Herzlich willkommen zum 297. Luther Abendgebet

am Aschermittwoch / Valentinstag 14. Februar 2024.

Wir sind am Ende der Fasnachtzeit, Aschermittwoch und zugleich Tag der Liebenden, am Valentinstag. Wir denken an die Liebe, die wir geben und erfahren.

Wir halten inne: Zeit der neuen Orientierung neben allen aktuellen Sorgen um den Frieden, den Zusammenhalt und das weltweite Klima.

Zeit für innere Einkehr, mit Musik, Geschichten und Gebet.

Ich zünde eine Kerze an, in Dankbarkeit, in Vertrauen, in Hoffnung.

So sammeln wir uns heute Abend:

im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes

die uns verbinden zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

„4 Du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. 5 Du…bist meine Stärke.“

Bild zum Text: Psalm 31

„7 Wochen Ohne“ ist eine mittlerweile internationale deutschsprachige Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland, die jedes Jahr in der Passions- oder auch Fastenzeit stattfindet. Sie beginnt am Aschermittwoch und endet am Ostersonntag. Die Fastenaktion mit jährlich über drei Millionen Teilnehmenden als bekannteste kirchliche Aktion nach Brot für die Welt oder der Diakonie.

1983 beschloss in Hamburg eine Gruppe von Journalisten und Theologen, sieben Wochen lang – von Aschermittwoch bis Ostern – zu fasten. Auf einen Aufruf in einer Kirchenzeitung meldeten sich 70 Teilnehmer. Ein Jahr später nahmen 300 Menschen teil. Die Idee breitete sich rasch aus, 1989 beteiligten sich bereits 500.000 Menschen. Mittlerweile nehmen laut einer Emnid-Umfrage jährlich mehr als 3 Millionen Menschen in Deutschland an „7 Wochen Ohne“ teil. Seit dem Beginn haben sich in Gemeinden, Schulen und Vereinen Tausende von Fastengruppen gebildet, auch mit lokalen Angeboten.

Nachdem von den Reformatoren das Fasten ganz oder zumindest als gutes Werk abgelehnt wurde, war der Brauch in den protestantischen Kirchen über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten. Die Aktion hat die ursprünglich gemeinchristliche Tradition im deutschsprachigen Protestantismus wieder populär gemacht. Ziel ist dabei die bewusste Gestaltung der Zeit vor Ostern. Menschen sind eingeladen, Alltagsgewohnheiten zu überdenken: Sie verzichten zum Beispiel auf Genussmittel wie Schokolade, Nikotin, Alkohol oder andere Bequemlichkeiten wie Fernseh- und Internetkonsum. Dadurch schaffen sie Platz für Veränderungen, entwickeln neue Perspektiven und stellen fest, was Lebensqualität ausmacht. Beim Verzicht auf Konsum kann ich auch Solidarität mit Benachteiligten oder der Schöpfung zeigen. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ können so „7 Wochen OHNE“ auch „7 Wochen MIT“ werden.

Bild: Fastenaktion „7 Wochen ohne“

Jedes Jahr hat diese Aktion auch ein besonderes Motto oder Thema, in diesem Jahr 2024 heisst es: „Komm rüber – 7 Wochen ohne Alleingänge“.

So schreiben die Organisatoren dazu folgendes:

„Liebe Fastengeschwister,

ich begrüße Sie herzlich in einer neuen Periode des fröhlichen Weglassens! Diesmal wird uns von „7 Wochen Ohne“ empfohlen, auf Alleingänge zu verzichten und stattdessen „rüberzukommen“.

Wer den Wunsch nach Einsamkeit hat, soll dem selbstverständlich gern nachgehen. Es ist nichts einzuwenden gegen Zeiten, in denen wir für uns sind. Im Gegenteil, wir brauchen solche Zeiten, um uns selbst Gutes zu tun, oder um uns über Dinge klar zu werden. Auch Jesus ging, bevor er überhaupt mit seinem Werk anfing, in die Wüste und fastete dort 40 Tage lang allein.

Es geht also nicht um das Alleinsein, das guttut, sondern es geht um die Dinge, die man besser zusammen mit anderen angeht. Jesus blieb ja auch nicht in der Wüste, sondern er versammelte Leute um sich, mit denen er sein grosses Werk anging. Darum: „Komm rüber!“ Verlasse Räume, in denen du dich einigelst. Komm aus der Wohnung mit dem praktischen Homeoffice! Komm aus dem Schweigen! Komm raus aus dem Glauben, du müsstest alles allein schaffen!

Wo und warum neigen wir zu Alleingängen? Weil es leichter ist? Weil es schneller geht? Weil ich mich dann nicht auf andere verlassen muss? Ich glaube, das ist der wichtigste Punkt, das ist die größte Hürde: Wer „rüberkommt“, wer auf Alleingänge verzichtet, macht sich abhängig von anderen. Da drüben warten andere Meinungen, andere Stimmungen, andere Vorstellungen. Da muss ich mich eventuell dem Tempo anderer anpassen, muss über die Richtung oder gar das Ziel diskutieren. Wer „rüberkommt“, gibt ein Stück der eigenen Freiheit auf.

Andererseits kann man eine Menge gewinnen davon, wenn man gemeinsam unterwegs ist. Von solchen Situationen erzählen viele Bibelgeschichten.

Bild: Emmausjünger

Es ist gut, jemanden zu haben, mit dem man die eigenen Gefühle teilen kann! Sich einander stützen, das Schlimme oder Schöne, das man erlebt hat, gemeinsam besprechen. Also „rübersehen“ und nicht allein bleiben. Es ist kein schönes Gefühl, das nicht teilen zu können, in Sorge und Trauer gefangen oder auch in Freude allein zu bleiben. Wenn ich mich anderen zuwende, kann ich vielleicht auch erkennen, dass „da drüben“ noch etwas anderes existiert.

Gehen wir doch so durch diese Passions- und Fastenzeit: in Kontakt mit Menschen, die uns guttun, und mit offenen Augen für andere unterwegs.

Eine Wochenaufgabe, die auch immer zu „7 Wochen ohne“ gehört, könnte also lauten: Verabrede Dich mit einer Kollegin oder einem Kollegen für einen gemeinsamen Arbeitsweg! Oder vereinbare einen gemeinsamen Weg mit einer Person, mit der Du vielleicht ein gemeinsames „Schicksal“ teilst. Nutze die Zeit zum Reden und Zuhören! Und: Rede nicht über Arbeit oder über das, worüber Du sonst mit dieser Person sprichst!“

Auf welche Alleingänge kann ich also verzichten? Wo brauche ich das Alleinsein und das stille Nachdenken?

„Komm rüber!“ bedeutet schliesslich auch Segen, und der hat etwas mit Aufbrechen zu tun. Neue Gedanken wagen, Fastenzeit ist kein Verzicht um des Verzichts willen. Sie führt uns zu neuen Erfahrungen, im Alleinsein und im Miteinander.

 

Musik: „Vertraut den neuen Wegen“ Landesjugendchor Thüringen. Aus dem Achteckhaus im Schloss in Sondershausen

https://www.youtube.com/watch?v=HFi_xVPBfTI

Fürbitten

von Christian Lehnert

Nun ist es Zeit, Gott,
umzukehren,
heimzukehren in deine Arme. 
Du weichst nicht von unserer Seite 
und sagst uns unentwegt: 
Mein Reich ist euch ganz nah. 

Wir bitten dich:
Unterbrich uns 
und überwinde unseren Mangel an Vertrauen, 
wenn wir in Sorgen ersticken, 
uns in Ängsten vergraben,
wenn wir fest stecken in Routinen und Sackgassen,
in starren Meinungen und moralischem Hochmut,
wenn uns die Kraft fehlt, zu dir ins Offene zu lauschen. 
Wir rufen: Gott, erbarme dich. 

Wir bitten dich: 
Unterbrich uns 
und überwinde die immer schnelleren Spiralen der Gewalt, 
wenn Menschen Feindbilder aufbauen, 
um sich selbst zu bestätigen, 
wenn sie getrieben sind von Macht- oder Habgier, 
wenn in Krieg und Bürgerkrieg 
das Blutvergießen zu immer neuem Blutvergießen führt. 
Wir rufen: Gott, erbarme dich. 

Wir bitten dich: 
Unterbrich uns 
und überwinde den strudelnden Sog der Lügen, 
der Halbwahrheiten,
der Täuschungen, der Zensur und Desinformation, 
wenn Menschen manipuliert und gelenkt werden sollen,
wenn Menschen Angst haben vor anderen Meinungen 
oder vor der Komplexität unserer Welt, 
wenn Menschen sich verschließen in ihre engen Horizonte. 
Wir rufen: Gott, erbarme dich. 

Wir bitten dich: 
Unterbrich uns
und überwinde den Mangel an Hoffnung,  
wenn Menschen sich resigniert zurückziehen, 
wenn sie nur noch funktionieren und im Hamsterrad ihrer Pflichten laufen, 
wenn sie Schuld verschweigen 
und mitleidlos werden gegenüber anderen und sich selbst. 
Wir rufen: Gott, erbarme dich. 

Es ist Zeit, Gott,
umzukehren.
Wende du unsere Blicke,
wende du unsere Wege
hin zu dir. „Komm rüber“ zu uns, wir gehen Dir entgegen.

Mit den Worten deines Sohnes beten wir gemeinsam:

Vaterunser:… geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.   Amen.

SEGEN

Es segne dich der liebende Gott:

Er behüte dich auf deinem Weg.

Sie sei dir nahe in schweren Zeiten, wie ein Quell in der Wüste.

Er sei dir das Feuer unter der Asche.

So segne euch der gute und immer treue Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist

Verabschiedung:

Herzliche Einladung zum Gottesdienst am Sonntag, 18. Februar, 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche Zürich mit Pfarrerin Marion Werner.

Anschliessend Beisammensein zum Kirchenkaffee dort.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, und wünschen allen, auch denen, die noch in den Ferien unterwegs sind, eine behütete Zeit!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist und bleibt da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Thomas Risel und Marion Werner

Musik: Abide With Me – Audrey Assad

https://www.youtube.com/watch?v=84YASWe3_2Q

Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein (EG 488)

  1. Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein.

Es kommt die Nacht, die Finsternis fällt ein.

Wo fänd ich Trost, wärst du mein Gott nicht hier?

Hilf dem, der hilflos ist: Herr, bleib bei mir!

 

  1. Wie bald verebbt der Tag, das Leben weicht,

die Lust verglimmt, der Erdenruhm verbleicht;

umringt von Fall und Wandel leben wir.

Unwandelbar bist du: Herr, bleib bei mir!

 

  1. Ich brauch zu jeder Stund dein Nahesein,

denn des Versuchers Macht brichst du allein.

Wer hilft mir sonst, wenn ich den Halt verlier?

In Licht und Dunkelheit, Herr, bleib bei mir

Text: Theodor Werner 1952 nach dem englischen »Abide with me« von Henry Francis Lyte 1847
Melodie: William Henry Monk 1861