Herzlich willkommen zum 305. Luther Abendgebet am Mittwoch, 17. April 2024.

Wir sind in der österlichen Zeit, zwischen Ostern und Pfingsten. In Zeiten von Krieg und Frieden, von vielerlei Bedrohungen und Ungewissheiten mitten im schönen Frühling.

Wir halten inne: Zeit der inneren Einkehr, in allen aktuellen Sorgen um den Frieden, um Zusammenhalt und Gerechtigkeit.

Zeit für Gedanken, Musik und Gebet.

Ich zünde eine Kerze an, in Dankbarkeit, in Vertrauen, in Hoffnung.

So sammeln wir uns heute Abend:

im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes

die uns verbinden zwischen Himmel und Erde.

Amen.

Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

In allem, was in dieser Welt und in unserem Leben geschieht und sich wandelt:  Gott bleibt, unser Gebet bleibt.

Wochen-Psalm 23 für die nächste Woche: Der gute Hirte

1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.        Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017.

Bild: Immanuel Kant, Daten

Immanuel Kant hat die Welt verändert, ohne viel von ihr zu sehen. Der deutsche Philosoph verliess seine Heimatstadt Königsberg so gut wie nie – doch seine Schriften veränderten weltweit das Denken. Er gilt als einer der wichtigsten Philosophen des Zeitalters der Aufklärung, seine Werke haben bis heute nicht an Aktualität verloren. Entsprechend wird zu seinem 300. Geburtstag fast weltweit in mit grossen Ausstellungen, zahlreichen Veranstaltungen und einem Festakt erinnert. Unser Geburtstagskind, der grosse „Hüter der Vernunft“ Immanuel Kant, konnte auch nicht alles in seinem Leben mit seiner Vernunft begründen und denken. Er hat uns in einem sehr schönen Satz folgendes hinterlassen: „Ich habe in meinem Leben viele Bücher gelesen. Aber nichts hat mein Herz so still und froh gemacht wie die vier Worte: „Du bist bei mir.“

Damit meint Kant die Worte aus dem 23. Psalm (Vers 4), es sind für mich wie auch für viele mit die wichtigsten Worte unseres Glaubens. „Ich fürchte kein Unglück“, sagt der Beter des Psalms, „denn du bist bei mir.“ Gott ist an meiner Seite.

Musik: „Der Herr ist mein Hirt‘“ Bernhard Klein (1793-1832) Vocalitas Nova mit ehemaligen Mitgliedern des Dresdner Kreuzchores und der Dresdner Kapellknaben.

https://www.youtube.com/watch?v=ndtk0VRfNK8

In diesen Zeiten von Krieg und Frieden, von vielerlei Bedrohungen und Ungewissheiten tut es gut, heute auf einen der berühmtesten Denker der Welt zu blicken zu dessen 300. Geburtstag. Der Schreck vieler Schülerinnen und Schüler, der grosse Vordenker der Vernunft und Aufklärer der Geschichte.

Immanuel Kant (1724-1804) war der “bedeutendste Philosoph der Neuzeit”, sagt auch Marcus Willaschek. Der Experte, der gerade das Buch “Kant: Die Revolution des Denkens” vorgelegt hat, betont mit folgenden Sätzen die Aktualität des bedeutenden Aufklärers:

Ohne den Autor der epochalen “Kritik der reinen Vernunft” gäbe es den berühmten Artikel zur Würde des Menschen in vielen Staatsverfassungen und der UNO-Charta nicht.

Kant kann auch zum Verhalten in Krisen ethische Orientierung geben. Scharf denken und weiterdenken: Kant hatte immer den Mut, sich seines Verstandes vollumfänglich zu bedienen, so ist er einer der Begründer der Aufklärung, die dem Menschen Mündigkeit verschaffen wird gegenüber allen Glaubenssystemen. Auch zum Frieden im Kleinen wie im Grossen wusste Kant sich klar zu äussern und war der festen Überzeugung, dass zum Frieden immer der Leitsatz gehört: „Du sollst nicht lügen.“ Wir wissen, dass er damit recht hat. Wir wissen, dass in jedem Krieg die Wahrheit das erste Opfer ist.

Bild: Kant-Gemälde

Warum ist Kant 300 Jahre nach seiner Geburt noch wichtig?

Drei Aspekte sind von dem bedeutendsten Philosophen der Neuzeit heute noch von grosser Bedeutung.

Erstens: Kant als Philosoph der Aufklärung, der dafür eintritt, dass wir uns von vorgegebenen Meinungen unabhängig machen, der für Freiheit, für eine kritische Öffentlichkeit, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit eintritt.

Zweitens: Kant als Ethiker. Sein berühmter „Kategorischer Imperativ“ ist noch heute eine moralische Richtschnur für sehr viele Menschen.

    Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (Immanuel Kant: AA IV, 421). Handle also nur nach dem Leitsatz, von dem du willst, dass er ein allgemeines Gesetz wird.

Und drittens: Kant als Erkenntnistheoretiker. Sein verblüffender Gedanke war, dass die Welt nicht einfach da ist, wie wir sie erkennen, sondern dass wir sie im aktiven Erkennen mitstrukturieren: Raum und Zeit sind Formen menschlicher Erkenntnis. Zu Kants Zeit war das absolut revolutionär.

Kant ist heute überall präsent in der Philosophie. Das liegt vor allem an der ungebrochenen politischen Relevanz seines Denkens, man denke nur an die Schrift “Zum ewigen Frieden” mit dem Konzept einer Weltfriedensordnung. Dieses Projekt hat auch in den heutigen Zeiten nichts von seiner Dringlichkeit verloren.

Kant hält natürlich nicht die Lösung für alle aktuellen Probleme bereit. Was wir aber von ihm lernen können, ist die grosse Bedeutung von Bildung für die Demokratie. Nur aufgeklärte, gebildete Bürger – Kant sagt: mündige Bürger – sind in der Lage, sich auch im heutigen Mediendschungel zurechtzufinden. Nur oberflächliches Denken kann dazu führen zu meinen, es wäre besser, in einer autokratischen Diktatur zu leben.

Ein freier und vernünftiger Mensch zu sein – das geht nach Kant nur in einer Demokratie mit einer kritischen Öffentlichkeit.

Der kategorische Imperativ … Ja, der Mensch soll nach Regeln handeln, die für alle gelten können. “Ich halte mich raus. Sollen doch die anderen mal machen” – Das kann keine allgemeine Regel sein.

Was würde der Welt fehlen, wenn Kant nicht gelebt hätte? Es würde der Begriff der Menschenwürde in Grundgesetzen fehlen, das Konzept des mündigen Bürgers, Und vielleicht würden auch die Vereinten Nationen nicht in dieser Form existieren.

Und das Erstaunliche dabei ist: Kant hat nichts anderes getan, als Bücher und Artikel zu schreiben. Er war kein Politiker, er hat nichts erfunden, hat keine lebensrettende Medizin entwickelt. Trotzdem prägt seine auf das reine Denken bezogene Existenz unsere Welt bis heute. Kants Wahlspruch war: Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Denk‘ nach, heisst das, überlege gut, frage auch andere, wie sie eine Sache sehen.

Martin Luther erklärt in einer weltberühmt gewordenen Rede vor dem Reichtsag in Worms 250 Jahre zuvor: „Wenn ich nicht durch die Heilige Schrift oder klare Vernunftgründe widerlegt werde, kann ich nicht widerrufen – mein Gewissen verbietet mir das. Luther bleibt bei seiner Überzeugung.

„Prüfe alles und das Gute behalte“, so sagt es die Bibel.

Bild: Kant-Statue

Musik: J.S. Bach, Kantate BWV 104: Nr. 6 Choral „Der Herr ist mein getreuer Hirt” | solistenensemble stimmkunst | Stiftsbarock Stuttgart.

https://www.youtube.com/watch?v=lTRCIIhUdEU

 

Fürbitten:

von Katharina Wiefel-Jenner

Du Auferstandener, 
Du siehst uns an. 
Du sprichst 
und deine Stimme erweicht die Hartherzigen.
Du trägst die Müden
und stärkst uns als guter Hirte.
Wir beten zu dir:

Sieh die Verwundeten, 
die Verletzten.
Sieh, wie das Sterben weitergeht. 
Rette die Verirrten und befreie die Verschleppten.
Richte die Gewalttäter.
Du hast die Macht, die dem Tod widersteht.
Höre uns und erbarme dich.

Sprich zu denen, die Hass säen
und zu denen,
die sich über die Furcht ihrer Opfer freuen.
Sprich, damit die Zögerlichen aufstehen
und die Verängstigten Mut finden.
Bekehre die Boshaften. 
Deine Stimme verheißt Leben.
Höre uns und erbarme dich.

Nimm die Erschöpften auf dein Herz,
die Überforderten und Ausgebrannten.
Trage die Angst der Angehörige um ihre Kranken mit
und die Trauer um verlorene Liebe.
Heile die gequälte Schöpfung.
Du bist Trost und Leben. 
Höre uns und erbarme dich.

Du Auferstandener und Lebendiger,
du guter Hirte,
sieh auf deine weltweite Kirche,
sprich zu denen, die dich suchen.
Sei Schutz und Schirm für
unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Hilf allen, für die wir Verantwortung haben.
Begleite und begeistere unsere Kinder.
Wir gehören zu dir.
Höre uns und erbarme dich
heute und morgen und alle Tage.

Mit Deinen Worten beten wir gemeinsam:

Vaterunser… geheiligt werde dein Name;

dein Reich komme;

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern;

und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.   Amen.

 

SEGEN

Geht in diese Nacht und den neuen Tag und diese Zeit mit dem Segen des Guten Hirten:

Wie der gute Hirte sei Gott vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.

Wie der gute Hirte sei Gott neben dir, um dich auf den Arm zu nehmen und dich zu tragen, wann du es nötig hast.

Wie der gute Hirte sei Gott unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst.

Wie der gute Hirte sei Gott mit dir:

Es segne und behüte dich der Allmächtige und die Gütige,

Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

(nach einer Vorlage von Sedulus Caelius, 425 – 450 n.Chr.)

Foto: Guter Hirte

Verabschiedung:

Herzliche Einladung zum nächsten Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche am Sonntag, 21. April um 10 Uhr mit Prädikantin Elke Breitenfeldt.

Schon jetzt wissen wir auch hin auf einen besonderen Gottesdienst „500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“ mit vielen alten und neuen Liedern am Sonntag Kantate, 28. April um 10 Uhr in unserer Kirche.

Das Luther-Gebet macht nun Pause bis zum 1. Mai, wir befinden uns nächste Woche auf Konfirmandenreise in Erfurt und Wittenberg.

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Wir danken allen, die mit unterwegs sind in Gebet und Gemeinschaft, viele seit über 300 Ausgaben, und wir wünschen allen eine behütete Frühlingszeit!

Bleiben wir zuversichtlich. Gott ist da.

Herzliche Grüsse nach nah und fern!

Thomas Risel und Marion Werner

Musik: Der Herr ist mein getreuer Hirt, BWV 112: Versus I: Chorus.

Gächinger Kantorei / Helmuth Rilling. Stuttgart Bach Collegium

https://www.youtube.com/watch?v=XuU0raMjltA