung der EKHN, www.liturgischer-wegweiser.de
MUSIK zum lauschen oder mitsingen «Macht hoch die Tür»
https://www.youtube.com/watch?v=e2NA6hHVTSw
GEDANKEN: «Der Andere Advent»
Immer im Advent bringe ich Ihnen Bilder und Gedanken aus dem Kalender der «Andere Advent». Dieses Jahr hat er das Motto «Mache dich auf und werde licht». So möchte ich uns heute Abend drei Lichtblicke mitgeben.
BILD Peanuts – Der Andere Advent
Die Peanuts Karikaturen sind alt und bekannt. Mit wenigen Worten und Strichen zeigen sie die Widersprüchlichkeit der Welt auf und auch die unterschiedliche Art, wie Menschen auf die Welt reagieren. Man kann die Dunkelheit lauthals beschimpfen und sich beschweren oder still und leise eine Kerze entzünden, so dass es heller wird. Wenn man diese 4 Bilder ansieht, scheint das Hilfreiche so einfach und selbstverständlich. «Mache dich auf und werde licht».
BILD : Versöhnungstüre – Der Andere Advent
In der irischen Hauptstadt Dublin kann man in der St- Partick`s Kathedrale die „Tür der Versöhnung“ besichtigen. Sie hat schon seit Jahrhunderten in der Mitte ein Loch, gerade groß genug, dass man mit einer Hand hindurchgreifen kann. Dieses Loch und ihren Namen „Tür der Versöhnung“ verdankt die Tür einer Begebenheit, die sich 1492 zugetragen hat. Zwei irische Adlige waren aneinandergeraten. Es kam zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen ihnen und ihren Gefolgsleuten. Einer der beiden Grafen hat sich mit einigen Getreuen in höchster Not in die Kathedrale gerettet. Sie haben sich in einen Nebenraum geflüchtet und sich hinter der Tür verschanzt. Raus konnten sie nicht mehr. Ihre bewaffneten Gegner haben die Tür belagert. Die draußen haben irgendwann angeboten: „Kommt raus, dann reden wir.“ Die drin haben sich natürlich nicht getraut. Schließlich ließ der Graf, der außen stand, mit Streitäxten ein Loch in die Tür hauen. Durch das Loch haben sie miteinander gesprochen. Dann hat einer der beiden unglaublich viel riskiert: er hat seine Hand und seinen ganzen Arm durch das Loch gestreckt, dem Widersacher entgegen. Er war komplett wehrlos in dem Moment. Ich vermute, alle haben den Atem angehalten. Auf beiden Seiten der Tür. Als die beiden sich die Hände gereicht haben, waren alle erleichtert. Und sie haben sich tatsächlich versöhnt.
Der Kalender der Andere Advent kommentiert hier mit den Worten: Wer anderen eine Blume sät, blüht selber auf.
LIED: Mache dich auf und werde licht
https://www.youtube.com/watch?v=mFOSjGULzj8
Und der dritte Lichtblick kommt in Form einer Erzählung von Mariana Leky «Die Angst von Vorgestern».
Vorgestern bin ich im Aufzug stecken geblieben. Sollte das jemals passieren, habe ich bis vorgestern geglaubt, werde ich aus dem Stand in Panik geraten. Tatsächlich war es für mich viel weniger schlimm, als ich dachte – und das lag daran, dass die ältere Dame, die mit mir feststeckte, aus dem Stand in Panik geriet. Sie fing auf der Stelle an zu zittern und zu weinen, deshalb hielten wir nur kurz den Abstand, den man eigentlich hält, wenn man sich fremd ist; schnell hatte ich die Dame im Arm, sie roch nach Veilchenpastillen. Sie weinte und schnodderte in meinen Mantel, und ich versuchte, beruhigend auf sie einzureden, so, wie man auf ein fiebriges Kind oder ein altes Pferd einredet. Als die Dame mich unter Tränen bat, ihr etwas vorzusingen, stimmte ich «Der Mond ist aufgegangen» an, und noch bevor ich den steigenden wunderbaren weissen Nebel besingen konnte, fuhr der Aufzug weiter.
Ich hatte das ganze Steckenbleiben über buchstäblich alle Hände voll damit zu tun, die Angst der älteren Dame in Schach zu halten, sodass meine eigene Angst kein bisschen zum Zuge kam.
Jetzt, zwei Tage später, stehe ich erneut vor einem Aufzug, vor einer ganzen Reihe von Aufzügen. Ich befinde mich in einem Ärztehaus und habe einen Ohrenarzttermin im sechsten Stock. Es ist viel los, die Aufzüge rauschen hoch und runter, die Aufzugtüren gleiten auf und zu. Menschen steigen ein und aus. Nur ich bleibe stehen, und zwar im Weg. Ich stehe all den Menschen im Weg, die keine plötzliche Angst vor Aufzügen haben. Ich weiss nicht, ob die Angst, die ich plötzlich habe, die Angst der älteren Dame von vorgestern ist (die Ärmel meines Mantels riechen noch nach Veilchenpastillen) oder ob es meine eigene Angst vor dem Steckenbleiben ist, die vorgestern nicht zum Zuge kam und die sich jetzt nachträglich austoben möchte. Ich stecke nicht in, sondern vor einem Aufzug fest.
Und dann drehe ich mich um, weg von den Aufzugtüren, und beschliesse, eine Treppe zu suchen. Ich weiss, dass dieses Abwenden verheerend sein kann, denn aus unerfindlichen Gründen ist mit der plötzlichen Angst auch eine plötzliche Verhaltenstherapeutin in mich hineingefahren. Sie lässt mich wissen, dass das Abwenden vom Aufzug Vermeidung ist, und sobald man bei Angst auch nur einmal vermeidet, hat man sich eine Angststörung zugezogen, die innerhalb weniger Tage munter generalisieren wird und schwuppdiwupp kommt man nicht mehr nur nicht in Aufzüge hinein, sondern kaum noch aus dem Haus. All das rechnet mir die innere Verhaltenstherapeutin vor. Jedoch hilft es überhaupt nicht.
Ich wende mich ab von den Aufzügen und überlege, wo wohl die Treppe sein könnte. Ich fühle mich ratlos und verloren. Hinter mir räuspert sich jemand. Als ich mich umdrehe, steht dort ein Mann in Uniform. Er ist sehr gross, das Wort Sicherheitsdienst, das auf seiner Brust steht, ist auf meiner Augenhöhe. Seht ihr den Mond dort stehen, denke ich, er ist nur halb zu sehen.
«Kann ich ihnen helfen?», fragt der Mann. Ich schaue nach oben in ein von schütterem grauem Haar umgegebenes, freundliches Gesicht. «Ich suche die Treppe zum Ohrenarzt» sage ich. «Der ist ganz oben» sagt der Mann « da würde ich lieber den Fahrstuhl nehmen». Aber weil eine aufziehende Angststörung und eine eingebildete Verhaltenstherapeutin hinter mir her sind, halte ich nur kurz den Abstand, den man eigentlich hält, wenn man sich fremd ist. «Ich habe Angst, im Aufzug stecken zu bleiben», sage ich, «ich bin vorgestern stecken geblieben». Der Mann überlegt kurz. «Soll ich mit Ihnen hochfahren?» fragt er dann. «Ich bin vom Sicherheitsdienst. Ich muss dafür sorgen, dass sie oben ankommen».
Ich schaffe es gerade noch, den Mann vom Sicherheitsdienst nicht vor Rührung zu umarmen. «Das ist sehr freundlich», sage ich, «aber das ist wirklich nicht nötig», weil es mir unangenehm ist, den Sicherheitsdienst zu bemühen. Der Mann greift in seine Hosentasche und zieht eine verknitterte Visitenkarte heraus. «Hier ist meine Nummer», sagt er. «Sie bleiben nicht stecken. Aber wenn doch, rufen Sie mich an. Ich hole Sie sofort raus». Er klopft auf seine Brusttasche, hinter der sich sein Herz und sein Telefon befinden. Ich nicke und gehe in den Aufzug. Die Visitenkarte trage ich vor mir her wie eine heilige Schrift.
Mit mir im Aufzug ist niemand und doch sehr viel. Mit mir im Aufzug ist meine eigene Angst, die Angst der alten Dame von vorgestern, die strenge Verhaltenstherapeutin. Mit mir im Aufzug ist, vor allem und raumerfüllend, die unendliche Freundlichkeit des Sicherheitsmitarbeiters.
Das Wartezimmer des Arztes ist proppenvoll, daher dämmert es bereits als ich wieder in den Aufzug steige. Während der Fahrt nach unten hoffe ich, dass der nette Mann noch da ist, damit ich mich ausführlich bedanken und ihm sagen kann, dass er und seine Freundlichkeit heute meine Angst lahmgelegt haben.
Und genau so ist es. Da steht er noch, und als er mich sieht, lacht er und hält beide Daumen hoch.
Mache dich auf und werde licht
LIED zum Lauschen oder Mitsingen: Tochter Zion
https://www.youtube.com/watch?v=y-R81n9PWZE
FÜRBITTE
Herr Jesus Christus,
Dir vertrauen wir uns an.
Danke für die Freude dieser Tage.
Danke für alle Liebe, die wir teilen dürfen;
für alle Vertrautheit und Verbundenheit;
für alle Menschen, die uns am Herzen liegen
und denen wir am Herzen liegen.
Wir bitten um deinen Segen für sie,
um deinen Segen für alle, die wir lieben,
und ganz besonders für unsere Kinder.
Umgib sie mit deinem Schutz
und bewahre sie vor allem, was ihnen schaden will.
Wir bitten um dein Licht für alle,
in deren Leben es gerade dunkel ist.
Für die, die niemanden beschenken können
und denen niemand etwas schenken wird,
für die, deren Wohnungen kalt sind;
für alle, die heute hungrig bleiben;
für alle, die kein Zuhause haben.
Wir bitten um dein Licht für alle,
deren Leben überschattet ist von Angst;
von Gewalt; von Depression; von Sucht.
Wir bitten um dein Licht für alle,
die den Tod vor Augen haben und für die,
die bei ihnen sind.
Wir bitten um deinen Frieden für die Welt.
Wir denken besonders an das Heilige Land;
an die Ukraine; an Syrien und an alle Länder, die von Krieg überschattet sind.
Wir bitten für alle Fachleute in der Entwicklungsarbeit und alle,
die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
Stärke sie. Und bewahre alle,
die um ihres Glaubens willen verfolgt werden.
Erbarme dich Herr!
In der Stille bringen wir unsere persönlichen Bitten vor dich …
Du bist nahe.
Verwandle und heile uns, Herr.
Lass uns erkennen, dass wir getragen sind.
VATER UNSER im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Empfangt den Segen Gottes:
Der Herr segne und behüte dich.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.
Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da.
Amen
VERABSCHIEDUNG
Herzliche Einladung zum Gottesdienst am 3. Advent (15. Dezember um 10.00 Uhr), lutherische Adventsliturgie mit Adventspsalm, Adventskyrie sowie das Abendmahl begleiten uns.
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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wir wünschen allen noch eine lichtvolle, behütete Herbstzeit!
Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.
Herzliche Grüsse nach nah und fern!
Thomas Risel und Marion Werner
BILD: Einsiedeln
MUSIK: Veni, veni Emmanuel – ein aus dem Mittelalter stammendes Advent- und Weihnachtslied.
https://www.youtube.com/watch?v=gGhCcddI2iY
Komm, komm, Immanuel!
Befreie das gefangene Israel,
das in der Verbannung wehklagt,
beraubt um Gottes Sohn.
Freue dich, freue dich; Immanuel
wird für dich, Israel, geboren werden.
Komm, o Spross des Jesse!
Aus des Feindes Klauen
führe die Deinen heraus,
aus der Tiefe der Unterwelt,
aus dem Abgrund der Hölle.
Freue dich …
Komm, komm, o Morgenstern!
Tröste uns, indem du kommst.
Vertreibe die Nebel der Nacht
und die schreckliche Finsternis des Todes!
Freue dich …
Komm, Schlüssel Davids!
Schließe auf die himmlischen Reiche.
Mach sicher den Weg nach oben
und verschließe die Wege nach unten!
Freue dich …