Herzlich willkommen zum 296. Luther Abendgebet, am 7. Februar 2024. Sonnenschein hat uns in dieser Woche erfreut und gewärmt. Die ersten Schneeglöckchen wachsen bereits in den Gärten und lassen vom Frühjahr träumen. Vor Frühlingsbeginn jedoch startet morgen mit dem «Schmutzigen Donnerstag» die Hochsaison der Fastnacht. Eine bunte und laute und ausgelassene Zeit, die vielen Menschen Freude bereitet.

 

Wir sammeln uns heute Abend zu unserem ruhigen Gebet

im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Denn unsere Hilfe kommt von dem Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Amen.

 

In allem, was in dieser Welt und in unserem persönlichen Leben geschieht und sich wandelt: Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

 SICH BEREIT MACHEN.

Ich suche einen guten Ort für mich. Er hilft mir, zur Ruhe zu kommen.

Ich entzünde eine Kerze.

Ich lasse mich vom Licht bescheinen, das kann mir helfen, mich für die Gegenwart Gottes zu öffnen.

 GEBET

Ewiger Gott, ich bin hier. (Wir sind hier).

Allein,

und doch verbunden in Gedanken und im Gebet,

durch Deinen Geist, mit Schwestern und Brüdern,

mit Freundinnen und Weggefährten.

Wir sind / Ich bin mit Herz und Seele von zuhause dabei.

verbunden, um diese Andacht zu feiern.

Wir kommen mit allen Erlebnissen, Begegnungen und Gefühlen dieser Tage.

Mit Leid und Trauer,

mit Erschrecken über die Folgen der Klimaerwärmung,

der Kriege und der Ungerechtigkeiten dieser Welt,

mit persönlichen Sorgen und Ängsten und Gedanken die wir uns machen.

Wir kommen auch mit Freude und Dank.

Für so viel Kleines und Grosses in unserem Alltag und Leben.

So vieles, was nicht selbstverständlich ist.

Wir machen uns bewusst, du Gott, bist da.

Amen.

MUSIK Wir kommen zur Ruhe mit dem Taizé-Lied «Bleibet hier und wachet mit mir»

https://www.youtube.com/watch?v=5QN9xJEyu7s

 

Wir beten: Du Gott sprichst zu mir in meiner Sprache.

In menschlichen Worten findest du mein Ohr.

Wenn du mir fremd wirst,

dann hilf mir, dich wieder zu verstehen.

Wenn ich dich nicht hören kann,

hilf mir, dir dennoch zu vertrauen.

Schenk mir Worte, die tragen

durch Jesus Christus, unsern Herrn und Bruder in Ewigkeit.

Quelle: Zentrum Verkündigung der EKHN, www.liturgischer-wegweiser.de

BILD GEBET 19

GEDANKEN: Nathan der Weise

Liebe Gemeinde,

erinnern Sie sich noch an das Drama «Nathan der Weise» und die Ringparabel? Viele von uns haben dieses literarische Werk von Lessing in der Schule durchgenommen. Wahrscheinlich mit mehr oder weniger Freude daran. Es war Pflichtlektüre im Fach Deutsch. Ich muss gestehen, seit der Schulzeit hatte ich damit keinen Kontakt mehr. Heute frage ich meinen Sohn zur Aufklärung und Nathan dem Weisen als Prüfungsvorbereitung ab.

Und ich staune, wie aktuell dieses Werk aus dem 18. Jahrhundert über all die Jahre immer noch ist. Und wie viel es uns heute zu sagen hat.

Die Geschichte spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzuges (1189-1192) in Jerusalem, wo die Mitglieder der drei grossen Religionen: Christentum, Judentum und Islam verfeindet sind und sich mit vielen Vorurteilen begegnen. Nathan der Weise, ein reicher Händler aus Jerusalem, ist nicht nur weise, sondern auch gütig und grosszügig. Von ihm lernen die anderen Personen des Dramas Akzeptanz, Toleranz, Frieden und Harmonie. Besonders aber lernen sie von ihm und durch ihn, dass man sich mit Menschlichkeit und offen begegnen soll und nicht mit der Brille der Vorurteile bezüglich Herkunft und Religionszugehörigkeit. Der Mensch, mit seinem Charakter und seiner Geschichte wird in den Vordergrund gestellt und die Bemühung miteinander in Frieden zu leben.

Diese Gedanken sind sehr im Sinne von Jesus, der uns auffordert den Nächsten zu lieben und ihm zu helfen, unabhängig, wer er oder sie ist. Und das hat Jesus vorgelebt. Er hat auf die Menschen und ihr Wohlergehen gesehen, hat Ausgestossene in die Gemeinschaft zurückgeholt, hat sich für Frieden und Vergebung eingesetzt. Für ein funktionierendes Miteinander also.

Nathan der Weise geht noch einen Schritt weiter. Er lehrt die Personen des Dramas, aber auch die Leserinnen und Leser die Gleichstellung der drei Weltreligionen. Die sogenannte Ringparabel, die Nathan der Weise erzählt, ist das Herzstück des Dramas:

Ein Mann besitzt ein wertvolles Familienerbstück, einen Ring, der die Eigenschaft hat, seinen Träger «vor Gott und den Menschen angenehm» zu machen, wenn der Besitzer ihn „in dieser Zuversicht“ trägt. Dieser Ring wurde über viele Generationen vom Vater an jenen Sohn vererbt, den er am meisten liebte. Doch eines Tages tritt der Fall ein, dass ein Vater drei Söhne hat und keinen von ihnen bevorzugen will. Deshalb lässt er sich von einem Künstler exakte Duplikate des Ringes herstellen, vererbt jedem seiner Söhne einen der Ringe und versichert jedem, sein Ring sei der echte.

Nach dem Tode des Vaters ziehen die Söhne vor Gericht, um klären zu lassen, welcher von den drei Ringen der echte sei. Der Richter aber ist außerstande, dies zu ermitteln. So erinnert er die drei Männer daran, dass der echte Ring die Eigenschaft habe, den Träger bei Gott und allen anderen Menschen beliebt zu machen. Jeder Ringträger solle sich also bemühen, diese Wirkung für sich herbeizuführen. Daran würde sich die Echtheit des Ringes erkennen lassen. – So weit die Ringparabel.

Das Drama Nathan der Weise hält die drei Religionen für gleichwertig und sucht das Beste in ihnen. Die Besserwisserei und die Ausgrenzung der Anderen, weil sie anders sind, werden abgelehnt. Stattdessen solle jeder darauf achten, so zu leben, dass er den Mitmenschen angenehm ist und Menschen auf Augenhöhe begegnen.

Es wird ja gesagt, in unserer heutigen Welt könnte es keinen Frieden geben, ohne den Frieden der Religionen. Und das ist sicherlich wahr. Ich finde es daher sehr gut, dass in unseren Schulen, die so mulikulturell geworden sind, Nathan dem Weisen immer noch gelehrt wird.

Darüber hinaus denke ich, ist in unserer heutigen Welt nicht nur das ökumenische Gespräch wichtig, sondern auch der interreligiöse Dialog. Der gemeinsame Einsatz für Frieden und das gemeinsame Gebet für Frieden. Nur gemeinsam, als Weltfamilie und mit Gottes Hilfe, können wir den Weg in die Zukunft finden und gehen.

Passend zu dem alten und doch so aktuellen Drama, ein knapp 50-jähriges altes und doch so aktuelle Lied: «We are the world, we are the chrildren» – «Wir sind die Welt, wir sind die Kinder»

 Wer sich an das Drama erinnern will – hier ist eine Zusammenfassung

https://www.youtube.com/watch?v=W4uKl0Pmn1o

 

LIED: We Are The World

https://www.youtube.com/watch?v=s3wNuru4U0l

 

WIR SIND DIE WELT
Es kommt die Zeit, wenn wir einen bestimmten Aufruf brauchen
Wenn die Welt als Ganzes zusammenkommen muss
Es sterben Leute
Oh, und es ist Zeit dem Leben zu helfen
Das größte Geschenk von allen
Wir können uns nicht Tag für Tag weiter vortäuschen
Dass irgendjemand, irgendwie bald etwas verändern würde
Wir sind alle ein Teil von Gottes großer Familie
Und die Wahrheit ist, wie Du weißt, Liebe ist alles was wir brauchen

Wir sind die Welt, wir sind die Kinder
Wir sind diejenigen, die einen strahlenderen Tag machen
So lasst uns anfangen zu Geben
Da gibt es eine Wahl, die wir treffen
Wir retten unsere eigenen Leben
Es ist wahr, wir werden einen besseren Tag machen
Nur du und ich

Also, schicke ihnen Dein Herz
So dass sie wissen, dass sich jemand um sie kümmert
Und ihre Leben werden stärker und frei sein
Wie Gott es uns gezeigt hat
Als er Stein zu Brot verwandelte
Und so müssen wir alle helfen

Wenn Du am Boden und ausgebrannt bist
Es scheint überhaupt keine Hoffnung mehr zu geben
Dann glaube nur,
Da gibt es keine Weise, wie wir fallen können,

wenn wir zusammenhalten.
Nun, nun, nun, lasst uns realisieren
Dass diese eine Veränderung nur kommen kann
Wenn wir zusammenhalten wie Eins

 

FÜRBITTE

Ewiges Wort,
du begeisternde Kraft,
du Liebe, die trägt,
du bleibende Gegenwart
in unseren Herzen und in dieser Welt –

Wir bitten dich:

Mache deine Kirche 
zu einem Ort des Hörens, 
zu einem Ort, an dem die Worte 
über den Tag hinausweisen,
retten und heilen. 

Bestärke in der Welt die Kräfte,
die sich für die Wahrheit begeistern, 
die dem Frieden dienen,
die die Gerechtigkeit lieben,
die sich dem Hass verweigern,
die die Schwächeren schützen, 
retten und heilen. 

Umhülle mit Liebe
die, die vor Schmerzen weinen,
die mit Angst der kommenden Nacht entgegensehen,
die sich vor dem morgigen Tag fürchten,
die hungern,
die von Waffen bedroht werden,
die, die um geliebtes Leben trauern.
In deiner Liebe
rette sie, heile sie.

Dein Wort sagt uns: «Von allen Seiten um gibst du mich

Und hältst deine Hand über mir»

Lass uns erkennten wie du uns begleitest

Und trägst.

Bleib bei uns und höre uns –

In der Stille bringen wir vor dich, was uns auf dem Herzen liegt

 

VATERUNSER

im Himmel geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.  

Amen.

 

SEGEN

Der Herr segne und behüte dich,

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,

der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.

Bleibt zuversichtlich, denn Gott ist da.

Amen

 

 MITTEILUNGEN

Herzliche Einladung am Sonntag, dem 11. Februar um 10.00 Uhr zum Gottesdienst mit Pfr. Risel in die Martin Luther Kirche. Im Anschluss sind Sie zu einem wunderbaren Benefizkonzert eingeladen: Brigitte Müller Reuter – Cembalo; Andreas Müller-Crepon – Flöte; Joachim Müller-Crepon – Violoncello.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft und wünsche eine gute und behütete Woche.

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.

 

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Marion Werner und Thomas Risel

 

MUSIK: «Behüte mich Gott, ich vertraue dir»

https://www.youtube.com/watch?v=S6-UneKFn2l