Herzlich willkommen zum 302. Luther Abendgebet am Mittwoch, 20. März 2024.

Wir sind in der Fasten- oder auch Passionszeit, der Zeit der Vorbereitung auf das Osterfest in gut 10 Tagen.

Wir halten inne: Zeit der inneren Einkehr, in allen aktuellen Sorgen um den Frieden, in Gaza und Israel, nach 2 Jahren Ukraine-Russland-Krieg, um den Zusammenhalt und die Gerechtigkeit.

Zeit für Gedanken, Musik und Gebet.

Ich zünde eine Kerze an, in Dankbarkeit, in Vertrauen, in Hoffnung.

So sammeln wir uns heute Abend:

im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes

die uns verbinden zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Aus dem Wochen-Psalm 43.: (EG 755)

1 Schaffe mir Recht, Gott, / und führe meine Sache wider das treulose Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten!

2 Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen….?

3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, 4 dass ich hineingehe zum Altar Gottes, / zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir danke, mein Gott

5 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?

Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017,

Musik zum Text: Psalm 43 Sende dein Licht und deine Wahrheit, Kanon

https://www.youtube.com/watch?v=h9YuYQ1pbbg

 

Der Wochenpsalm beginnt mit einem Ausruf: „Judica me!“, „Schaffe mir Recht!“

Gottes Stärke und Gerechtigkeit werden angerufen, angesichts der Erfahrung des Verlassen-Seins und der Ohnmacht. Gott möge sein Licht und seine Wahrheit senden, damit die Betenden zu Gottes Wohnung und Altar gelangen, und zur Gerechtigkeit Gottes. Der letzte Vers wechselt dann die Perspektive, und so fragt der/die Betende nicht mehr Gott um Hilfe, sondern nunmehr sich selbst: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“ Nur um sogleich sich selbst wieder aufzufordern, auf Gott zu vertrauen und ihm für seine Hilfe zu danken.

Musik: Sonne der Gerechtigkeit / Raphael Schadt

https://www.youtube.com/watch?v=ArzrzX9h7mI

Recht, Gerechtigkeit, Glauben: dazu eine ganz aktuelle Geschichte, die von der ungeminderten Kraft des christlichen Glaubens erzählt. Sie handelt von Alexander Nawalny. Der vor kurzem verstorbene russische Regimekritiker, der für sein Ansinnen den Tod einkalkulierte, soll damit nicht in einen Heiligenstatus erhoben werden. Aber seine Widerstandskraft in schweren Zeiten ist bewegend.

Vor drei Jahren hielt er eine Rede vor dem Moskauer Stadtgericht. In ihr ist die ganze Sprengkraft des christlichen Glaubens zu spüren. So eindrücklich, stand da ein Mann, der keine Angst hatte – weder vor der Richterin noch vor der Strafe, die ihm bevorstand.

Formal ging es in dem Prozess darum, dass Nawalny gegen Bewährungsauflagen verstossen habe. Alle wussten aber: Hier wurde ein politischer Prozess geführt. Der selbstbewusste Alexander Nawalny war der russischen Machtelite ein Dorn im Auge. Er hatte das Zeug, dem Präsidenten Putin gefährlich zu werden. Deshalb musste er weggesperrt werden, am besten ein für allemal. Ein schweres Leben in Gefangenschaft folgte.

Warum er trotzdem nicht klein beigab, sondern auf seiner Überzeugung beharrte: das erklärte Nawalny mit seinem christlichen Glauben. Der Atheist hatte zum Glauben gefunden und war orthodoxer Christ geworden. Ein durchaus konservativ-traditioneller Christ.

In seiner bewegenden Verteidigungsrede erklärte er, warum der Glaube ihn dazu bringe, widerständig zu sein. Er sei ein gläubiger Mensch, sagte er, das helfe ihm bei dem, was er tue. Der Glaube mache alles „viel, viel einfacher“. Zum Beispiel grüble er weniger. Und er versuche, sich an der Bibel zu orientieren. Das klappe nicht immer, aber „im Grossen und Ganzen“ schon, sagte er.

Wegen seines Glaubens wurde er auch angefeindet oder verulkt. Einmal habe ihm jemand geschrieben, er könne doch eigentlich beruhigt sein, denn in der Bibel stehe doch: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.“ Ziemlich fremd mag sich dieses biblische Versprechen für moderne Menschen anhören, sinnierte Nawalny. Aber diese Seligpreisung sei tatsächlich „aktuell die bedeutendste politische Idee in Russland“. Sie mache Hoffnung, dass die Gerechtigkeit letztlich doch siegen werde.

Foto: Nawalny-Zelle in Berlin, Wikipedia

Nawalny lebte sehr einsam. Wir sahen manche Bilder von der Zelle, in der er viele Monate verbringen musste. Zwei mal drei Meter. Dunkel. Eine einfache Holzpritsche. Morgens nach dem Wecken um fünf Uhr musste er die Matratze einrollen und das Bett hochklappen. Als Toilette diente ein Loch im Boden. Um halb sieben durfte – oder musste – er an die frische Luft, auch bei eisigen Temperaturen. Schikane und Gewalt bestimmten seinen Alltag.

Ein Video zeigt dann Nawalny noch am Tag vor seinem Tod. Er ist hinter einem Gitter zu sehen, deutlich abgemagert. Doch er lacht. Vermutlich, weil er wusste: Die Gerechtigkeit wird auch dann siegen, wenn er getötet wird. Und weil er als Christ überzeugt war: Es ist etwas dran an dem „Selig-Sein“, das denen verheissen ist, die sich für Gerechtigkeit starkmachen. Auch über das irdische Leben hinaus. Wie er gestorben ist, ist unklar.

Ein Christ bietet Unrechtsherrschern die Stirn – weil er keine Angst hat und überzeugt ist von der Botschaft Jesu. Nein, das Christentum hat nicht abgewirtschaftet. Seit Anbeginn verleiht der Glaube Menschen eine Kraft, die ausreicht, um Mauern und Bastionen der Ungerechtigkeit zum Einsturz zu bringen. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Foto: Alexej Nawalny, Wikipedia

Fürbitten               von Katharina Wiefel-Jenner

Du bist der Gott unserer Stärke,
du bewahrst und segnest,
du rettest und versöhnst.
Du lässt uns hoffen. 
Wir bitten dich:
sende dein Licht und deine Wahrheit.

Du siehst,
wie Eltern um ihre Kinder weinen,
wie Kinder verhungern und verschleppt werden, 
wie Gewaltherrscher Drohungen ausstoßen und Bomben regnen lassen.
Du siehst 
die Blutspur der Kriege,
die Trauer der Verwundeten und
den Zorn der Opfer.
Du kannst retten und versöhnen.
Wir bitten dich:
sende dein Licht und deine Wahrheit.

Du spürst 
die Schmerzen der Kranken
ihre Angst und die der Angehörigen,
die Müdigkeit derer,
die sich sorgen,
die sich kümmern und pflegen.
Du kannst retten und versöhnen.
Wir bitten dich:
sende dein Licht und deine Wahrheit.

Du leidest 
mit deiner Schöpfung,
Du achtest auf das Seufzen der Schöpfung.
Du kannst retten und versöhnen.
Wir bitten dich:
sende dein Licht und deine Wahrheit.

Du hörst
wie deine Gemeinde, deine weltweite Kirche dich sucht,

wie wir für die Schwachen das Wort erheben,
dem Bösen widerstehen, dem Hass widersprechen.
Du sprichst und hörst
auf unseren Glauben, auf unseren Lobpreis.
Du bist der Gott unserer Stärke,
du bewahrst und segnest,
du rettest und versöhnst.
Du lässt uns hoffen. 
Wir bitten dich:
sende dein Licht und deine Wahrheit
durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn.

Mit seinen Worten beten wir gemeinsam:

Vaterunser… geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.   Amen.

 

SEGEN

Geht in diese Nacht und den neuen Tag und diese Zeit mit dem Vertrauen, dass Gott mit seinem Segen bei uns ist und dass Gott diese Welt tatsächlich liebt und verwandeln will.

Gott schaffe Recht und behüte uns,

Jesus Christus erneuere und stärke uns

Der Heilige Geist schenke uns Kraft, füreinander und für diese Welt da zu sein.

Amen.

 

Verabschiedung:

Herzliche Einladung zum Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche am Sonntag Palmarum, 24. März um 10 Uhr mit Pfarrer Thomas Fischer.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, viele seit über 300 Ausgaben, und wir wünschen allen eine behütete Zeit!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist und bleibt da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Thomas Risel und Marion Werner

 

Am Ende hören wir, wer mag, eines der grossartigsten deutschsprachigen Hoffnungs- und Liebeslieder der letzten Jahre:

Musik: „Ich will dass du weisst“, Anna Loos – feat. Deutsches Filmorchester Babelsberg

https://www.youtube.com/watch?v=QcJqL3fTkxc

Es gibt kein Wind, der sich nicht dreht
Kein Kreis, der sich nicht schliesst
Ich will dass du weisst, ich will dass du weisst
Da ist jemand der dich sieht